Thüringische Landeszeitung (Jena)
Vorbild Hase
Denise Herrmann-Wick gibt läuferisch das Tempo vor. Das soll eine Sprint-Medaille bringen
Oberhof. Der Hase, der beim MixedStaffelrennen am Mittwoch Haken schlagend die sonnige Strecke querte, ließ eine verblüffte Denise Herrmann-Wick zurück: „Der ist ganz schön rüber gebürstet.“Zu schnell, selbst für die 34-Jährige, die auf ihrem Teilstück einmal mehr die beste Laufzeit gesetzt hatte und hinterher zufrieden feststellte: „Es ist schön zu sehen, dass die Form da ist.“
Während Unglücksrabe Benedikt Doll, dessen Strafrunde die Medaillenchancen im Auftaktrennen zerplatzen ließ, den freien Donnerstag vorrangig zum Abschalten nutzte, ging die deutsche Biathlon-Frontfrau in den Kampfmodus über: „Ich bin schon auf Attacke gebürstet“, sagte sie vor dem 7,5-km-Sprint an diesem Freitag (14.30 Uhr, ZDF und Eurosport live).
Ganz nach Vorbild Hase. Auf der anspruchsvollen Oberhofer Strecke will die Erzgebirglerin der Konkurrenz enteilen und dort die Basis leAuch
gen für die avisierte erste Medaille bei der Heim-WM. Wie es geht, hat sie in diesem Winter schon beim Sprintsieg in Hochfilzen bewiesen. Bei der Generalprobe in Antholz triumphierte die Ex-Langläuferin zudem in der Verfolgung. Mit entsprechend großem Selbstbewusstsein war sie in Oberhof angereist. Die Mixed-Darbietung gab zusätzliche Sicherheit: „Es passt alles.“
Mit ihrem Tempo nahm sie im ersten Wettkampf der GesamtweltcupZweiten Elvira Öberg (Schweden) 20 Sekunden ab. Norwegens Marte Olsbu Röiseland büßte in der Loipe gar eine halbe Minute ein und meinte beeindruckt: „Ich habe versucht, mit Denise mitzuhalten. Aber sie war so unglaublich schnell.“
Als „Trostpreis“gab es Gold und den Rekord für sie: Mit dem Mixed
Erfolg hat sie Magdalena Neuners Bestmarke von zwölf WM-Titeln eingestellt. Für die Frau des deut- schen Co-Trainers war es in einer bislang krankheitsbedingt kompli- zierten Saison (Corona-Infektion, Gürtelrose) ein glänzender Einstieg in die Titelkämpfe am Rennsteig.
Inwieweit sie Herrmann-Wick im Sprint Paroli bieten kann, bleibt ab- zuwarten. Die deutsche Hoffnungs- trägerin, die auf die Unterstützung von Ehemann Thomas Wick und ih- rer Familie bauen kann, mahnt sich bei aller Angriffslust zur Coolness: „Konzentriert, fokussiert bleiben“sei das Erfolgsrezept; „gut erholen, aber nicht zu weit runterfahren“.
Aufgrund einer neuen IBU-Regel können die in den Top 15 des Ge- samtweltcups platzierten Nationen im Sprint und Einzel eine zusätzliche Athletin nominieren: Neben Herrmann-Wick werden daher Lokalmatadorin Vanessa Voigt sowie Sophia Schneider, Janina HettichWalz und Hanna Kebinger für das deutsche Team an den Start gehen.