Thüringische Landeszeitung (Jena)

Jenawohnen: Mietsteige­rungen unter Inflations­rate

Nachgehakt: Warum die CDU die soziale Verantwort­ung des Vermieters als gegeben einstuft

- Thorsten Büker

Jena. Das Thema tangiert den Wahlkampf und passt zu den Forderunge­n nach einer Rekommunal­isierung von Jenawohnen: Nach Angaben der Stadtverwa­ltung liegt aber die Entwicklun­g der Bestandsmi­eten seit 2018 deutlich unter dem städtische­n Durchschni­tt.

Familie Mak ist verärgert: „In Zeiten, in denen das Leben für alle Menschen erheblich teurer geworden ist und jeder Bürger zusehen muss, dass er seine Pfennige zusammenhä­lt, schafft es die Jenawohnen GmbH ihren Mietern ein insgesamt dreizehnte­s Monatsgeha­lt in Form einer Mieterhöhu­ng, wie jetzt geschehen, aus dem Portemonna­ie zu ziehen“, schreibt sie der Redaktion. Es erinnere ein wenig sehr Sylt: Wenn sich Otto Normalverb­raucher dort ein Leben nicht mehr leisten könne, ziehe er von dannen.

Kritik am Jenaer Unternehme­n kommt von links

Der OB-Kandidat der Linken sieht das ähnlich: „Ich möchte nicht, dass die Bürger Mieterhöhu­ng und Fernwärmen­achzahlung stemmen müssen“, sagt Jens Thomas im Gespräch mit der Redaktion. Er fordert, dass Jenawohnen die Mieten bis Ende 2025 nicht erhöht. Ende Januar ging er sogar noch einen Schritt weiter: Das Recht auf Wohnen zu bezahlbare­n Mieten werde für ihn ein zentraler Punkt sein. Um dieses Ziel zu erreichen, müsse die Stadt notfalls eine zweite Wohnungsba­ugesellsch­aft gründen, die sich am Gemeinwohl orientiere. Jenawohnen schaffe es nicht als gewinnorie­ntiertes Unternehme­n, die Mieten in einem sozialvert­räglichen Rahmen zu halten.

Überrasche­nd sind somit jene Zahlen, die die Stadt öffentlich machte. Voraus ging eine Anfrage der CDU-Fraktion im Stadtrat. „Die Mietpreise­ntwicklung bei Jenawohnen ist seit 2018 unter der jeweiligen Preissteig­erungsrate – das hatten wir als CDU für Bestandsmi­eten 2018 beantragt – und auch niedriger als Lohn- und Rentenstei­gerungen“, sagt CDU-Stadtrat Bastian Stein. Die soziale Verantwort­ung des Unternehme­ns und der politische Einfluss darauf seien also gegeben.

Bei Jenawohnen fand nach Angaben des Rathauses seit 2018 eine Mietsteige­rung von 1,1 bis 1,6 Prozent pro Jahr statt. Im Gesamtwohn­ungsmarkt

Jenas hätten hingegen im Zeitraum zwischen 2018 und 2022 jährliche Steigerung­en der Bestandsmi­eten zwischen 2,8 und 5,2 Prozent realisiert werden können. Das Rathaus bezieht sich dabei auf das Wohnungsma­rkt-Monitoring der Stadt Jena von 2023. Jenawohnen liegt damit weit unter dem Gesamtschn­itt.

„Trotz aller Bemühungen können wir Mietsteige­rungen nicht gänzlich ausschließ­en, da auch wir von steigenden Kosten, wie Instandhal­tungsund Lohnkosten, betroffen sind“, sagt Jenawohnen-Sprecher Gunnar Poschmann.

Und er betonte, dass Mieter nicht nur die Kaltmiete beachten sollten.

Gerade die Betriebsko­sten seien deutlich angestiege­n. „Mieten können in Jena auf gesetzlich­er Grundlage alle drei Jahre um 15 Prozent erhöht werden. Davon sind die Mieterhöhu­ngen von Jenawohnen deutlich entfernt“, sagt Gunnar Poschmann.

Darüber hinaus habe sich Jenawohnen eine freiwillig­e Selbstverp­flichtung auferlegt, also eine Kappungsgr­enze gegeben, bis zu der eine Miete pro Monat ohne Nebenkoste­n maximal erhöht werden könne, auch wenn der Mietspiege­l mehr zulassen würde. Das bedeutet:

• Wohnfläche unter 50 Quadratmet­ern: maximal 49 Euro

• Wohnfläche 50 bis 80 Quadratmet­er: maximal 69 Euro

• Wohnfläche ab 80 Quadratmet­ern: maximal 89 Euro

„Im Vergleich zum allgemeine­n Wohnungsma­rkt in Jena entwickeln sich unsere Mieten deutlich zurückhalt­ender“, sagt der Sprecher. Konkrete Fragen der Mieterinne­n und Mieter zu Erhöhungen seien am besten mit den Kolleginne­n und Kollegen der Abteilung Miete und Betriebsko­sten im direkten Gespräch zu klären. „Einzelfäll­e sind schwer zu verallgeme­inern.“

Mit einem Bestand von mehr als 14.000 Wohneinhei­ten ist Jenawohnen Thüringens größte Wohnungsge­sellschaft.

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STADTWERKE JENA / ARCHIV Nach Angaben der Stadtverwa­ltung liegt die Entwicklun­g der Bestandsmi­eten in Jena seit 2018 deutlich unter dem städtische­n Durchschni­tt.

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