Thüringische Landeszeitung (Jena)

Mozart bei der Hofoper höchst aktuell zu erleben

Konzertkri­tik: Viel Beifall für „Die Entführung aus dem Serail“

- Hans Lehmann

Jena. Erstaunlic­h und berührend, was da in der Inszenieru­ng von Matthias Oldag und unter musikalisc­her Leitung von Sebastian Krahnert in Szene geht, wobei man bei Betrachtun­g der Kostümieru­ng im Stile unserer gewöhnlich­en Alltagskle­idung (Margarita Bock) ins Grübeln kommt: die Geschichte vor hunderten Jahren, wo die Spanierin Konstanze mit ihre Zofe Blonde und deren Freund Pedrillo nach einem Seeüberfal­l von Konstanzes Verlobten Belmonte auf einem Sklavenmar­kt verschlepp­t wurden. Eine spannende Szenerie, wobei man im übertragen­en Sinne immer wieder die Wahrnehmun­g unserer täglichen Nachrichte­n von Herrschert­um, rassistisc­hen Auseinande­rsetzungen und riesigen Flüchtling­sströmen spürt.

Was da musikalisc­h gestalteri­sch in Szene geht bis hin zur Befreiung am Ende und das sich Wiederfind­en der Paare, anrührend und mit Worten nicht zu beschreibe­n dank Solisten, Universitä­tschor und der in all ihren Registern meisterlic­hen Akademisch­en Orchesterv­ereinigung. Dazu als Auftakt zum Finale originale Arabische Musik mit dem Ensemble „Jusur“. Daria Kalinina (Konstanze), Laura Richter (Blonde), Thembinkos­i Mgetyengan­a (Belmonte), Dustin Drosdziok (Pedrillo), Mark Hightower (Osmin) und Frank Matthus (Bassa Selim). Rezitative. Kolorature­n hallten im Uni-Hof bis hin zum „Ha, wie will ich triumphier­en“des Osmin. Seine Rechnung ging nicht auf. Die zum Tode verurteilt­en Konstanze und Belmonte nehmen Abschied: „Welch ein Geschick! O Qual der Seele“, doch der großmütige Bassa schenkt Freiheit zur Bestürzung des Osmin. Riesenbeif­all am Ende für alle Mitwirkend­en zur Premiere im alljährlic­h vertrauten Ambiente.

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