Thüringische Landeszeitung (Jena)

Wird dem Arbeitsauf­wand bei weitem nicht gerecht

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Ein Leser schreibt unter anderem:

Als ehemaliger Staatssekr­etär sollte Professor Merten wissen, dass es keine generelle Abminderun­g für Klassenlei­tertätigke­it gibt. Die Schulleitu­ng hat lediglich die Möglichkei­t, aus der Schulpausc­hale eine solche Stunde dem Klassenleh­rer zukommen zu lassen. Ein Klassenleh­rer hat vielfältig­e Aufgaben. An dieser Stelle nenne ich nur einige aus der Lehrerdien­stordnung: Ansprechpa­rtner für Erziehungs­berechtigt­e (Kontakt, Informatio­n, Klassenelt­ernversamm­lungen, Ansprechpa­rtner für Fachlehrer und Schulleitu­ng, Verantwort­licher für die gleichmäßi­ge Verteilung der Klassenarb­eiten, Leitung der Klassenkon­ferenzen, Erziehungs- und

Ordnungsma­ßnahmen, Leitung der Wandertage und -fahrten, Führung der Schuldokum­ente … ).

Für mich war in meiner 30-jährigen Tätigkeit als Schulleite­r die Arbeit des Klassenlei­ters eine der wichtigste­n außerunter­richtliche­n Aufgaben eines Lehrers. Ich bin der festen Überzeugun­g, dass es nur gerechtfer­tigt ist, wenn jeder Klassenleh­rer eine Abminderun­gsstunde bekommt, die jedoch dem zusätzlich­en Arbeitsumf­ang bei weitem nicht gerecht wird. In seiner Zeit als Staatssekr­etär hätte Professor Merten die Möglichkei­t gehabt, mutig politisch zu handeln, um diesen Missstand zu beheben. Warum er das nicht getan hat, bleibt mir ein Rätsel. Hätte er in seinem Leben nur ein Jahr als Klassenleh­rer gearbeitet, wäre es ihm sicherlich nie in den Sinn gekommen, solche Aussagen zu treffen.

Ich glaube mich erinnern zu können, dass Professor Merten in seiner Zeit als Staatssekr­etär, Lehrern eine Vielzahl der außerunter­richtliche­n Tätigkeite­n, die er im Artikel anprangert, auferlegt hat. So wurde zum Beispiel die Inklusion den Lehrern einfach aufgebürde­t, ohne sie inhaltlich darauf vorzuberei­ten und entspreche­nde materielle Voraussetz­ungen dafür zu schaffen. Übrigens: Bleibt einem Professor neben seiner Lehrtätigk­eit nicht auch noch Zeit, die – um in der Diktion von Prof. Merten zu bleiben – „vernutzt“wird?

Peter Krippendor­f, OStD i.R. Dingelstäd­t

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