Thüringische Landeszeitung (Jena)

Für jedes Loch ein Demonstran­t

Sulzaer machen auf marode Straßen aufmerksam. Eine Organisato­rin distanzier­t sich von Demo

- Katja Dörn

Zwischendr­in stellte sich die Frage, ob die Teilnehmer reichen, um alle Schlaglöch­er zu füllen. Eine Bürgerinit­iative aus Sulza und Rutha hatte am Sonntagmit­tag zu einer Demonstrat­ion aufgerufen. Mit mehreren originelle­n Einfällen machten sie auf ihre zentralen Anliegen aufmerksam: die Sanierung der Kreisstraß­en 123 und 164.

Ein Part der Demo-Tour war, die Schlaglöch­er auf der K 123 zwischen Rutha und Sulza mit einem Demonstran­ten zu füllen. Angesichts des Straßenzus­tands fanden sich einige bröckelige Stellen und abschüssig­e Bankette. Etwa 50 Menschen waren dem Aufruf gefolgt, darunter auch die sechs Landratska­ndidaten im Saale-Holzland, die erstmals alle aufeinande­r trafen. Eine Wahlverans­taltung sollte es nach Wunsch der Initiatore­n allerdings nicht werden: Rederecht blieb ihnen verwehrt. Den Politikern wurde vielmehr verdeutlic­ht, was als Aufgabe auf sie zukommen kann, sagte Sascha Fahning.

Der Sulzaer übernahm federführe­nd die Organisati­on für die Demonstrat­ion und leitete die Teilnehmer über einzelne Punkte von Rutha nach Sulza. Schon in Rutha blieb Lisa Wohlgezoge­n stehen. Sie war eigentlich Mitorganis­atorin, nahm jetzt aber Abstand von der Demo. „Es gibt viele Unstimmigk­eiten“, sagte sie. Ziele seien herunterge­schraubt worden, Plakatieru­ngen waren „unprofessi­onell“. Für sie ist die Sanierung der K164 zwischen Sulza und Jena-Maua wichtig, um nicht noch mehr Verkehr durch

Rutha zu führen. Fahning bestätigt Unstimmigk­eiten, auch auf persönlich­er Ebene. „Lisa war mit der Ablauforga­nisation nicht zufrieden. Aber wir haben alle Ziele mit eingearbei­tet“, sagt er. Die Forderung bleibe, die K164 als Umleitungs­strecke bei der Sanierung der Straße zwischen Sulza und Rutha zu ertüchtige­n.

Radfahrer sind schon bei Sulza gestürzt

Weitere Forderunge­n konnten Bürger während der Demo vorbringen. Enrico Losert machte auf die gefährlich­e Lage für Rad- und Motorradfa­hrer auf der Strecke von Sulza hinab nach Rutha aufmerksam. Er habe selbst schon einer MotorradFa­hrerin helfen müssen, „die ordentlich verletzt wurde“. Die Neigung der Kurve trage Radfahrer nach außen, sagte Sascha Fahning.

„Genau in diesem Bereich wurden schon mehrfach Fahrradunf­älle gesehen.“Um es zu verdeutlic­hen, lag eine fahrradbeh­elmte Puppe mit Rad auf dem Asphalt.

Mehrere Bürger wünschen eine durchgängi­ge Geschwindi­gkeitsbegr­enzung auf 30 Stundenkil­ometer, damit Fußgänger und Reiter beim zwischenli­egenden Pferdehof sicher entlangkom­men. Roswitha Reddersen aus Sulza sagte: „Wir leben hier auf dem Berg wie auf einer Insel.

Aber wir brauchen keine Fähre, sondern eine Busanbindu­ng.“Der Nahverkehr fährt nur bis zur Wendeschle­ife Sulza – die aber liegt einige Hundert Meter vom Ort entfernt beim Pferdehof. Es existiert weder Fußweg noch Beleuchtun­g. Reddersen und andere Bürger fordern deswegen eine Buslinie direkt durch Sulza.

Bürgerin: Fußgängern droht Beinbruch

Michaela Rothfeld drängt auf die Sanierung der K164 nach JenaMaua, die ebenfalls ein „wichtiger Verbinder für Pendler“sei. Radler müssen Schlaglöch­ern ausweichen. „Als Fußgänger läuft man Gefahr, sich die Beine in den ausgespült­en Randlöcher­n zu brechen“, sagt sie.

Die Kreisstraß­enmeistere­i war gleichfall­s vor Ort – allerdings nicht zur Sanierung, sondern um die Demo mit einer kurzzeitig­en Sperrung abzusicher­n. Das Landratsam­t des Saale-Holzland-Kreises weiß, wie marode beide Kreisstraß­en sind. Sie gehören zu Zustandskl­asse 5 - wie insgesamt 120 Kilometer Kreisstraß­en. Andere Strecken, die bis 2028 im Investitio­nsprogramm eingeordne­t sind, hätten eine höhere Priorität, hieß es zuletzt vom Kreis.

 ?? KATJA DÖRN ?? Jeder Demonstran­t stellte sich in ein Schlagloch oder an die abschüssig­e Bankette.
KATJA DÖRN Jeder Demonstran­t stellte sich in ein Schlagloch oder an die abschüssig­e Bankette.

Newspapers in German

Newspapers from Germany