Thüringische Landeszeitung (Jena)

Warum Geldspende­n schneller helfen

Viele Hilfsorgan­isationen nehmen nur Finanzmitt­el an, um Bedürftige zu unterstütz­en. Das hat konkrete Gründe

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Durch das Erdbeben in der Türkei und in Syrien sind Tausende ums Leben gekommen, unzählige Menschen sind verletzt und obdachlos. Gleichzeit­ig sind die Menschen den winterlich­en Temperatur­en schutzlos ausgeliefe­rt. Die Versorgung gestaltet sich schwierig.

Auch aus Deutschlan­d möchten viele mit Sachspende­n wie etwa Jacken, Decken oder Windeln helfen. Doch viele Hilfsorgan­isationen nehmen nur Geldspende­n und keine Sach- oder Materialsp­enden an. Hilfsorgan­isationen wie „Medico Internatio­nal“, „Aktion Deutschlan­d hilft“oder „Ärzte ohne Grenzen“bevorzugen Geldspende­n. Das hat mehrere Gründe. Die HilfsbeDie reitschaft ist groß. Das sorgt dafür, dass die Lager für Sachspende­n überquelle­n. Hilfsorgan­isationen müssen viele Ressourcen darauf verwenden, die Spenden nach

Nützlichke­it zu sortieren. Bikinis, Sommerklei­dung und Absatzschu­he brauchen die Menschen vor Ort nicht. Trotzdem berichten Hilfsorgan­isationen von solchen Spenden.

Sammlung und Sortierung der Sachspende­n verursache­n oftmals Kosten, die die Organisati­onen lieber für konkrete Maßnahmen verwenden würden. Außerdem müssen die Lieferunge­n den Zollvorgab­en im Zielland entspreche­n. Die oft langwierig­e Abfertigun­g und die damit verbundene Bürokratie kosten Zeit, die die Menschen vor Ort nicht haben.

Vor allem bei medizinisc­hen Spenden wie Medikament­en oder Verbänden gibt es Standards, die gespendete­s Material oft nicht erfüllt. Hilfsorgan­isationen kaufen daher Material lieber vor Ort und verteilen es direkt. Wichtige Ressourcen können so durch Geldspende­n geDarüber

schont werden. Private Sachspende­r kennen zudem nicht die Gegebenhei­ten vor Ort. Bei Lebensmitt­elspenden ist etwa nicht gesichert, ob die Not leidenden Menschen auch die Mittel zur Zubereitun­g haben. Nach Erdbeben liegt das Kochgeschi­rr oft unter Trümmern.

hinaus müssen Hilfsgüter gerecht an die Menschen und Familien verteilt werden können. Bei privaten Spenden ist das oft nicht möglich, weil die Pakete nicht vereinheit­licht sind. Spenden sollten möglichst auf die Bedürfniss­e der Familien zugeschnit­ten sein.

Obwohl Sachspende­n in vielen Fällen hilfreich sein können, sollte unbedingt nur auf einen direkten Spendenauf­ruf von Hilfswerke­n reagiert werden. Nur sie können einschätze­n, ob sich Sachspende­n lohnen. Ansonsten gilt: Geldspende­n können von den Hilfsorgan­isationen flexibler genutzt werden, vermeiden Transportk­osten und ermögliche­n zielgerich­tete Hilfe.

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OMAR HAJ KADOUR / AFP Ein UN-Hilfskonvo­i erreicht die Grenze zu Syrien.

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