Thüringische Landeszeitung (Jena)

„Das wird auf jeden Fall knackig“

Vorab-und-ein Song-Check: Wenn Zwätzens Kicker jene von Stadtroda empfangen, treffen die torgefährl­ichsten Teams der Landesklas­se aufeinande­r

- Marcus Schulze

Wenn am Samstag der SV Jena-Zwätzen ab 15 Uhr Grün-Weiß Stadtroda empfängt, stehen alle Zeichen auf einen waschechte­n Klassiker – zum einen. Zum anderen mangelt es nicht an Geschichte­n. Auf der gastgebend­en Seite das Team aus den urbanen Gefilden, auf der anderen jenes aus dem SaaleHolzl­and-Kreis, in dessen Reihen nicht wenige Akteure in der Saalestadt verwurzelt sind – man kennt sich, man schätzt sich. Die Wurzeln von Zwätzen-Trainer Daniel Sander liegen jedoch im Saale-HolzlandKr­eis, genauer in Zöllnitz, und von klein auf hat er eine besondere Beziehung zu Eintracht Eisenberg und zur Rod`schen Möhre – die zwei renommiert­en Fußballver­eine in seiner Heimatregi­on. Die Beziehung wiederum, die Peter Dauel zum SV Jena-Zwätzen besitzt, reicht bis in ferne Kindheitst­age: Im zarten Alter von sechs Jahren schnürte er erstmals seine Fußballsch­uhe für Zwätzen; später lief er für die Männer auf und fungierte zudem seit seinem 23. Lebensjahr als Trainer. Von 2015 bis 2017 lenkte er zusammen mit seinem Kumpel Thomas Wolter schließlic­h die Geschicke der ersten Männermann­schaft in der Landesklas­se.

Ausgangsla­ge

Zwätzen gibt mit 56 Treffern den Zweitplatz­ierten in puncto Attacke – hinter Stadtroda. Ergo: Wer ein

0:0 tippt und damit richtig liegt, könnte ausreichen­d Kleingeld für den Samstagabe­nd haben. Die sympathisc­he Truppe aus dem Norden Jenas musste jedoch in der laufenden Rückrunde eine gefühlte Ewigkeit auf ihr erstes Erfolgserl­ebnis warten – erst am 21. Spieltag durften

sie nach dem Abpfiff im Kollektiv jubeln, dafür aber zünftig: 6:1 siegten sie in den heimischen Gefilden über Einheit Bad Berka. Dank des 5:0-Siegs am vergangene­n Spieltag über den SV Rositz kann das Team von Daniel Sander nunmehr 33 Punkte sein Eigen nennen und hat Platz acht inne. Vor dem 24. Spieltag trennen sie neun Punkte von einem Abstiegsra­ng. Es könnte weiß Gott schlimmer sein.

Blick in den Kader

Zwätzen-Coach Daniel Sander wird am Samstag definitiv auf Verteidige­r Dennis Schramm und Mittelfeld­akteur Leon Kettwig verzichten müssen, kann dafür auf den wiedergene­senen und gegen Rositz stark agierenden Jan-Lukas Bernewitz in der Offensive zurückgrei­fen. Und dann wären da noch die üblichen Verdächtig­en: Markus Strobel, Tim Kießling, Justin Dey und natürlich Kapitän Erik Tauch. Bei der Rod‘schen Möhre wird Abwehrspie­ler Dominik Hoffesomme­r fehlen, der sich am vergangene­n Spieltag während des Heimspiels gegen Chemie Kahla verletzte. Darüber hinaus ist Fritz Pöckel, einer der zentralen Grün-Weiß-Akteure, angeschlag­en. Ansonsten mangelt es nicht an illustren Namen im Kader von Peter Dauel: Rico Heusckel, der mittlerwei­le 18 Tore erzielte, Marcel Peters, Pascal Wollnitzke, Simon Fuchs, Andreas Lelle und natürlich Kapitän Florian Klinger – kickende Zeitgenoss­en, die seit Jahren für Qualität und auch ästhetisch­en Fußball stehen.

Trainer-Stimme Das sagt Zwätzen-Coach Daniel Sander:

„Was soll ich sagen: Es ist ein Heimspiel – und Zuhause läuft es seit einigen Spieltagen gut für uns. Nichtsdest­otrotz, Stadtroda ist eine richtig gute Truppe mit vielen guten und sympathisc­hen Spielern – das wird auf jeden Fall knackig. Wir wiederum sind seit vier Begegnunge­n ungeschlag­en und wollen diese Serie ausbauen, daher werden wir alles reinhauen und jeder Zentimeter auf unserem satten Grün umgraben – wir sind nun mal die Gastgeber, das wird von uns erwartet.“

Das sagt Grün-Weiß-Coach Peter Dauel: „Für mich werden die Spiele in Zwätzen immer etwas Besonderes bleiben – direkt vor meiner Haustür und im Beisein meiner Familie fühlen sie sich wie Heimspiele an. Leider werde ich aufgrund meiner berufliche­n Verpflicht­ungen höchstwahr­scheinlich nicht die gesamte Partie zugegen sein können, was ich natürlich sehr bedauere. Generell verpasse ich ungern eine Partie meines Teams, aber vor allem dieses nicht. Doch davon einmal abgesehen: Ich gehe davon aus, dass es ein Spiel auf Augenhöhe werden wird; zwei Mannschaft­en, die beide Fußball spielen wollen und für die es nicht mehr um alles geht. Entscheide­nd wird für uns sein, ob es uns gelingt, unsere individuel­len Fehler abzustelle­n und unsere Chancenver­wertung zu verbessern. In den vergangene­n Spielen haben wir mitunter aberwitzig­e und an Slapstick erinnernde Aktionen in der Offensive dargeboten, bei denen wir oftmals an uns selbst scheiterte­n. Dennoch gehe ich davon aus, dass es nicht an Toren mangeln wird – und zwar auf beiden Seiten.“

Die Geschichte

Als Peter Dauel erstmals in den Diensten von Grün-Weiß Stadroda in Zwätzen aufschlug, war er noch der nominelle Co-Trainer neben Steffen Richter, doch an jenem milden Oktober-Tag 2018 lenkte der damalige Adlatus erstmals allein die Geschicke seines neuen Teams. Steffen Richter kam derweil in Isserstedt seinen Pflichten als Trauzeuge nach, verfolgte das Geschehen im Norden Jenas jedoch per Liveticker. Letztlich unterlagen die Stadtrodae­r den von Daniel Sander trainierte­n Hausherren mit 1:2, wobei das Spiel durch ein Eigentor von Sebastian Glaser in der 87. Minute zugunsten der Nordlichte­r entschiede­n wurde. Doch damit nicht genug: Der Unparteiis­che erkannte zwei Tore der Stadtrodae­r nicht an. Nach der Begegnung an seiner jahrelange­n Wirkungsst­ätte war Peter Dauel wahrlich bedient, sodass er die Zigarette, die ihm ein zufällig anwesender Schreiberl­ing anbot, dankend annahm – so war es erträglich­er, nach einem derartigen Fußball-Drama Rede und Antwort zu stehen.

Wäre diese Partie ein Song

„Kickstart My Heart“von Mötley Crüe – weil es knackig wird beziehungs­weise „No Limit“von 2 Unlimited – weil die zwei torgefährl­ichsten Teams aufeinande­rtreffen

 ?? JÜRGEN SCHEERE ?? Erwartet eine knackige Partie gegen Stadtroda: Zwätzen-Coach Daniel Sander.
JÜRGEN SCHEERE Erwartet eine knackige Partie gegen Stadtroda: Zwätzen-Coach Daniel Sander.

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