Thüringische Landeszeitung (Jena)
Nachhaltig lernen? So geht es
Schüler der Heimbürgeschule Kahla widmeten sich in einer Projektwoche Zielen für die nachhaltige Entwicklung. Mancher Lehrer war zunächst skeptisch
Kahla. „Da ist Thymian, das ist Zitronenmelisse“, sagt Oscar. Nur bei Liebstöckel muss er kurz überlegen. Der Schüler legte mit anderen an der Heimbürgeschule in Kahla ein neues Kräuterbeet an. Es ist eines von mehreren Projekten, die an der Regelschule in dieser Woche das Lernen auf das Thema nachhaltige Entwicklung führte. Mit überraschenden Einblicken für die Jugendlichen.
Lippenbalsam kann selbstgemacht ziemlich günstig sein (50 Cent), die Olympischen Spiele in Paris wollen die nachhaltigsten der Historie sein und alte T-Shirts müssen nicht gleich weggeworfen werden. Louisa und Rosalie aus der 6. Klasse haben mit ihrer Lehrerin Marie Thum einen Recycling-Design-Workshop abgehalten und alte Oberteile in Batik-Muster gestaltet. Sie unterhielten sich zuvor über Fast Fashion, dem Trend des schnellen Wegwerfens, über Designer und die Emanzipation der Frau durch Mode, erklärt Lehrerin Marie Thum.
Kahlaer Schüler pflegen Städtepartnerschaft
Schulleiterin Sabine Herold initiierte die Projektwoche mit den Lehrern, wobei einige „anfangs skeptisch waren“, sagt sie. Gerade jetzt, so kurz vor der Prüfungszeit, wäre eine ganze Woche doch schwierig. „Aber für Projektwochen gibt es nie eine richtige Zeit“, sagt Herold.
Da sich 38 Schüler der Heimbürgeschule in der italienischen Partnerstadt Castelnovo ne‘ Monti befanden und es für sie schwierig sei, den Lernstoff danach wieder aufzuarbeiten, werde auch das umgangen. Auch Vertreter der Stadtverwaltung und Engagierte aus Kahla reisten nach Italien.
Aus den 17 Zielen für nachhaltige
Entwicklung, die von den Vereinten Nationen aufgestellt wurden, gestalteten die Lehrer ihre Angebote. Die Schüler konnten sich jahrgangsübergreifend in die Projekte einschreiben. „Es ist erstaunlich,
wie sich die Großen um die Kleinen kümmerten“, sagt Herold. Selbst zum Kekshersteller Griesson-de Beukelaer führte ein Tag zum Thema „nachhaltigen Backen“. „Die Schüler durften auch Kekse vom
Band naschen, das war schon cool“, sagt Lehrerin Jennifer Keller.
Zwei neue Kollegen werden in Kahla begrüßt
Die staatliche Regelschule „Johann Wilhelm Heimbürge“setzt auf praxisorientiertes Lernen und hat einen „guten Ruf“, sagt die Schulleiterin. Mit 78 neuen Anmeldungen könne die künftige fünfte Klasse wieder dreizügig gestaltet werden. Zwei neue Lehrer werden zudem im Kollegium begrüßt – ein neuer Kollege für Deutsch und Geschichte ersetzt einen Lehrer, der in Ruhestand geht. Und ein Lehramtsanwärter für Mathe und Geographie habe sich selbst bei der Schule gemeldet, um seine Vorbereitungsdienst in Kahla zu leisten. Davon kann manch andere Schule im ländlichen Raum nur träumen.