Thüringische Landeszeitung (Jena)
Opfer warten in Syrien verzweifelt auf Hilfe
Assad-Regime schickt keine Hilfsgüter in den Norden
Während in der Südosttürkei mittlerweile Rettungskräfte aus 36 Ländern im Einsatz sind, bleiben die Menschen im angrenzenden Syrien immer noch weitgehend auf sich selbst gestellt. „Wir brauchen große Kräne und schweres Gerät, um mit dieser Tragödie umzugehen“, sagte Munir Mustafa, der stellvertretende Leiter der Rettungsorganisation Weißhelme. Es fehlt an allem: Einsatzkräfte, Ärzte, Medikamente, Trinkwasser und Lebensmittel. Erschwert werden die Rettungs- und Bergungsarbeiten, weil es in der Region kaum funktionierende staatliche Strukturen gibt. Teile des Gebiets werden von Rebellen kontrolliert. Das Assad-Regime schickt deswegen keine Hilfsgüter in den Norden, weil sie „Terroristen“in die Hände fallen könnten. Andere Gebiete kontrolliert die türkische Armee.
Kritisch ist die Lage der Erdbebenopfer auch, weil schon vor dem Beben infolge des elfjährigen Bürgerkriegs Krankenhäuser und Wohngebiete vielerorts zerstört waren. Assad hält Hilfe für das Katastrophengebiet wohl auch deshalb zurück, weil er jetzt die Chance sieht, die Sanktionen des Westens aufzuweichen. Die USA setzen indes darauf, ohne Kooperation mit dem geächteten Regime in Damaskus Unterstützung zu den Erdbebenopfern zu bringen. Wie das gehen soll, ist aber bisher unklar.
Hilfslieferungen könnten über die Türkei nach Nordsyrien gelangen. Aber der Flughafen von Hatay ist nicht mehr in Betrieb, weil das Beben die einzige Landebahn zerstört hat. Auch die Straßen zum einzigen Grenzübergang Bab al-Hawa waren unterbrochen. Inzwischen konnten sie so weit repariert werden, dass die ersten sechs Lkw mit Hilfsgütern der Uno das syrische Katastrophengebiet erreichten.