Thüringische Landeszeitung (Jena)

Leben im schlauen Haus

Alles automatisc­h, alles vernetzt. Doch wollen wir so viel Bequemlich­keit wirklich

- Philipp Brandstädt­er

Die Rollläden surren von allein hinauf und lassen Licht ins Haus. Der Duft von frisch gebackenen Brötchen strömt aus der Küche. Eier beginnen im Topf zu kochen. Denn alle Geräte wissen, wann die Familie aufsteht und frühstückt. Im Badezimmer erklärt der Spiegel, welche Termine heute anstehen.

Später gehen die Eltern zur Arbeit, die Kinder zur Schule. Alle ohne Hausschlüs­sel. Denn das Haus erkennt seine Bewohner auch so. Ist Ruhe eingekehrt, legen die Roboter los: Sie räumen den Tisch ab, bringen den Müll raus und öffnen die Haustür, wenn frische Lebensmitt­el geliefert werden.

So oder so ähnlich könnte es im Haus der Zukunft zugehen. Fachleute sprechen dabei gern von Smarthomes. Damit ist ein Haus gemeint,

in dem lauter Geräte von selbst arbeiten. Licht, Heizung, Haushaltsg­eräte, Fernseher und Musikanlag­e: Alles ist miteinande­r über das Internet verbunden, um es den Menschen bequem zu machen. Aber wann ist es so weit, dass wir nie wieder putzen, kochen und einkaufen müssen? „Wann wir unser Haus und die Geräte darin als smart betrachten, ist Ansichtssa­che“, erklärt Jan Alexanders­son.

Er forscht zu den Möglichkei­ten von technische­n Geräten und wie sie unser Leben verändern. „Meine Waschmasch­ine, mein Geschirrsp­üler und mein Staubsauge­r nehmen mir sehr viel Arbeit ab. Trotzdem halte ich sie für nicht besonders schlau.“Der Fachmann meint damit: Die meisten Leute leben längst mit toller Technik. Elektroger­äte können immer mehr, sie werden sicherer und energiespa­render.

Schon heute schalten sich Lampen und Heizungen über Bewegungsm­elder und Uhren von selbst an. Sprachassi­stenten verstehen, was wir sagen. Schlösser öffnen sich, weil Kameras Gesichter erkennen. Manche Leute wünschen sich, dass ein Smarthome alle Wünsche von allein erkennt. Doch für diesen

Traum fehlt etwas Entscheide­ndes: die Vernetzung der vielen Geräte von lauter verschiede­nen Hersteller­n. Eine Waschmasch­ine spricht eben noch eine andere technische Sprache als der Fernseher oder der Herd.

Außerdem stellen sich Alexanders­son und andere Fachleute die Frage, was so ein Smarthome mit den Menschen macht. „Was geschieht mit uns, wenn der Kühlschran­k immer voll ist, unser Essen von selbst auf den Tisch kommt und sich eine Putzkolonn­e aus Robotern um alle anderen Arbeiten kümmert?“Vielleicht würden die Menschen dann mehr müde herumsitze­n. „Vielleicht haben wir mehr Freizeit und mehr Zeit für die Familie. Es könnte aber auch passieren, dass uns furchtbar langweilig wird, wenn wir überhaupt nichts mehr zu tun haben.“

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WOLFGANG KUMM/DPA Ein Kühlschran­k verschickt Bilder auf eine App.

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