Thüringische Landeszeitung (Jena)
Ein „kleines Wunder“ist geschehen
Spendertafel zeigt, wie viele Menschen sich fürs Jagdschloss Hummelshain einsetzen. Nächste wichtige Etappe beginnt
Die Sonne strahlt über dem Neuen Jagdschloss in Hummelshain, Rainer Hohberg strahlt auch. „Ohne dieses kleine Wunder würde eine Ruine auf dem Dach stehen“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins Schloss Hummelshain. Er enthüllt eine Spendertafel, die denjenigen dankt, die mehr als 100 Euro hinzugaben für den Sonnenuhrturm. Dieser konnte jetzt endlich fertig saniert und das Gerüst abgebaut werden, sodass sich auch der Blick auf eine Kuriosität zeigt.
Die Sonnenuhr stellt die „Hummelshainer Zeit“dar, sagt Hohberg, sie weiche von anderen Orten. Es ist dort kurz nach 9 Uhr nach Winterzeit, die mechanische Uhr beim Eingangsportal zeigt dagegen die mitteleuropäische Zeit an. „Man kann jetzt wunderbar einen Zeitvergleich machen.“
Wichtiges Baudenkmal des Historismus im Saale-Holzland
Allein die Sanierung des Blechturms habe gut 178.000 Euro gekostet. Das Zinkblech, zwar vor 150 Jahren als neue Bautechnik angebracht, war marode und ist nun durch Titanzink ersetzt worden. Die Holzkonstruktion darunter musste ebenfalls saniert werden, wie auch die tonnenschweren Sandsteinelemente an der Bekrönung.
Die Deutsche Stiftung Denkmalschutz sprang finanziell für eines der „wichtigsten Baudenkmale des Historismus in Thüringen“ein, wie
sie selbst schreibt. 1885 wurde das Jagdschloss als Sommerresidenz der Herzöge von Sachsen-Altenburg eingeweiht. Auch der heutige Schloss-Eigentümer Lutz Rothe gab diesmal Gelder dazu. In den Jahrzehnten zuvor geriet er immer wieder in die Negativ-Schlagzeilen, da das Schloss zusehends verfiel. Stattdessen konnte der Förderverein Gelder akquirieren und per Vertrag als Bauherr tätig werden.
Um die Sonnenuhr zu sanieren, warben die Vereinsmitglieder um Spender, die sich dankenswerterweise zahlreich gemeldet hatten. Neben Privatpersonen ist beispielsweise auch die Deutsche Gesellschaft für Chronometrie auf das Schloss mit seiner Sonnenuhr aufmerksam geworden. Knapp 25.000 Euro kamen so zusammen. Der Sonnenuhrturm wäre eigentlich Teil einer Bau-Etappe durch Landes
und Bundesfördermittel gewesen. Da die in Jahresscheiben ausgereichten Gelder aber durch die gestiegenen Baukosten nicht mehr den Berechnungen von 2017 standhielten, musste umgedacht werden. Für den siebten und letzten Bauabschnitt der Dachsanierung habe der Verein „auch frech mehr Fördermittel beantragt“, was von Erfolg gekrönt war. „Die vom Freistaat und der Bundesrepublik Deutschland zur Verfügung gestellte Fördersumme für den siebten Bauabschnitt beläuft sich auf 371.300 Euro, worin 83.300 für die Schwammsanierung inbegriffen sind“, sagt Hohberg. Der Echte Hausschwamm hatte sich durch den Herzogin-AgnesFlügel gefressen.
Letzte Etappe der Dachsanierung am Schloss beginnt
Seit dieser Woche stehen nun erfahrene Arbeiter der Firma Pfeiffer aus Berlstedt am Steildach des Westflügels. Auch die Haube des Treppenturms werde erneuert. „Wenn im Oktober die Wetterfahne als letzter Akt aufgebracht wird, machen wir drei Kreuze“, sagt der Vereinsvorsitzende.
Baulich ist man dann zwar im Sinne der Dachsanierung und Trockenlegung am Ende, doch das einzigartige Denkmal besitzt an vielen Stellen noch Zuwendungsbedarf. So habe der Verein weitere Gelder von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz beantragt. Der Wunsch sei, die Säulenhalle, den Haupteingang, zu restaurieren. Die dortigen Wappentiere Bär und Löwe (für die Herzogtümer Sachsen-Altenburg und Anhalt Dessau) benötigten professionelle Zuwendung, ebenso wie das Dach, auf dem der Obelisk fehlt, und die Wasserspeier, von denen bereits Teile abgefallen seien.
Vertreter der DenkmalschutzStiftung waren gestern vor Ort und sahen sich das erste glänzende Ergebnis am Sonnenuhrturm an. Für den Förderverein war es eine gute Möglichkeit, um weiter für das Schloss zu werben.