Thüringische Landeszeitung (Jena)
Kampagne: Jena fehlt was ohne Esra und Ngozi
Welchen Beitrag ausländische Mitbürgerinnen und Mitbürger für das Leben in der Stadt leisten
Jena. Nachdem sich die Stadt Jena bereits im Januar der Initiative „Weltoffenes Thüringen“angeschlossen hat, ruft sie nun mit einer städtischen Kampagne zu Weltoffenheit, Toleranz und Vielfalt auf. Unter dem Motto „Jena fehlt was ohne …“wird aufgezeigt, welche Auswirkungen es für die Stadt hätte, wenn die insgesamt 19.000 Mitbürgerinnen und Mitbürger mit Migrationsgeschichte nicht Teil der Stadtgesellschaft wären.
Die Kampagne „Jena fehlt was ohne …“thematisiert, welchen Beitrag die ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger für das Leben in Jena leisten. Aufgezeigt werden Beispiele für die Bereiche Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Esra wurde in Syrien geboren und lebt seit 2016 in Jena. Die junge Frau gehört zu den 18 Prozent der Stadtbevölkerung mit Migrationsgeschichte. Fast 19.000 Frauen, Männer und Kinder leben mittlerweile in Jena. Wären sie nicht – wie Esra – hierhergezogen, wäre Jena in den vergangenen Jahren deutlich geschrumpft und Jena wäre keine Großstadt mehr.
„Wir sind überzeugt: Wenn die Weltoffenheit hier vor Ort verloren
geht, geht noch viel mehr verloren. Deshalb müssen wir in der Mitte der Gesellschaft alle zusammenstehen. Jena wäre nicht die lebendige und dynamische Stadt, die sie heute ist, ohne die wertvollen Beiträge unserer ausländischen Mitbürgerinnen und Mitbürger“, sagt OB Thomas Nitzsche (FDP). Auch Wilfried
Röpke, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderung Jena, betonte, wie wichtig Weltoffenheit als Grundlage für Zuwanderung für die regionale Wirtschaftskraft sei. „Die Unternehmen in der Region Jena benötigen in der Dekade bis 2030 mehr als 20.000 Fachkräfte. Da die ‚inneren‘ Potenziale wegen des demografischen
Wandels zurückgehen, werden Menschen aus dem Ausland immer wichtiger.“
Die Zahlen würden dies bereits zeigen: Die Anzahl der Beschäftigten in Jena stieg von 2018 bis 2023 von etwa 56.500 auf knapp 61.000. Für rund 44 Prozent dieses Anstiegs sind Fachkräfte mit ausländischem
Pass verantwortlich. Von diesen sind laut Röpke der allergrößte Teil Fachkräfte mit höherem Qualifikationsniveau. Zuwanderung ermögliche so die erfolgreiche wirtschaftliche Entwicklung Jenas. Vielfalt und Akzeptanz würden seit Jahren Jena prägen. „Trotzdem dürfen wir die Augen nicht davor verschließen, dass auch in Jena Menschen von Diskriminierung, Ausgrenzung und Rassismus betroffen sind. Seit drei Jahren wächst die Zahl der Anfragen und Beschwerden bei der Antidiskriminierungsstelle der Stadt Jena kontinuierlich“, sagt Dörthe Thiele aus dem Büro für Migration und Integration. Seit mehr als zehn Jahren setze man außerdem am Tag der Vielfalt im Mai ein Zeichen für eine vielfältige Stadtgesellschaft, so auch in diesem Jahr am 28. Mai auf dem Holzmarkt.
Die Kampagnenmotive werden ab sofort bis Ende Mai an zahlreichen Stellen in Jena sichtbar sein. Alle Motive mit den zugehörigen Hintergrundgeschichten und Quellen sind auf www.jena.de/weltoffen zu finden. Außerdem sind hier zahlreiche Gründe aufgeführt, die für ein Leben in Jena sprechen.