Thüringische Landeszeitung (Jena)
Deutschland-Ticket soll für alle Kinder günstiger sein
Darauf zielt ein Beschlussantrag von SPD und Bündnisgrünen. Was das zu tun hat mit besserer Ortsteilanbindung
Jena. Bundesweit den Nahverkehr nutzen können dank des 49-Euro-Deutschland-Tickets! Obwohl dieses Bund-Länder-Projekt bislang keine Familienförderung einschließt, soll das Ticket für alle Kinder und Jugendlichen in Jena für zunächst 34 Euro zu haben sein. Das ist die Idee hinter dem Beschlussantrag, den die Fraktionen von SPD und Bündnisgrünen am Mittwoch in den Stadtrat einbringen. Jeweils 15 Euro monatlichen Zuschuss würden demnach in Jena jene Mädchen und Jungen vom 1. Januar 2024 erhalten sollen, die nicht bereits für „Jenabonus“oder
Schülerbeförderungsleistungen berechtigt sind. Und dies als Vorgriff, solange weder Bund noch Freistaat eine Familienförderung bereitstellen, heißt es im Antrag.
Konzept bis Ende des Jahres
Nicht trennen könne man einen solchen Schritt von der bereits beschlossenen Fortschreibung des Jenaer Nahverkehrsplanes, so veranschaulichten im Gespräch die Fraktions-Chefinnen Katja Glybowskaja (SPD), Kathleen Lützkendorf (Grüne), SPD-Stadtrat Johannes Schleußner und Vincent Leonhardi (Grüne) – er als sachkundiger Bürger im Stadtentwicklungsausschuss. Schwerpunkte des Plans wie die Erschließung dörflicher Ortslagen seien bisher aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt worden. Drum soll die Verwaltung per Beschluss beauftragt werden, bis Ende des Jahres ein Konzept zur Umsetzung der Maßnahmen des
Nahverkehrsplanes vorzulegen.
Schon vor Jahren habe die Jenaer Kinder- und Jugendhilfestudie auf die Bedeutung guter Mobilität hingewiesen, sagte Katja Glybowskaja, weil die Angebote der Stadt gar nicht von allen Mädchen und Jungen erreicht würden. Genau deshalb werde über die „kostenfreie Mobilität“als Mittel der Wahl diskutiert. Die im Juni beschlossene Kostenfreiheit für „Jenabonus“-berechtigte Kinder aus sozial schwachen Familien sei ein erster Schritt.
Lerneffekt für später
Die Teilhabe an Sport, Kultur und Freizeitangeboten solle für alle Kinder „unabhängig vom Geldbeutel“der Eltern möglich sein, sagte Katja Glybowskaja. – Deshalb das langfristige Ziel der kostenfreien Mobilität für alle. Das Deutschland-Ticket habe diesem Ziel Nachdruck gegeben. Johannes Schleußner erläuterte, dass ein Anreiz- und Lerneffekt klar sei: Es sei ein kleinerer Schritt, weiter den Nahverkehr zu nutzen, wenn jene Mädchen und Jungen in die Erwachsenenwelt eintreten.
Kathleen Lützkendorf würdigte das Zusammenspiel zweier Belange, auf die der Beschlussantrag zielt: Kinder und Jugendliche zu unterstützen und Ortsteile besser anzuschließen. „Das ist eine Win-Win-Win-Situation für alle.“Bei aller großpolitischen Diskussion um die Weiterfinanzierung des Deutschland-Tickets ist die Grünen-Fraktions-Chefin optimistisch: „Das Konzept ist so großartig, das kann man nicht abschaffen.“Johannes Schleußner gab zu bedenken: „Wir sind Vorreiter in der Welt.“