Thüringische Landeszeitung (Jena)
24- Stunden-Märkte für bessere Versorgung
Heimatcheck Teil 8: So bewerten Leser die Einkaufsmöglichkeiten im Saale-Holzland-Kreis
Mit dem großen Heimatcheck wollten wir wissen, wie unsere Leserinnen und Leser ihre Orts- und Stadtteile beurteilen. Jeden Mittwoch werten wir eine Kategorie unserer Umfrage aus. Diese Woche: die Ergebnisse zu dem Thema Einkaufsmöglichkeiten.
Die beste Bewertung erhielt im Saale-Holzland-Kreis die Region Bürgel und Eisenberg (2,4), gefolgt von dem Bereich Schkölen-Heideland mit der Note 3. Am schlechtesten schätzten unsere Leser die Einkaufsmöglichkeiten in der Region Hügelland-Täler, Leuchtenburg Saalestrand sowie Dornburg-Camburg ein und vergaben hier die Note 3,7.
In der Gesamtbetrachtung ergibt das eine Wertung von 3,2. Damit landet das Saale-Holzland unter allen von uns befragten Landkreisen auf dem drittletzten Platz. Schlechter schneiden nur das Weimarer Land (3,3) und der Kyffhäuserkreis mit der Note 3,4 ab.
Ambulanter Handel deckt abgelegene Orte ab
Ina John vom Verein Regionale Aktionsgruppe Saale-Holzland meint, der Landkreis sei sehr gut aufgestellt. Sie verweist aber auch auf den ambulanten Handel, der zum Teil immer noch nötig ist, um die Versorgung in ländlichen Regionen zu gewährleisten. „Auf abgelegene Orte kommen zum
Glück noch Verkaufsbusse von Bäckereien oder Fleischereien, die die Gemeinden gut abdecken“, so Ina John. Inwieweit das Angebot angesichts steigender Kosten im vergangenen Jahr zurückgegangen ist, könne sie derzeit nicht sagen.
Eine weitere Möglichkeit, die Versorgung auf dem Land zu gewährleisten, besteht in 24-StundenMärkten. Diese verzichten auf Verkaufspersonal. Kunden können diese Läden mittels einer Chipkarte betreten. Die Abrechnung erfolgt automatisch oder an Selbstbedienungskassen.
Bezahlt wird per ECKarte.
Den ersten Laden dieser Art eröffnete das Erfurter Unternehmen Emmas Tag- und Nachtladen 2020 in Altengottern (Unstrut-HainichKreis). Mittlerweile gibt es in Thüringen vier solcher Märkte, drei weitere seien derzeit im Bau, sagt Geschäftsführer Peter John. Aus ganz Deutschland seien bisher rund 700 Anfragen von Kommunen eingegangen, die sich einen 24Stunden-Markt wünschen. Je nach Größe des Ortes verlange das Unternehmen einen Anteil – je größer die Kommune desto größer ist auch der Anteil.
Auch bei der Beschaffung von Fördermitteln unterstütze man die Gemeinden. In Thüringen wurden Märkte dieser Art in einem gesonderten Programm gefördert. Für 2023 wurden die Mittel aber gestrichen. Zwar besteht die Möglichkeit, Fördermittel aus anderen Programmen zu beantragen, doch hätten Kommunen John berichtet, dass die Anträge zu komplex seien und oft nicht genehmigt würden.
Da das Sicherheits- sowie das Warenwirtschaftssystem mit einer Künstlichen Intelligenz arbeite, könne das Unternehmen nur dort Märkte bauen, wo eine Internetverbindung mit mindestens 50 Megabit pro Sekunde möglich ist. „Außerdem brauchen wir für den Fall einer Störung eine
Backup-Verbindung über Funk“, so der Geschäftsführer John.
Meist lohnen sich diese Märkte erst ab einer Entfernung von etwa zehn Kilometern zum nächsten Grundversorger. Auch für Emmas Tag- und Nachtladen steht die Wirtschaftlichkeit im Vordergrund. Doch um die Versorgung durch 24Stunden-Märkte auch in Zukunft zu gewährleisten benötigt es weiterhin Fördermittel.
„Wenn wir die kleinen Orte wiederbeleben wollen, braucht wir auch die Unterstützung vom Land“, sagt Peter John.