Thüringische Landeszeitung (Jena)
Eine queere Stimme gegen Rassismus
Die Einzelausstellung „Fasia“der Berliner Künstlerin Ina Wudtke ist der Liedermacherin und KZ-Überlebenden Fasia Jansen (1929-1997) gewidmet. Die am 11. Februar eröffnete Ausstellung in dem Doppelschaufenster der Erfurter Galerie Hammerschmidt und Gladigau legt Spuren der vergessenen Geschichte einer Schwarzen Deutschen frei und erinnert multidirektional an vergangene und gegenwärtige antirassistische Kämpfe, wie Kurator Dirk Teschner mitteilt.
Fasia war die Tochter von Elli Jansen und Momulu Massaquoi, dem damaligen liberianischen Generalkonsul in Hamburg. Sie wuchs bei ihrer Mutter und deren Mann Albert in einem kommunistischen Haushalt auf. Als schwarze Deutsche wurde sie als 15-Jährige gezwungen in einem Außenlager des KZs Neuengamme zu arbeiten, wo sie traumatisiert und schwer herzkrank wurde. Nach dem Krieg wird sie eine queere Stimme gegen Rassismus und (Atom-)Krieg in der Ostermarschbewegung, den Arbeitskämpfen im Ruhrgebiet und der Frauenbewegung.
Die für Erfurt konzipierte Installation besteht aus zwei Wandgrafiken und einer Audioarbeit, die kombiniert mit Büchern und Schallplatten von Fasia präsentiert werden. Das Fotomaterial für die wandhohen Grafiken wurde Ina Wudtke von dem Archiv der Fasia-JansenStiftung
(die sich im Fritz-Hüser-Institut befindet) zur Verfügung gestellt. Die Audioarbeit besteht aus einem fiktiven oralen „Selbstportrait“Fasias sowie eines ihrer Lieder und kann über einen QR-Code am Schaufenster auf dem Mobiltelefon angehört werden. Die Sprecherin, die Fasia in der Audioarbeit durch ihre Stimme zu neuem Leben erweckt, ist Jasmin Eding. Eding gehört zu der ersten Generation von Schwarzen queeren Frauen, die sich für die Rechte und die Sichtbarkeit von Schwarzen Menschen in Deutschland stark gemacht und organisiert haben.
Das Audioportrait „Fasia“wird durch vier, von Ina Wudtke, Dieter Lesage und Kadir Memiş eingesprochen, kurzen Texten von Robert Antelme, Paul Celan, Primo Levi und Marceline Loridan-Ivens ergänzt. Die Autor:innen sind KZ-Überlebende, die sich in ihren Texten eindringlich an uns Nachgeborene wenden. Ihre Texte sind ebenfalls über QR-Codes mit dem Handy anwählbar. Das rechte Schaufenster der Galerie Hammerschmidt und Gladigau gibt den Blick auf das Originalinterieur einer ehemaligen Blumenhandlung frei, in die die Künstlerin für jede:n Autor:in einen Blumenstrauß stellt. Die vier Blumensträuße verwandeln den Ort für die Dauer der Ausstellung zu einem Gedenkraum für ein breites Spektrum von Verfolgten.