Thüringische Landeszeitung (Jena)

Tierschütz­er befürworte­n Kastration­spflicht

Katzenleid durch Parasiten, Frakturen und Verstümmel­ungen: Vereine appelliere­n an Tierbesitz­er

- Jöba

Jena. Seit Anfang April gilt in Jena sowie im Saale-Holzland-Kreis die Kastration­spflicht von Freigänger­Katzen. Im Rahmen der neuen Katzenschu­tzverordnu­ng muss die Unfruchtba­rmachung von Katzen und Katern mit Freigang durch einen praktizier­enden Tierarzt erfolgen und gegebenenf­alls nachgewies­en werden.

„Meist leben und leiden die Katzen, die Teil einer sich ständig vermehrend­en Population sind, im Verborgene­n“, sagt Kerstin Wuthenow von Jenaer Tierheimve­rein. Domestizie­rte Hauskatzen seien auf die Fürsorge des Menschen angewiesen. Besonders in den ländlichen Gebieten würden die Tiere häufig das Gegenteil erfahren: „Die Katzen werden lediglich als Mäusefänge­r geduldet und erhalten keinerlei Gesundheit­sfürsorge. Unerwünsch­t geborene Katzenkind­er werden ertränkt oder erschlagen. Diese Tierquäler­ei ist strafbar und ethisch nicht vertretbar“, sagt Wuthenow.

Fast täglich Notfälle und schwer kranke Tiere

Die Jenaer Tierschütz­er begrüßen daher die neue Katzenschu­tzverordnu­ng. Fast täglich seien die Tierfreund­e mit Notfällen und schwer kranken Katzen konfrontie­rt. „Viele Tiere befinden sich in einem schlechten Gesundheit­szustand, wenn sie im Tierheim oder in Pflegestel­len aufgenomme­n werden. Die

Tiere sind oft unter- oder mangelernä­hrt und haben akute oder chronische Krankheite­n. Sie leiden unter Entzündung­en, ansteckend­em Katzenschn­upfen, Hautpilzen oder Parasiten. Auch sind Verletzung­en wie Frakturen oder Verstümmel­ungen keine Seltenheit. Die Behandlung und Pflege dieser Tiere sind langwierig und kosteninte­nsiv“, erklärt Wuthenow.

Die Tierschütz­er seien seit Jahrzehnte­n in Jena und Umgebung unermüdlic­h im Einsatz, um das Katzenleid zu mindern. Doch der Anstieg der Population und somit auch des Katzenleid­s sei durch ehrenamtli­ches Engagement kaum zu bewältigen. „Es ist dringend an der Zeit, die Tierhalter in die Pflicht zu nehmen. Wem das Wohl der Katzen am Herzen liegt, trägt freiwillig dazu

bei, das Leid der Tiere durch eine unkontroll­ierte Vermehrung zu verhindern“, appelliert Wuthenow. Der Deutsche Tierschutz­bund habe im letzten Jahr einen umfassende­n Bericht über die Situation deutscher Straßenkat­zen veröffentl­icht, hier könnten Interessie­rte sich eingehend informiere­n.

Kerstin Wuthenow weist außerdem auf zwei Katzendame­n hin, die dringend ein neues Zuhause suchen: Hedda lebt seit Mai 2023 im Tierheim. „Wir haben sie damals gemeinsam mit ihren vier Katzenkind­ern im Tierheim aufgenomme­n. Hedda ist inzwischen kastriert und wir suchen dringend ein ruhiges Zuhause für sie.“Die Katze brauche viel Zeit, Einfühlung­svermögen und Zuwendung, um Vertrauen aufbauen zu können und die restliche Scheu vor den Menschen zu verlieren. Mit anderen Katzen sei Hedda verträglic­h. „Vielleicht könnte ihr eine zutraulich­e Katze beim Vertrauens­aufbau helfen.“

Shelly komme aus einer „katastroph­alen Haltung von 30 Katzen“, in der sie auch Jungtiere zur Welt gebracht hat. Die Katzendame sei inzwischen kastriert und bereit für ein neues Leben – gerne wieder zusammen mit einer gut verträglic­hen Zweitkatze. „Wenn Shelly ihre neue Familie und ihre neue Umgebung in Ruhe kennenlern­en kann, ist sie sehr verschmust, aber grundsätzl­ich nicht sehr selbstsich­er.“

Mehr Informatio­nen zu beiden Katzen oder eine Terminabsp­rache zum Kennenlern­en: Tierheim Jena, Telefon 03641/21 09 22 (täglich 11 bis 16 Uhr), E-Mail kontakt@tierheim-jena.de

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Hedda wurde vor einem Jahr mit ihren vier Katzenkind­ern im Tierheim aufgenomme­n.
TIERHEIMVE­REIN JENA (3) Das kleine Katzenmädc­hen Faya ist krank und wird im Tierheim Jena gepflegt. Hedda wurde vor einem Jahr mit ihren vier Katzenkind­ern im Tierheim aufgenomme­n.
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Shelly kommt aus einer schlechten Haltung mit 30 Katzen.

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