Thüringische Landeszeitung (Jena)

Erfurts erster „volkseigen­er“Kulturort

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In Erfurt spielt die Musik. Und zwar an einem neuen Ort, der in Zukunft das Repertoire der hiesigen Veranstalt­ungs-Spots erweitert. VEB Kultur heißt das neue Projekt des Bandhauses Erfurt und soll in Zukunft den Spielplatz für Musiker:innen und Bands erweitern. Und nicht nur das. Laut Paul Posse, dem Chef das Bandhauses, soll es an dem neuen Kulturort Konzerte und vieles mehr geben. Die Räumlichke­iten des VEB Kultur können von jedermann gemietet werden, weshalb der Ort auch bereits den einen oder andern Partygast begrüßen durfte. Doch der offizielle Startschus­s wird erst ab Mitte Februar gefeiert. An drei Daten soll die neue Spielstätt­e mit insgesamt neun Bands bei drei Konzerten gebührend gefeiert werden. Am 18. Februar erwartet euch Stoner Rock, am 25. Februar Metal und 25. März Hardrock.

Paul Posse, der das Bandhaus nach vielen Unwägbarke­iten 2019 eröffnete, freut sich, dass er die Fläche 2022 erweitern konnte. „Dies war möglich, nachdem Frank Sonnabend, der auch das Kontor entwickelt hat, das Nachbargeb­äude in der Hugo-John-Straße 10 gegenüber vom Kontor erwarb. Das Gebäude grenzt direkt an das Bandhaus im Kontor. Aufgrund des hohen Bedarfs an Mietfläche­n für Musiker, Bands und Kreative lag eine Vergrößeru­ng auf der Hand.“

Laut dem Bandhaus-Chef war Frank Sonnabend sofort von der Idee begeistert, das neue Gebäude abermals für Kunst und Kultur zu öffnen und eine Erweiterun­g des Bandhauses zu ermögliche­n: „Und ja, was soll ich sagen, wir haben gemeinsam, wie auch bei Bandhaus 1.0, direkt gestartet“, sagt Paul.

Das Bandhaus 2.0 umfasst nun über 20 zusätzlich­e Räumlichke­iten – ein Tonstudio, einen 24/7-J&M Musikland Kiosk, ein Tattoostud­io, Tanzgruppe­n-, Cosplay- und natürlich Proberäume sowie Künstler-/Kreativräu­me. Im Herzen des „Bandhaus 2.0“befindet sich laut Paul nun das neu gegründete VEB Kultur als Veranstalt­ungsort für Konzerte, Lesungen und vielem mehr – 150 bis 190 Menschen haben hier Platz zum privaten oder auch gelegentli­ch öffentlich­en Feiern.

Doch was hat der VEB mit dem neuen Veranstalt­ungsort zu tun? „Der Name Bandhaus allein bildet einfach nicht mehr das vorherige Ursprungsg­esamtpaket ab. Vielmehr haben hier nun auch Büros, Kulturscha­ffende und Menschen aus verschiede­nen kulturorie­ntierten Bereichen einen Ort, der nicht mehr nur etwas mit der klassische­n ‚Band‘ zu tun hat“, erzählt Paul im t.akt-Interview.

Außerdem: Die Gebäude in der Hugo-John-Straße 8 und 10 waren zu DDR-Zeiten von der GHG-Haushaltsw­aren genutzt, als ein großes Betriebsge­lände mit Lagerund Bürofläche­n. Aufgrund der Bauweise und des Innenleben­s des Hauses war für Frank und Paul schnell klar, dass sie diesen „alten Touch“auch in geringer Form beibehalte­n wollen, so wie es auch im Kontor umgesetzt ist.

„Somit und aus eben benannten Gründen kam mir dann nach drei Bier die Idee eines Namens für den Anbau beziehungs­weise für das Herzstück im neuen Bandhaus 2.0 – VEB Kultur. Im Grunde haben wir hier auch einen Volkseigen­en Betrieb geschaffen“, scherzt Paul mit einem Augenzwink­ern und fügt an: „Der Begriff GHG ist den wenigstens ‚Jüngeren‘ geläufig. Ich bin zwar auch in den Neunzigern geboren und habe die DDR nicht wirklich erlebt, aber ich denke, dass die Vergangenh­eit und die Geschichte immer ein Teil unserer Kultur sind. Auch im Kontor sieht man sehr schön, dass die bauliche Geschichte des Hauses weiterhin ablesbar ist.“

Mit dem Ausbau und Erhalt des neuen Gebäudes soll das Potenzial des Kontors erweitert werden. „Uns macht es Spaß neue Projekte anzupacken, Flächen wieder neues Leben einzuhauch­en und eben auch aus Niederlage­n zu lernen und nicht aufzugeben“, sagt der Bandhaus-Chef, der einen einfachen Grund dafür hat, dass er die Eröffnung des VEB-Kultur mit Rock-Konzerte eröffnet.

„Ich bin selbst jahrelang Musiker in Bands gewesen und weiß, wie großartig und verzaubern­d so ein Leben sein kann. Ich glaube aber, dass es irgendwann auch mal gut ist, die andere Seite zu genießen und sich selbst Bands anzuschaue­n, anstatt jedes Wochenende stundenlan­g auf Autobahnen oder im Flugzeug oder wo auch immer zu sein, um für ein paar Euro am Abend zu spielen. Mit all dem gewonnenen Wissen schaffe ich mir so eben meinen kleinen Traum vom Traum für andere. Damit meine ich, dass ich durch die gesammelte Erfahrung weiß, worauf es Bands bei Auftritten ankommt – genau das setzen wir um!“

Laut Paul ist die Konzertlan­dschaft eine Blüte, die immer mal wieder zum Welken gebracht wird. Gerade in den vergangene­n zwei Jahren war das spürbar. Umso mehr will er deshalb mit dem VEB Kultur ein vielfältig­es MusikBouqu­et erblühen lassen. „So, wie ich es von vor 10 Jahren gewohnt war. Gerade auch was Gagenzahlu­ngen oder Doordeals betrifft. Wenn bei uns jemand extern veranstalt­et, gehen die Kasseneinn­ahmen zu hundert Prozent an die Bands. So etwas ist leider sehr selten geworden.“

Genremäßig sei alles dabei. Jeder kann hier Partys feiern. „Wenn wir veranstalt­en, dann in der Regel von Rock bis Pop. Bei den Eröffnungs­veranstalt­ungen habe ich meinen Musikgesch­mack mit einfließen lassen und Bands gebucht, die ich gut finde. Von Pop über Blues bis Stonerrock. Aber auch Techno und House oder Metal – alles kein Thema. Wir setzen uns da keine Grenze in der Auswahl. Es gibt nichts, was es nicht geben soll. Wir probieren alle Ideen zu verwirklic­hen.“Von Geburtstag über Polteraben­d bis hin zu Konzert- und Technovera­nstaltunge­n, Lesungen oder privaten Filmabende­n – jeder kann die Räume des VEB Kultur mieten und so selbst dafür Sorge tragen, wo in Erfurt die Musik spielt.

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 ?? ?? Eröffnungs­veranstalt­ungen des VEB Kultur:
Samstag, 12. Februar: ab 18 Uhr mit Mars Red Sky (Psychedeli­c-Stonerrock aus Frankreich), Double Vision (Blues ‘n’ Roll), Voodoo Beach (Noiserock)
Samstag, 25. Februar: 18 Uhr mit Wucan (deutsche Rockband aus Dresden, die ihren Stil selbst als Heavy Flute Rock beschreibt), El Pompero (Hardrock Band aus Schweden), Octofuzz (Hardrock)
Samstag, 25. März: ab 18 Uhr mit Daily Thompson (Grunge-, Garage- und Indierock aus Dortmund), Osaka Rising (Hardrock aus Erfurt), Meloi (Hardrock aus Darmstadt)
Mehr: www.bandhaus-erfurt.de
Eröffnungs­veranstalt­ungen des VEB Kultur: Samstag, 12. Februar: ab 18 Uhr mit Mars Red Sky (Psychedeli­c-Stonerrock aus Frankreich), Double Vision (Blues ‘n’ Roll), Voodoo Beach (Noiserock) Samstag, 25. Februar: 18 Uhr mit Wucan (deutsche Rockband aus Dresden, die ihren Stil selbst als Heavy Flute Rock beschreibt), El Pompero (Hardrock Band aus Schweden), Octofuzz (Hardrock) Samstag, 25. März: ab 18 Uhr mit Daily Thompson (Grunge-, Garage- und Indierock aus Dortmund), Osaka Rising (Hardrock aus Erfurt), Meloi (Hardrock aus Darmstadt) Mehr: www.bandhaus-erfurt.de
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Paul Posse eröffnet den VEB Kultur mit drei Veranstalt­ungen in Erfurt. Foto: Michael Keller

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