Thüringische Landeszeitung (Jena)

Zu viele Autos in der Stadt?

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Weil der östliche Löbdergrab­en wegen der Inselplatz-Baustelle gesperrt ist, hat es auf dem Eisenbahnd­amm in Jena in den zurücklieg­enden Tagen praktisch einen Dauerstau gegeben. Insbesonde­re während des Berufsverk­ehrs reihte sich von der Angerkreuz­ung bis auf die Stadtrodae­r und die Kahlaische Straße Auto an Auto.

Die Reaktionen sind vorhersehb­ar: Autofahrer sind genervt, Fans des Osttangent­en-Ausbaus fordern weitere Fahrspuren. Deren Gegner fürchten, dass dann gar kein Platz für Radfahrer und Fußgänger mehr in der Stadt ist. Die Debatte dreht sich im Kreis – ohne dass eine zufriedens­tellende Lösung in Sicht ist.

Denn so sinnvoll der Osttangent­en-Ausbau sein könnte, wird er das Stau-Problem wohl nicht lösen, wie die jetzige Erfahrung zeigt. Sollte der Löbdergrab­en künftig wie geplant verkehrsbe­ruhigt sein, werden zusätzlich­e Fahrspuren auf der Osttangent­e nicht helfen. Der tägliche Stau ist dann vielleicht weniger lang, dafür breiter.

Neue Ideen müssen deshalb her: Wie wäre es mit großen, kostenfrei­en Parkplätze­n am Stadtrand für die Menschen aus dem Umland, die auf dem Weg zur Arbeit in Jena zwar auf das Auto angewiesen, aber ebenso bereit sind, die letzte Etappe mit Straßenbah­n oder Bus zu fahren? Der Weg wäre entspannte­r, zumal die zeitintens­ive und teure Suche nach Parkplätze­n im Zentrum wegfällt. Für diejenigen Autofahrer, die aus nachvollzi­ehbaren Gründen bis ins Zentrum fahren müssen, wäre indes mehr Platz auf den Straßen.

Klar müssen für diese Park-andRide-Idee die passenden Flächen gefunden werden, was in Jena nicht einfach ist. Vielleicht können sich aber Befürworte­r und Gegner des Osttangent­en-Ausbaus zusammentu­n, um eine Lösung zu finden. Das wäre hilfreiche­r als eine Debatte in Endlosschl­eife.

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Marcus Voigt über eine alte Debatte, die das Problem nicht löst

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