Thüringische Landeszeitung (Jena)
Ist Petersilie gesundheitsgefährdend?
2023 wurde das Gewürzkraut überraschend zur Giftpflanze des Jahres gekürt. Der Leiter des Botanischen Gartens in Jena klärt auf
Petersilie gilt als vitaminreiche und schmackhafte Kräuterpflanze. Umso mehr überraschte es, dass sie zur Giftpflanze 2023 gewählt wurde. Schuld an dieser Würdigung ist der Giftstoff Apiol, der zwar in der gesamten Pflanze vorkommt, aber in den Samen am höchsten konzentriert ist. „Wichtig ist dabei zu betonen, dass alles, was der Mensch von der Petersilie nutzt, das Blattgrün wie die Wurzeln, bedenkenlos gegessen werden kann“, sagt Stefan Arndt, Leiter des Botanischen Gartens in Jena.
Der Verzehr der Samen könne nierenschädigend wirken oder etwa auch Entzündungen im MagenDarm-Trakt auslösen, erläutert der Chefbotaniker. „Apiol wirkt auf glatte Muskeln, unter anderem auf den Uterus.“Deshalb seien Petersiliensamen im Mittelalter als Abtreibungsmittel eingesetzt worden.
Darüber hinaus kommen in der Petersilienpflanze geringe Mengen sogenannter Furocumarine vor, „Stoffe, die als Fraßschutz dienen“, wie Stefan Arndt sagt. Furocumarine sind foto-sensibilisierende Stoffe, die vom Riesen-Bärenklau bekannt seien. Wenn sie auf die Haut gelangen und UV-Licht ausgesetzt sind, kommt es zu verbrennungsähnlichen Symptomen. Es gibt aber nur wenige, sehr sensible Menschen,
die nach der Berührung mit Petersilie Hautreizungen erleben.
Der Leiter des Botanischen Gartens sieht die Wahl der Petersilie als Giftpflanze zwiespältig. Einerseits sei es gut, für bestimmte Pflanzen zu sensibilisieren. Andererseits könne die Wahl auch Panik erzeugen. Zu solch einer Wahl gehört für Arndt eine Aufklärungskampagne, in der auf die generelle Unbedenklichkeit der Petersilie hingewiesen wird.
Die Wurzelgemüse- und Kräuterpflanze stammt aus dem Mittelmeerraum. Sie wurde wohl von den Römern in Mitteleuropa verbreitet. Den Anbau in Thüringen beschreibt das Landwirtschaftsministerium in Erfurt „als stabil auf niedrigem Niveau“. Für 2022 seien im Freistaat 1,3 Hektar Petersilienanbau erfasst. Der gesamte Anbau in Deutschland umfasst 1300 Hektar. Zu den größeren hiesigen Betrieben zählen laut Ministerium die Gärtnerei Wetzstein in Herbsleben und Fischer-Gemüse in Erfurt.
Da Petersilie als Topfkultur aus dem Supermarkt oft schnell welkt, empfiehlt Arndt frische Sträuße zu kaufen und prophylaktisch einzufrieren. Das Beschneiden schwäche die Topfpflanzen. Zudem benötige Petersilie die richtigen Luftverhältnisse, gute Erde und Düngung, sie mag aber keine direkte Sonne. Die Plastiktöpfe seien überdies Ressourcen-Verschwendung.