Thüringische Landeszeitung (Jena)
Saaleputz mit Schrecksekunde am Burgauer Wehr
Veranstaltung war trotz Regens ein Erfolg. Auch ein Handtaschenfund gibt Rätsel auf
Jena. Beim Saaleputz in Jena war am Sonnabend genug Müll für alle da. Gemeinsam zogen Familien, Gruppen und Einzelkämpfer los, um die Saale und ihr Umfeld von Müll zu befreien. Eine Schrecksekunde gab es, als in Burgau nahe dem Wehr ein Boot kenterte, das der Müllbergung diente. Glücklicherweise konnten die Fahrer dank des schnellen Feuerwehreinsatzes unverletzt geborgen werden, teilte die Bürgerstiftung mit.
Die Saale war am Sonnabend gut mit Wasser gefüllt, die Fließgeschwindigkeit stieg dadurch. Dies erschwerte auch die Müllbergung. Kanufahrer waren dank der Unterstützung von Saalestrand Kanu wieder unterwegs. Die meisten Helfer sammelten aber zu Lande.
Die Bürgerstiftung, die seit 2015 alljährlich zu der Putzaktion ausruft und dabei von der Stadt unterstützt wurde, hatte bei 300 Anmeldungen das Meldeformular geschlossen. Oda Beckmann von der Bürgerstiftung rief beim Start dazu auf, den Begriff Saaleputz nicht zu wörtlich zu nehmen. Man könne ruhig in die Wohngebiete gehen.
Es braucht noch mehr Greifinstrumente
Weil es einen wachsenden Bedarf für Müllgreifer gibt, erwägt die Stiftung nun, einen eigenen großen Satz zu beschaffen. Bisher borgt sich die Bürgerstiftung beim KSJ
diese aus, wobei der Bedarf am Sonnabend nicht ganz erfüllt werden konnte.
Analog galt wie früher bei Straßenbaubeiträgen gab es eine Abschnittsbildung. Das hieß: Flussabschnitte wurden einzelnen Ehrenamtlichen übertragen, die dann entschieden, was zu tun ist. So wurde am Wenigenjenaer Ufers die mutmaßliche Heimstatt eines Obdachlosen nicht kurzerhand weggeputzt. Überall entlang der Saale von Maua
bis Kunitz waren die SammlerTeams unterwegs.
Erstmals spielte beim Frühjahrsputz auch Musik. Martin Kuntze vom Klavierladen in der Schenkstraße war mit einem Eisenberger Fuchs & Möhr-Klavier vorgefahren. Auch um zu zeigen, was für ein nachhaltiges Instrument solch ein Klavier ist. Es lässt sich auch Jahrzehnte nach dem Bau noch aufarbeiten und spielen. Spontan fanden sich später weitere Musiker zu einer Jamsession zusammen. Zum Abschluss gab es an verschiedenen Standorten noch ein gemeinsames Essen für die Freiwilligen. Am Gries war die Gulaschkanone vom DLRG sehr beliebt, dazu gab es gerettete Lebensmittel vom Foodsharing und Apfelbier.
Saaleputz als teambildende Maßnahme
In diesem Jahr beteiligten sich viele Gruppen am Saaleputz, darunter
Pfadfinder und UnternehmensTeams von Dotsource, Abbott und anderen. Sie nutzen die Aktion als teambildende Maßnahme, wie es hieß.
Der Kommunalservice kümmerte sich nun um die weitere Behandlung des Mülls. Insgesamt wurde dieses Jahr weniger Müll gefunden als in den vergangenen Jahren – was von allen Beteiligten als Erfolg bewertet wird. Trotzdem waren die zehn Container entlang der Saale
am Ende gut gefüllt. Zu den bemerkenswertesten Funden gehörte eine Handtasche voller Geschirr. Außerdem tauchten Knochen unbekannter Herkunft auf.
Zudem wurde an der Wiesenstraße ein blau-weißes Jugend-Mountainbike gesichert, das im Gebüsch lag, was zunächst Grund zur Sorge gab. Denn nach dem Fund eines Toten vor einer Woche an der Saale bei Göschwitz sind die Menschen sensibilisiert.