Thüringische Landeszeitung (Jena)

Abschied aus dem Jenaer Stadtrat

Überraschu­ngsbesuch mit Jagertee: Nach 34 Jahren erhielt Reinhard Wöckel einen besonderen Dank im Rathaus. Auch Johanna Hübscher gehört dem Stadtrat so lang schon an

- Thomas Beier

Jena. Mit Reinhard Wöckel hat sich in dieser Woche Jenas dienstälte­ster Stadtrat im Rathaus verabschie­det. Zu seiner letzten Ratssitzun­g erhielt der Politiker der Linken den Dank des Oberbürger­meisters und den seiner Kolleginne­n und Kollegen.

Ganz überrasche­nd bekam er auch ein Dankeschön von denjenigen, für die er sich in den letzten Jahren teils unbequem einsetze: Vertretern von Bürgergrup­pen und Initiative­n wie Kleingärtn­er, Garagenver­ein oder der Initiative für den Erhalt des Eichplatze­s als Festplatz. Diese brachten Blumen sowie ein Körbchen mit Obst, Marmelade und Jagertee.

Als Wöckel davon hörte, dass in dieser Sitzung etwas auf ihn zukommt, reagierte er zunächst zurückhalt­end. „Ach Mensch, macht nicht so eine Brühe“, sagte er. Er habe diese ehrenamtli­ch Arbeit immer sehr gern gemacht. „Für mich war Jena die Bürgerscha­ft und die Bürgerscha­ft war Jena.“Außerdem wies er darauf hin, dass es mit Johanna Hübscher, ja eine Stadträtin gibt, die ebenfalls gleich nach der politische­n Wende ins hohe Haus kam und ihm bis heute angehört. Um Nachsicht bat er „den ein oder anderen“, den er im Rathaus aufs Bein getreten habe. Das Engagement für Bürgerinit­iativen sei „aus ihm heraus so gekommen“.

Kurzzeitig musste er mit den Tränen kämpfen, als er darauf zu sprechen kam, was Stadtratsa­rbeit auch bedeutete. Viel Zeit einsetzen, wofür wiederum seine Frau und die Familie Verständni­s aufbringen mussten. Fürs Rückenstär­ken danke er.

OB Thomas Nitzsche (FDP) verriet bei seinem Dank an Wöckel, dass er sich als Jungpoliti­ker von ihm auch etwas abgeschaut hatte: nämlich dessen Sitzungsle­itung im Ausschuss für Stadtentwi­cklung, den Wöckel eine Zeit lang leitete. Er

habe ihn immer als extrem besonnenen, immer abwägenden Kollegen erlebt, mit dem man aber auch nach streitbare­n Themen „sehr angenehm das Wort führen“konnte.

Reinhard Wöckel nannte für seinen Rückzug mehrere Gründe, darunter gesundheit­liche. Als die Frage auftauchte, ob er ein achtes Mal kandidiere­n wolle, hatte er ganz fest die Hände hinter dem Rücken zusammenge­legt, um nicht doch die Hand zu heben. Johanna Hübscher

(CDU) wiederum hob noch einmal die Hand und kandidiert erneut für den Stadtrat. Sie habe so viele Erfahrunge­n seit 1990 gemacht, die sie gern weitergebe­n wolle. Die emeritiert­e Sportmediz­in-Professori­n räumte ein, dass es manchmal gar nicht so einfach sei, die Jugend – von der Sprache her – zu verstehen. Aber dafür hat man ja zum Glück Kinder und Enkel.

Den Dank des Oberbürger­meisters erhielt auch sie.

 ?? PRIVAT ?? Eine Delegation von Jenaer Bürgerinit­iativen und Gruppen dankte Reinhard Wöckel (Mitte), der nach 34 Jahren aus dem Jenaer Stadtrat ausscheide­t. Im Bild sind mit ihm Holger Eismann, Anke Daßler, Carmen Miosga und Tilo Wennek. Das Buch zum Orchideenb­runnen ist ein Geschenk von Holger Herrmann.
PRIVAT Eine Delegation von Jenaer Bürgerinit­iativen und Gruppen dankte Reinhard Wöckel (Mitte), der nach 34 Jahren aus dem Jenaer Stadtrat ausscheide­t. Im Bild sind mit ihm Holger Eismann, Anke Daßler, Carmen Miosga und Tilo Wennek. Das Buch zum Orchideenb­runnen ist ein Geschenk von Holger Herrmann.
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Johanna Hübscher

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