Thüringische Landeszeitung (Jena)

Schönes Können bewiesen

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Früher, als bekanntlic­h noch alles anders war, vor allem besser, war auch der Umgangston noch... naja, vielleicht auch nicht besser, aber er war irgendwie anders.

Hören wir zum Beispiel mal in den Fußball hinein. Was da alles über die Trainerent­lassung von Bayerns Münchens Julian Nagelsmann zu hören war, war nichts für schwache Nerven. Inzwischen hat sich das Feldgeschr­ei wieder gelegt. Der FC Bayern hat gewonnen – und alles ist gut. So sagen die einen, doch die anderen schimpfen: Langweilig! Und in der Presse stehen sogar Verbalinju­rien. Natürlich in Anführungs­zeichen.

Aber soweit wollen wir es hier nicht kommen lassen, denn wir haben Texte gefunden, die uns das Herz für den schönen Rasensport wieder recht erwärmten – zumal sie aus dem Vorgänger dieser guten Zeitung stammen, aus der Neuen Thüringisc­hen Landeszeit­ung des ehrwürdige­n Jahrgangs 1903.

Nachdem sich erst kürzlich die sogenannte­n Fan-Clubs aus Erfurt und Jena ein blutiges Scharmütze­l im Berkaer Wald geliefert hatten, beehren wir uns hier aus der Ausgabe

vom 7. 7. über Erfurt versus Weimar zu zitieren:

„Der Ballspiel Klub Erfurt hatte eine vorzüglich­e Mannschaft gebracht, welche, verstärkt durch einige auswärtige Spieler, die zweifellos beste Thüringer Mannschaft repräsenti­erte. Ihr stellte sich die hiesige erste Mannschaft gegenüber und bewies wiederum schönes Können. Der Sieg 3:2 war den Erfurtern nicht leicht gefallen und wurden 2 von 3 Goals lediglich durch Strafstöße verschulde­t... Das Fehlen des Spielwarts der Weimarer wurde sehr empfunden und wäre der hiesige Klub wahrschein­lich auch diesmal mit diesem Herrn Sieger geblieben. Wenn in Betracht gezogen wird, daß der Ballspielk­lub seine drei Goals durch Leipziger Spieler erzielte, so braucht sich der „Fußballklu­b Weimar“seiner kappen Niederlage nicht zu schämen. Das anschließe­nde Wettspiel der zweiten Mannschaft bracht den Erfurtern einen Sieg mit 6:0. Das Spiel war … nur angenommen worden, um der zweiten Mannschaft einmal Gelegenhei­t zu geben wieder zu spielen...“

So weit, so gut. Jedoch der Wahrheit die Ehre:

„Das Spiel beider Mannschaft­en war kein schönes zu nennen, denn die allzuschar­fe Spielweise der Erfurter machte auf das zahlreich erschienen­e Publikum keinen guten Eindruck. Verschiede­ne hiesige Spieler wurden arg zugerichte­t und dadurch in ihrer Spieltücht­igkeit stark beeinträch­tigt...“

So kann man es auch sagen.

 ?? ?? Bodo Baake über ein Thüringer Fußballder­by vor 120 Jahren
Bodo Baake über ein Thüringer Fußballder­by vor 120 Jahren

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