Thüringische Landeszeitung (Jena)
Lohnen sich die Edel-Phones von Samsung?
Die Koreaner zielen mit stärkerem Prozessor und besseren Kameras auf iPhone-Kunden. Ein Praxistest mit drei Modellen
Berlin. Optisch kaum Änderungen, dafür messbar mehr Leistung, eine etwas verbesserte Kamera und deutlich angehobene Preise: Als erster Hersteller des Jahres hat Samsung seine drei neuen Smartphones aus der sogenannten Super-PremiumKlasse (über 1000 Euro) vorgestellt.
Das Galaxy S23, das S23 Plus sowie das Topmodell S23 Ultra wollen Apples iPhone-14-Reihe Konkurrenz machen und die anderen Hersteller aus dem Android-Lager auf Abstand halten. Wie gut das klappt und für wen sich der Kauf lohnt, verrät der Praxistest nach einer Woche mit dem neuen Trio im Alltag.
Teures Technikvergnügen
Wer sich ein Smartphone aus Samsungs neuer Flaggschiff-Reihe direkt zum Start sichern möchte, muss so tief wie nie in die Tasche greifen. Nach stabilen Preisen im vergangenen Jahr schraubt der Hersteller aus Südkorea – wie zuletzt Apple – die unverbindliche Preisempfehlung nach oben: Das Einstiegsmodell Galaxy S23 (ab 949 Euro) wird im Vergleich zum Vorjahr 100 Euro teurer und ist der einzige Vertreter unter 1000 Euro. Das günstigste Plus-Modell kostet 1199 Euro – 150 Euro mehr als im Vorjahr. Allerdings wurde die Variante mit 128 Gigabyte (GB) Speicher gestrichen, verglichen mit dem gleich großen Vorgänger (256 GB) sind es noch 50 Euro Aufschlag. Gleiches gilt für das Ultra-Modell, das künftig zwischen 1399 Euro (256 GB) und 1819 Euro (1 Terabyte) kostet.
Stärkerer Chip verleiht Flügel
Angeführt wird das S23-Trio erneut vom 6,8 Zoll großen, 233 Gramm schweren und am besten ausgestatteten Ultra-Gerät, zu dem trotz stolzer Preise und Inflation laut Samsung immer mehr Galaxy-Käufer greifen – auch viele Frauen.
Abgesehen von den, neben Mattschwarz, drei neuen Farben ist das S23 Ultra fast nicht vom Vorgänger zu unterscheiden. Einzig die Objektive der Rückkamera sind minimal größer und der Aluminiumrahmen ist an den Seiten weniger stark gekrümmt. Dadurch liegt das wuchtige Gerät etwas besser in der Hand. Die Haptik bleibt hervorragend.
Der hochauflösende AMOLEDBildschirm (Quad-HD-Plus mit 3088 mal 1440 Pixel) mit flüssigen bis zu 120 Bildern pro Sekunde (Hertz) ist etwas weniger gebogen. Das bietet minimal mehr Komfort beim Lesen sowie beim Schreiben oder Zeichnen mit dem unverändert soliden Eingabestift S-Pen, der erneut im Gehäuse verstaut ist.
Die wichtigste Neuerung der S23Serie steckt in den Geräten: Erstmals erhält sie auch in Europa als „Herz“den Snapdragon 8 Gen 2 von Qualcomm – den derzeit schnellsten Chipsatz für AndroidSmartphones. Laut Samsung soll dieser je gut ein Drittel mehr Prozessorund Grafikleistung als der Vorgänger liefern und 40 Prozent energiesparsamer sein. Gängige Apps zur Leistungsmessung bestätigen einen deutlichen Sprung für alle drei Modelle, auch die Akkulaufzeit profitiert. Die Batterie des Ultra bleibt bei 5000 Milliamperestunden (mAh), die des S23 und S23 Plus wachsen um je 200 mAh an. Zusammen mit dem neuen QualcommChipsatz werden nun neben Normalnutzern auch Intensivnutzer und Gamer zufriedengestellt.
Ultra legt bei Kamera zu
Zweite echte Neuerung des Ultra ist die Hauptkamera, die mit 200 statt zuvor 108 Megapixel (MP) auflösen kann. So knipst es sich flexibler: Bei Tageslicht sehen Aufnahmen schärfer und detailreicher aus, bei wenig Licht werden je 16 Pixel zu einem zusammengerechnet, was bessere Nachtaufnahmen ermöglicht. Das Ultra besitzt erneut als einziges Modell eine Zehnfach-Telezoom-Linse, mit der im Hellen noch sehr brauchbare Fotos gelingen.
Die Basismodelle S23 (6,1 Zoll) und S23 Plus (6,6 Zoll) sind leichter und griffiger als das Ultra. Optisch neu sind nur die frei stehenden Kameraobjektive anstelle des bisherigen Buckels. Damit übernehmen beide die Designsprache des Ultra, sie sind aber anfälliger für Staub.
Verarbeitung, Bildschirm (FullHD-Plus; bis zu 120 Hertz) und Klang sind ebenso hochwertig wie bei den Vorgängern. Die unveränderten Rückkameras profitieren vom neuen Chip sowie der künstlichen Intelligenz und liefern auch im Dunkeln überzeugende Bilder. Die Selfie-Kamera löst nun mit 12 statt 10 MP auf, was aber kaum ins Gewicht fällt. Der Ultraweitwinkelkamera fehlen Makromodus und Autofokus, es stellt Nahaufnahmen nicht so gut scharf wie das Ultra.
Alle drei S23-Modelle erhalten vorn und hinten Gorilla Glass Victus 2 und sind dadurch noch besser bei Stürzen geschützt. Zudem sind sie nach IP68-Zertifizierung gut gegen Staub und Wasser gesichert.
Vorbildlich: Neben dem aktuellen Betriebssystem Android 13 mit Samsung-Oberfläche OneUI 5.1, was sich sehr flüssig bedienen ließ, garantiert Samsung beim Kauf vier weitere Android-Versionen sowie fünf Jahre Sicherheitsupdates.
Schade: Schnellladen ist auf 45 Watt (S23: 25 Watt) begrenzt, ein mitgeliefertes Netzteil fehlt. Im Test war das Ultra in 57 Minuten komplett geladen, das Plus nach 1:05 Stunden. In 15 Minuten waren beide Akkus je ein Drittel befüllt. Andere Hersteller sind hier noch flotter.
Am 17. Februar kommen die S23 in den Handel. Vorbestellende erhalten dank einer Herstelleraktion derzeit die nächsthöhere Speichergröße ohne Aufpreis geliefert.
Fazit
Bis auf den stärkeren Chip und die Kamera des Ultra tut sich insgesamt eher wenig. Normalnutzer können sorglos zu den noch sehr guten und mittlerweile preislich fairen Vorgängern greifen, S22-Besitzer müssen nicht aufrüsten. Für Intensivnutzer mit genügend Kleingeld kann der Wechsel zum Ultra oder aber zum kleinen S23 lohnen, das am meisten in puncto Akkulaufzeit profitiert.