Thüringische Landeszeitung (Jena)
Vorfreude auf die Enkelkinder
Roland Kroos, Vater von Weltmeister Toni, will in Greifswald kürzertreten, vorher aber noch den FC Carl Zeiss ärgern
„Es tut der Regionalliga gut, mal ein anderes Gesicht zu haben“, findet Roland Kroos. Dass in der vierten Liga mit seinem Greifswalder FC endlich auch wieder eine Mannschaft aus Mecklenburg-Vorpommern vertreten ist, wo es sonst im Profi-Fußball nur „Leuchtturm“Hansa Rostock gibt, ist vor allem auch dem 63-jährigen Teamchef der Ostsee-Städter zu verdanken, der sich schon auf die Partie am Sonntag gegen den FC Carl Zeiss Jena freut.
Die Thüringer, sie sind dem Vater von Fußball-Star Toni und dem ehemaligen Bundesliga-Kicker Felix Kroos natürlich ein Begriff, schließlich ist er noch in Zeiten der DDROberliga aufgewachsen. „Das war immer eine Mannschaft, die viele gute Fußballer hervorgebracht hat“, weiß er. Von der Tradition „gehört Jena eine Liga höher“.
Irgendwann soll auch der Weg des Aufsteigers aus Greifswald in die 3. Liga führen. Aber Kroos tritt noch auf die Bremse, will die Mannschaft erst einmal in der Regionalliga etablieren. „Die Strukturen müssen langfristig drumherum wachsen“, meint er, auch wenn beim Lisen
schon jetzt professionelle Bedingungen herrschen. In personeller Hinsicht gibt er jenen Recht, die sagen, Greifswald mit den Ex-Jenaern Robert Müller und Soufian Benyamina sei kein normaler Aufsteiger. „Aber wir haben eine neu aufgestellte Mannschaft, müs
schauen, dass wir diese Qualität auf den Platz bekommen.“
Das gelang dem Tabellen-11. in der bisherigen Saison nicht immer. „Wir sind nicht ganz zufrieden mit der Punktausbeute“, sagt Kroos und nennt auch das Hinspiel beim FC Carl Zeiss, das mit 0:1 verloren ging und in dem Greifswald einen Elfmeter verschoss als eine jener Begegnungen, in denen mehr drin war. So schnell wie möglich nichts mehr mit dem Abstieg zu tun zu haben ist das große Ziel des Clubs, der in der Saison 2017/2018 noch in der Verbandsliga spielte.
Und mit dem Klassenerhalt und dem starken Fundament, was auch dank Roland Kroos täglichen Engagement gesetzt wurde, kann der 63Jährige ab der neuen Saison dann beruhigt ein bisschen kürzertreten. Zwar bleibt er dem Verein noch in beratender Funktion erhalten, aber die sportliche Verantwortung trägt dann Vornamens-Vetter Roland Vrabec. „Ich habe schon vor der Saison angekündigt, dass es meine letzte wird, wollte, dass der Verein Planungssicherheit hat.“
Und er selbst etwas mehr Freizeit, vor allem für seine vier Enkelkinder. „Das ist in den vergangenen Jahren immer ein bisschen zu kurz gekomga-Neuling men. Das ist das Problem, wenn alle im Fußball einen Job haben. Alle sind am Wochenende unterwegs.“
Bei seinem ältesten Sohn Toni, den er als Nachwuchscoach einst in Greifswald und später bei Hansa Rostock trainierte, wünscht er sich, dass er bei Real Madrid „mindes- tens noch ein Jahr dranhängt“, um ihn öfter live erleben zu können. Beim ein Jahr jüngeren Felix hat er interessiert verfolgt, wie er bei Union Berlin die Trainerlaufbahn eingeschlagen hat, dann aber merk- te habe, dass ihm die Zeit mit seiner Familie wichtiger ist. „Mir ist egal, was sie machen“, sagt der Papa. „Wichtig ist mir nur, dass sie nach ihrer Karriere etwas Vernünftiges finden, was ihnen Spaß macht.“
Tipps gibt der Vater keine mehr. „Die Zeiten sind vorbei. Die hören nicht mehr auf mich“, sagt er und lacht. Über Fußball wird sich frei- lich ausgiebig ausgetauscht, egal ob über Real Madrid, Union Berlin oder den Greifswalder FC. Und mit dem will Roland Kroos am Sonntag den FC Carl Zeiss ärgern. „Wir wollen zuhause die drei Punkte einfah- ren, dieses Ziel haben wir immer.“