Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Händler und Stadt starten Initiative zur Belebung der Innenstadt
Zunächst sollen die Samstage in Bad Langensalzas Zentrum attraktiver werden – Appell zur Gemeinsamkeit an Geschäftsleute und Bürger
BAD LANGENSALZA. Wie kann die Innenstadt mehr Einheimische, Besucher aus der Region, Touristen und Kurgäste anziehen? Diese Frage beschäftigt viele. Der Gewerbeverein und die Stadtverwaltung unternehmen nun mit viel Anstrengung gemeinsam den Versuch, wieder mehr Leben in die Stadt zu bringen. Zuerst sollen die Samstage attraktiver werden.
Allerdings werde das gesamte Innenstadt-projekt nur klappen, wenn man einen langen Atem zeige, mehr Partner ins Boot hole und wenn alle Beteiligten aktiv mitziehen. Nicht zuletzt müssten auch die Bürger ihr Herz für ihre Stadt wieder mehr entdecken, betonen Christian König, Vorsitzender des Gewerbevereins und Sabine Hilbig, Fachbereichs-leiterin für Kultur und Tourismus im Rathaus.
Vor drei Wochen startete die Initiative: „Wir sind von Geschäft zu Geschäft gegangen, 52 waren es, um persönliche Gespräche zu führen. Auch eine Runde mit Gastronomen gab es“, sagt Hilbig. Thema war die erste Aktion der Innenstadt-initiative: Den Samstag aufwerten.
Die Stadt konzentriert sich dabei auf den Ausbau des Markthandels. Neben einem Fleischer waren so an den vergangenen Wochenenden erstmals auch ein Bäcker und ein Gemüsehändler da. Weitere regionale Anbieter, etwa mit Spargel, sollen in den nächsten Wochen gezielt angeworben werden. Das Besondere: Die Stadt erlässt ihnen am Samstag die Standgebühren. Ebenso sollen besondere Attraktionen angelockt werden, sagte Hilbig: Zum Beispiel könnte ein Food-truck mit originellem Essen organisiert werden, wie es sie in großen Städten gibt; oder auch Straßenkünstler. Der erhoffte Effekt: Die Marktbesucher gehen dann auch in die umliegenden Geschäfte.
Die Gewerbetreibenden sollen ihrerseits besondere Angebote machen. „Gastronomen könnten Frühstück anbieten“, sagt Hilbig, oder „Läden ihre Kunden mit einem Glas Sekt oder Smoothies verwöhnen“, so Christian König. Einheitliche Öffnungszeiten bis mindestens 13 Uhr am Samstag werden ebenso angestrebt. Auch über attraktive Schaufenster- und Ladengestaltung oder Service und Kundenfreundlichkeit könnten Händler nachdenken.
Dazu brauche es aber bei allen das Bewusstsein, dass es um die Gemeinschaft, um die Zukunft der Stadt gehe und dass dazu jeder etwas beitragen müsse, sind sich Hilbig und König einig. „Bisher schauen viele nur auf sich selber, suchen die Schuld immer bei anderen. Andere sagen: In ein paar Jahren mache ich sowieso zu, was soll ich mich da kümmern“, sind auch ihre Erfahrungen. Nun sei „der Schritt vom Ich zum Wir“gefragt.
Das vor allem von den Händlern immer wieder ins Feld geführte Thema Parkgebühren spielt ebenfalls eine Rolle, es war gewissermaßen der Ausgangspunkt der jetzt gestarteten Kampagne: Die Stadt zeigte sich gesprächsbereit. Im Mai gibt es dazu im Rathaus eine neue Runde. Denkbar wäre etwa, am Samstag keine Gebühren zu kassieren oder ein Rückvergütungssystem bei Einkäufen. Aber die Stadt verlangt im Gegenzug mehr Engagement von den Händlern.
Und da scheint etwas in Gang gekommen zu sein: Von gut 50 Geschäften hat inzwischen knapp die Hälfte eine positive Rückmeldung zu den einheitlichen Samstags-öffnungszeiten gegeben.
Gefragt seien auch die Bad Langensalzaer selbst: Sie müssten die Angebote in der Stadt wieder mehr nutzen, ihre Stadt neu entdecken. Denn die Innenstadt von Bad Langensalza ist ein Schmuckstück, was mancher, der hier lebt, gar nicht mehr wahrnehme, sagen König und Hilbig. Besucher loben durchweg das historische Flair, die vielen kleinen, familiengeführten Läden, sanierte Gebäude und Wege, das überall präsente Grün und die Sauberkeit. Dennoch stehen immer mehr Läden leer, selbst in bester Lage. Es mache sich eine gewisse Lethargie breit. „Die Hardware stimmt, jetzt geht es um die Software“, verdeutlicht Christian König. Die Stadt, ihre Geschäftsleute und Bewohner müssten helfen, damit Bad Langensalza Leben ausstrahlt. Und es müssten noch mehr Partner ins Boot und aktiv werden – vom Tourismus und Vereinen bis hin zu Vermietern und der Industrie. Keiner könne das Thema „Lebendige Innenstadt“alleine schultern oder dürfe andere vorschicken.
Alle müssten mitziehen. Der erste Schritt dazu sei jetzt getan. Schnelle Erfolge werde es aber nicht geben: „Wir brauchen alle zusammen einen langen Atem“, sagt Sabine Hilbig.
Langer Atem und weitere Partner nötig