Thüringische Landeszeitung (Jena)

Sammlung rund um den Hund sucht Domizil

Der Weimarer Thomas Kümmel hat in mehr als 30 Jahren mehrere tausend Exponate zusammenge­tragen

- Sibylle Göbel

Es ist eine wohl einmalige Sammlung, zusammenge­tragen in rund 30 Jahren: Der Weimarer Thomas Kümmel hat seine Passion für den Hund nicht nur in der gleichnami­gen Hundeschul­e seiner Frau Susanne ausgelebt, sondern auch in jeder freien Minute. Sein Ziel war es, ein Museum zu erschaffen, um – wie er sagt – „die Kulturgesc­hichte des Hundes darzustell­en“.

Thomas Kümmel zufolge gibt es nämlich bundesweit kein einziges Museum, dass den Hund in all seinen Facetten beleuchtet. Und erst recht keines, das sich auch den in Weimar und Apolda gezüchtete­n und weltweit geschätzte­n Hunderasse­n Weimaraner und Dobermann widmet.

Von Urkunden und Bücher bis Leinen und Hundegesch­irr

Deshalb hat Kümmel im Laufe der Zeit mehrere Tausend Exponate rund um den Hund gesammelt: Nicht nur Fotos, Urkunden, Bücher und Videos, nicht nur Leinen, Hundegesch­irr und Halsbänder in mannigfach­er Ausführung, sondern vieles andere mehr.

Der gelernte Fleischer, der zu DDR-Zeiten auch als Volkspoliz­ist, Forstarbei­ter und Kulturleit­er für Altenheime tätig war, will auch zeigen, in welchen Bereichen der Mensch Hunde einsetzte und einsetzt – etwa als Wach- und Schutzhund­e, Spürhunde, Jagdhunde und Therapiehu­nde. Kümmel, Jahrgang 1957, hat deshalb beispielsw­eise auch Uniformen von Grenzsolda­ten und Volkspoliz­isten aus der DDR aufbewahrt – „nicht etwa, um dieses Kapitel zu verherrlic­hen, sondern um anhand von originalen

Stücken zu belegen, wie es damals war“. Dass er selbst bei den Grenztrupp­en diente und dabei einen Schäferhun­d an seiner Seite hatte, hat Kümmel – wie überhaupt seine bunte DDR-Vita – nie verhehlt.

Und auch nicht, dass er wohl deshalb geradezu hundeverrü­ckt ist, weil er sich zwar von Kindesbein­en an sehnlichst einen Hund gewünscht hat, seine Mutter es ihm aber nie erlauben konnte, einen zu besitzen. „Aber seit ich 14 war, ist wohl kein Tag ohne eine Aktivität rund um den Hund vergangen“, so Kümmel.

Doch die Pläne, das Museum auf dem Gelände der 1990 gegründete­n Hundeschul­e in Weimar-Schöndorf einzuricht­en, haben sich zerschlage­n. Grund dafür: Corona. Denn die eigene Covid-19-Erkrankung hat den Kümmels, vor allem Inhaberin Susanne Kümmel, derart zugesetzt, dass sich das Ehepaar vor einem Jahr dazu entschloss, die Hundeschul­e zu schließen.

„Es war nicht so, dass es nicht gut lief“, sagt Kümmel, der in seiner Hundeschul­e auch viele prominente Hundebesit­zer von Ministerpr­äsident Bodo Ramelow bis Schauspiel­er Erol Sander begrüßen konnte. Ramelows Hund Attila, ein JackRussel­l-Terrier, ist inzwischen im hohen Alter verstorben.

Aber für einen Neustart hätte den Kümmels die Kraft gefehlt. Dass das Angebot sehr vermisst wird, freut das Ehepaar. Aber der Entschluss steht: Nach der Schließung im April 2022 soll nun auch das 1,2 Hektar große, auf dem Gelände einer DDRSchwein­emastanlag­e entstanden­e Hundeschul-Gelände veräußert werden. Damit aber fehlt das Domizil für das geplante Hundemuseu­m. Aus Kümmels Sicht gibt es deshalb nur drei Möglichkei­ten: „Die Sammlung verkaufen, günstige Räumlichke­iten anmieten, damit ich dort ein Museum betreiben kann, oder jemanden finden, der die Sammlung übernimmt und mit mir zusammen das Museum aufbaut.“

Kümmel hat immer vor der Vermenschl­ichung der Hunde abgeraten, so betonte er schon vor Jahren, es gebe immer mehr neurotisch­e Hunde – und immer mehr Hundehasse­r. „Das Grundprinz­ip der gegenseiti­gen Rücksichtn­ahme wird vernachläs­sig“, sagte er in einem der vielen Gespräche mit dieser Zeitung.

Großes Expertenwi­ssen zum Umgang mit den Vierbeiner­n

Kümmel wäre nicht Kümmel, hätte er nicht längst seine Fühler nach geeigneten Objekten in der Umgebung ausgestrec­kt; aber bislang gibt es nichts Spruchreif­es. Vielleicht, so hofft er, findet sich ein Bürgermeis­ter, der nicht nur eine geeignete Immobilie hätte, sondern auch das Potenzial erkennt, das in einer solchen Schau steckt.

Die Exponate, sagt Thomas Kümmel, habe er teils gekauft, teils seien sie ihm geschenkt worden. Im materielle­n Sinn wertvoll sei aber kaum etwas davon.

Er selbst wird sich seiner Passion für den Hund auf jeden Fall weiter widmen: Er will Vorträge halten – etwa zur Rolle von Hunden im KZ Buchenwald –, Geschichte­n aufschreib­en, die er selbst erlebt oder beispielsw­eise aus erster Hand über prominente Hundehalte­r gehört hat, und sein Expertenwi­ssen zum Umgang mit den Vierbeiner­n weitergebe­n, wenn er darum gebeten wird.

 ?? SIBYLLE GÖBEL ?? Der Weimarer Thomas Kümmel hat mehr als 30 Jahre lang Tausende Exponate rund um den Hund zusammenge­tragen. Nun sucht er nach einem Domizil für das geplante Museum. Willkommen wäre ihm aber auch jemand, der die Sammlung übernehmen könnte.
SIBYLLE GÖBEL Der Weimarer Thomas Kümmel hat mehr als 30 Jahre lang Tausende Exponate rund um den Hund zusammenge­tragen. Nun sucht er nach einem Domizil für das geplante Museum. Willkommen wäre ihm aber auch jemand, der die Sammlung übernehmen könnte.

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