Thüringische Landeszeitung (Jena)
Höhepunkt der Inflation ist wohl überschritten
Experten: Abwärtstrend soll sich fortsetzen, für Entwarnung ist es zu früh
Hoffnungsschimmer für die Menschen in Deutschland nach den Preisschocks der vergangenen Monate: Die Verbraucherpreise sind zu Beginn des laufenden Jahres weniger stark gestiegen als zunächst erwartet. Nach Einschätzung von Volkswirten könnte der Höhepunkt der Inflation überschritten sein. Im Januar legten die Verbraucherpreise gegenüber dem Vorjahresmonat nach erster Schätzung des Statistischen Bundesamtes um 8,7 Prozent zu. Analysten hatten mit einer etwas höheren Jahresrate von 8,9 Prozent gerechnet.
„Obwohl der Hochpunkt überschritten sein dürfte, ist es für Entwarnung verfrüht“, warnte KfWChefvolkswirtin Fritzi Köhler-Geib. „Die Inflation ist in der Breite der Wirtschaft angekommen.“Nach Einschätzung von Sebastian Dullien vom Institut für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) der Hans-Böckler-Stiftung dürften die Zeiten mit zweistelligen Inflationsraten in Deutschland aber „nun endgültig hinter uns liegen“– auch weil die staatlichen Gas- und Strompreisbremsen greifen.
„Der in den alten Zahlen sichtbare Abwärtstrend der Inflation sollte sich fortsetzen, weil der Anstieg der Energiepreise wohl weiter nachlassen wird“, sagte CommerzbankChefvolkswirt Jörg Krämer. Die Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel dürfte 2023 vor allem wegen anziehender Lohnkosten jedoch hoch bleiben.
Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht sich im Kampf gegen die Teuerung im Euroraum und in Deutschland noch nicht am Ziel. Die Währungshüter wollen die Zinssätze im März um weitere 0,5 Prozentpunkte anheben, wie EZBPräsidentin Christine Lagarde Anfang Februar sagte. Die Inflation sei nach wie vor viel zu hoch. Steigende Zinsen können hohen Inflationsraten entgegenwirken, weil sich Kredite verteuern und das die Nachfrage bremst.