Thüringische Landeszeitung (Jena)
Wie der Campus am Landgrafen weiter wächst
Mehr als 50 Millionen Euro wurden in zwei neue Forschungsgebäude investiert. Bauten am Freitag feierlich eröffnet
Wie werden Häuser in Zukunft beheizt, womit fahren die Autos der kommenden Generationen? In Jena sollen die wissenschaftlichen Grundlagen geschaffen werden, um Zukunftsfragen der Menschheit zu lösen. Dafür braucht es Forschungsraum. Das Thema günstige, umweltfreundliche und ressourcenschonende Energiegewinnung und -speicherung kann nun in zwei neuen Forschungsgebäuden in der Lessingstraße wissenschaftlich vorangetrieben werden.
Da das bestehende Gebäude für Energie und Umweltchemie (CEEC I) der Friedrich-Schiller-Universität am Landgrafen-Campus nicht mehr für die vielfältigen Forschungsaktivitäten ausreichte, sind Erweiterungsbauten errichtet worden. Das Forschungsgebäude CEEC II und das Anwendungszentrum (AWZ) wurden am Freitag, 12. April, feierlich eingeweiht.
Thüringen ist ein Impulsgeber in der Forschung
Auf zusammen 4000 Quadratmetern Nutzfläche sind Gebäude entstanden, in denen zukünftig Forschende aus Chemie, Material- und Geowissenschaften zusammenarbeiten werden. Die Stärke Thüringens materialisiere sich in den neuen Gebäuden, sagte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Die Linke) bei der Eröffnungsfeier. Thüringen sei Impulsgeber in der Forschung und Jena ein Netzwerkmittelpunkt. Hier würden Schlüsseltechnologien entwickelt.
Thüringens Wirtschaftsminister Wolfgang Tiefensee (SPD) sprach von einer „Kathedrale der Wissenschaft“, die entstanden sei, und Bau
staatssekretärin Barbara Schönig betonte, es sei ein „sehr, sehr guter Tag für den Wissenschaftsstandort in Thüringen“. Die 52,9 Millionen
Euro, die hier investiert wurden, seien in Hinblick auf den zu erwartenden Forschungsertrag gut angelegt. 13 Millionen Euro seien vom Freistaat
und vom Bund investiert worden, erklärt Schönig. Fast 20 Millionen Euro kamen aus dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung (EFRE), die Friedrich-SchillerUniversität investierte 4,5 Millionen Euro Eigenmittel, und auch die Ernst-Abbe- sowie die Zeiss-Stiftung waren an der Finanzierung beteiligt. Die Gestaltung des Forschungsgebäudes mit über 40 Büroräumen und 60 Laboren hatte das Münchener Architekturbüro HDR übernommen.
Der Bau auf dem schmalen Hanggrundstück sei durchaus eine Herausforderung gewesen, sagt Architekt Hubert Juranek. 18 Architekten sowie Bauplaner, Haustechniker und Statiker seien am Werk gewesen. Dabei sei es nicht selbstverständlich, dass ein Nutzer wisse, was er wolle. Doch Professor Ulrich Schubert wusste das ziemlich genau. Schubert ist seit 15 Jahren Professor für Organische und Makromolekulare Chemie an der Friedrich-Schiller-Universität Jena. Er ist Gründungsdirektor des CEEC und Antragsteller für die beiden Neubauten.
In der Nachbarschaft wird ein neues Gründerzentrum entstehen
In den neuen Gebäuden werden elektrochemische Energiespeicher, Photovoltaik und intelligente Fassaden bis zur Wasserstofftechnologie erforscht. Neue Materialien sollen hier erfunden, synthetisiert, verarbeitet und angewendet werden. Außerdem werden die Polymerund die Glaschemie bis zur Mineralogie beste Arbeitsbedingungen in den Neubauten finden. In direkter Nachbarschaft soll zudem das Gründerzentrum „Lab2Fab“wachsen. Die Technologie- und Innovationspark Jena GmbH (TIP Jena) errichtet das neue Gebäude, das vom Freistaat mit 19 Millionen Euro gefördert wird.