Thüringische Landeszeitung (Jena)
Ausstellung zeigt „Glanz und Elend“
Schau zur Neuen Sachlichkeit
Wien. Eine Ziegelmauer trennt zwei Welten: den feisten, unbelehrbaren Beamten und den an Körper und Seele versehrten Kriegsheimkehrer am Krückstock. Im Bild „Grauer Tag“(1921) hat George Grosz Alltags-Eindrücke nach dem Ersten Weltkrieg exemplarisch ungeschminkt festgehalten. „Brutalität! Klarheit, die weh tut“, so die Maxime von Grosz. Der Maler (1893– 1959) gehört zu den bekanntesten Vertretern der Neuen Sachlichkeit während der Weimarer Republik.
Das Wiener Leopold-Museum präsentiert unter dem Titel „Glanz und Elend – Neue Sachlichkeit in Deutschland“vom 24. Mai bis 29. September rund 150 Werke, die eine beeindruckende Gesamtsicht auf die Stilrichtung vermitteln. „Die Menschheit war nach dem Ersten Weltkrieg verroht“, sagte Kurator und Museumschef Hans-Peter Wipplinger. Es sei Zeit geworden für eine Antwort der Kunst auf die verstörende Realität.
Die Jahre, die als die „Goldenen Zwanziger“gelten, war voller Kontraste: tiefstes Elend und Resignation auf der einen Seite, die flirrende Lebenslust mit ungekannter sexueller Freiheit auf der anderen Seite. Die Schau nähert sich dem Kaleidoskop der Eindrücke in zahlreichen Themenbereichen. Das „Gesicht des Krieges“spiegelt sich in den Werken von Otto Dix, Karl Hubbuch und Rudolf Schlichter. Der Raum „Lust, Begierde und die Schattenseiten des Lebens“zeigt unter anderem die Revue-Gruppe „Tiller-Girls“(1927) von Karl Hofer, eine Leihgabe der Kunsthalle Emden. Ein zentrales Merkmal der Zeit sei die Emanzipation der Frau gewesen, deren neues Selbstbewusstsein sich modisch in Bubikopf und Hosenanzügen niedergeschlagen habe.