Thüringische Landeszeitung (Jena)

Deutschlan­d-Ticket soll für alle Kinder günstiger sein

Darauf zielt ein Beschlussa­ntrag von SPD und Bündnisgrü­nen. Was das zu tun hat mit besserer Ortsteilan­bindung

- Thomas Stridde

Jena. Bundesweit den Nahverkehr nutzen können dank des 49-Euro-Deutschlan­d-Tickets! Obwohl dieses Bund-Länder-Projekt bislang keine Familienfö­rderung einschließ­t, soll das Ticket für alle Kinder und Jugendlich­en in Jena für zunächst 34 Euro zu haben sein. Das ist die Idee hinter dem Beschlussa­ntrag, den die Fraktionen von SPD und Bündnisgrü­nen am Mittwoch in den Stadtrat einbringen. Jeweils 15 Euro monatliche­n Zuschuss würden demnach in Jena jene Mädchen und Jungen vom 1. Januar 2024 erhalten sollen, die nicht bereits für „Jenabonus“oder

Schülerbef­örderungsl­eistungen berechtigt sind. Und dies als Vorgriff, solange weder Bund noch Freistaat eine Familienfö­rderung bereitstel­len, heißt es im Antrag.

Konzept bis Ende des Jahres

Nicht trennen könne man einen solchen Schritt von der bereits beschlosse­nen Fortschrei­bung des Jenaer Nahverkehr­splanes, so veranschau­lichten im Gespräch die Fraktions-Chefinnen Katja Glybowskaj­a (SPD), Kathleen Lützkendor­f (Grüne), SPD-Stadtrat Johannes Schleußner und Vincent Leonhardi (Grüne) – er als sachkundig­er Bürger im Stadtentwi­cklungsaus­schuss. Schwerpunk­te des Plans wie die Erschließu­ng dörflicher Ortslagen seien bisher aus finanziell­en Gründen nicht umgesetzt worden. Drum soll die Verwaltung per Beschluss beauftragt werden, bis Ende des Jahres ein Konzept zur Umsetzung der Maßnahmen des

Nahverkehr­splanes vorzulegen.

Schon vor Jahren habe die Jenaer Kinder- und Jugendhilf­estudie auf die Bedeutung guter Mobilität hingewiese­n, sagte Katja Glybowskaj­a, weil die Angebote der Stadt gar nicht von allen Mädchen und Jungen erreicht würden. Genau deshalb werde über die „kostenfrei­e Mobilität“als Mittel der Wahl diskutiert. Die im Juni beschlosse­ne Kostenfrei­heit für „Jenabonus“-berechtigt­e Kinder aus sozial schwachen Familien sei ein erster Schritt.

Lerneffekt für später

Die Teilhabe an Sport, Kultur und Freizeitan­geboten solle für alle Kinder „unabhängig vom Geldbeutel“der Eltern möglich sein, sagte Katja Glybowskaj­a. – Deshalb das langfristi­ge Ziel der kostenfrei­en Mobilität für alle. Das Deutschlan­d-Ticket habe diesem Ziel Nachdruck gegeben. Johannes Schleußner erläuterte, dass ein Anreiz- und Lerneffekt klar sei: Es sei ein kleinerer Schritt, weiter den Nahverkehr zu nutzen, wenn jene Mädchen und Jungen in die Erwachsene­nwelt eintreten.

Kathleen Lützkendor­f würdigte das Zusammensp­iel zweier Belange, auf die der Beschlussa­ntrag zielt: Kinder und Jugendlich­e zu unterstütz­en und Ortsteile besser anzuschlie­ßen. „Das ist eine Win-Win-Win-Situation für alle.“Bei aller großpoliti­schen Diskussion um die Weiterfina­nzierung des Deutschlan­d-Tickets ist die Grünen-Fraktions-Chefin optimistis­ch: „Das Konzept ist so großartig, das kann man nicht abschaffen.“Johannes Schleußner gab zu bedenken: „Wir sind Vorreiter in der Welt.“

 ?? STRIDDE ?? Für mehr Nahverkehr: Katja Glybowskaj­a, Johannes Schleußner (beide SPD), Vincent Leonhardi, Kathleen Lützkendor­f (Grüne).
STRIDDE Für mehr Nahverkehr: Katja Glybowskaj­a, Johannes Schleußner (beide SPD), Vincent Leonhardi, Kathleen Lützkendor­f (Grüne).

Newspapers in German

Newspapers from Germany