Thüringische Landeszeitung (Jena)
Wie Tiere und Fürsten jagen
Landesmuseum Heidecksburg zeigt 2023 vier Sonderschauen. Im Frühjahr startet Sanierung
Das Besucherleben kehrt, wenn auch etwas zögerlich, in die fünf Einrichtungen des Thüringer Landesmuseums Heidecksburg zurück. Waren es 2021 nur 47.000 Besucher, kamen im vergangenen Jahr schon wieder 78.000 Gäste. In guten Jahren, wie etwa 2019, zählte der Museumsverbund allerdings 117.000 Besucher. Vor allem die Busreisen ließen auf sich warten, sagte Museumsdirektorin Sabrina Lüderitz am gestrigen Donnerstag auf der Jahrespressekonferenz.
Als Gewinner geht das Museum für Kloster-, Forst- und Jagdgeschichte in Paulinzella aus der Corona-Krise hervor. Es verbuchte nach der Neugestaltung von Gastraum und Museumsshop ein Drittel mehr Gäste als vor Pandemie.
Um das Besucherinteresse weiter zu steigern, hat das Museumsteam vier Ausstellungsprojekte für 2023 geplant. Im Kaisersaal von Schloss Schwarzburg eröffnet, passend zur einzigartigen Waffensammlung, am 5. Mai die Sonderausstellung „Aufgespießt“. Sie wird sich der fürstlichen Jagd widmen. Die Jagd ist auch Thema in der Sonderschau im Paulinzellaer Museum. Unter dem Titel „Wölfe im Schafspelz, Schafe im Wolfspelz“vermittelt sie ab dem 22. März, wie Tiere jagen.
Hoffen auf Kulturerbe-Eintrag
Die große Sonderausstellung im Residenzschloss Heidecksburg in Rudolstadt beschäftigt sich ab 1. September dann mit Thüringer Porzellanschätzen. Seit 2016 ist das Landesmuseum im Besitz einer wertvollen Dauerleihgabe, der „Ahlers Collection“. Sie umfasst laut Mitarbeiterin Jeanette Lauterbach über 360 Positionen aus dem 18. Jahrhundert: vom feinbemalten Geschirr bis zu hochwertigen Figuren. In die Ausstellungszeit fällt zudem der 300. Geburtstag des Erfinders des Thüringer Porzellans, Georg Heinrich Macheleid (1723-1801), am 16. Oktober.
Ein Thüringer Kulturgut anderer Art steht bereits im März im Fokus, wie die Kustodin des Fröbel-Museums, Isabel Schamberger, ankündigt. Dann fällt die Entscheidung, ob die „Kindergartenidee nach Friedrich Fröbel“ins bundesweite Verzeichnis des Immateriellen Kulturerbes der deutschen UnescoKommission aufgenommen wird. Den Antrag hatte 2021 unter anderem der Thüringer Fröbel-Kreis erarbeitet, in dem das Fröbel-Museum in Bad Blankenburg Mitglied ist. Aktuell ist in dem Museum eine Ausstellung mit Werken des lokalen Künstlers Günter Rößig zu sehen. Im Herbst soll dann der Spielzeughersteller Fridlin gewürdigt werden.
In diesem Jahr beginnen umfangreiche Sanierungsarbeiten auf der Heidecksburg: Im Frühjahr sollen neben der grundhaften Instandsetzung des Marstalls unter anderem auch die dringend notwendige Dachsanierung im Nordflügel angegangen werden. Dazu musste das Naturhistorische Museum vorübergehend ausziehen. Eine Interimsausstellung gewährt jedoch weiter Einblicke in die beliebte Naturkunde-Sammlung. Wenn die Interimsschau im Sommer in die Gewölbehalle umzieht, soll dort auch eine gläserne Digitalisierungswerkstatt eingerichtet werden.
„Seit Januar hat unser Digitalisierungsprojekt ‚HEIdigital‘ an Fahrt aufgenommen“, sagt Museumschefin Lüderitz. Dank einer zwei Millionen Euro umfassenden Bundesförderung, kann ein vierköpfiges Team um Projektkoordinatorin Antonie Lau die Bestände des Naturhistorischen Museums sukzessive erschließen. Geplant ist in diesem Zusammenhang auch ein VirtualReality-Angebot für Besucher. Mit VR-Brillen sollen Objekte ganz neu erkundet werden können.