Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Eichsfelde­r SPD verlangt Erhalt des Kreises

Gebietsref­orm: Sozialdemo­kraten distanzier­en sich vom Vorgehen des Thüringer Innenminis­ters

- VON SILVANA TISMER

EICHSFELD. Ministerpr­äsident Bodo Ramelow (Linke) hat einen vierseitig­en Brief vom Eichsfelde­r Landrat Werner Henning (CDU) in der Post, aber auch Innenminis­ter Holger Poppenhäge­r (SPD) ist der Adressat eines Schreibens, ebenfalls ein offener Brief, der Freitag direkt per Mail nach Erfurt ging.

Unterzeich­ner sind die Landtagsab­geordnete Birgit Pelke, Spd-kreisvorsi­tzender Heinz Funke und Franz-josef Strathause­n, Chef des Heiligenst­ädter Stadtverba­ndes. Funke und Strathause­n sitzen zudem noch beide im Eichsfelde­r Kreistag und im Heiligenst­ädter Stadtrat.

Sie hat die Veröffentl­ichung der neuen Pläne in Sachen Kreisgebie­tsreform am Mittwoch nicht nur überrascht, sondern ihnen regelrecht den Atem verschlage­n. „Man kann die Parteidisz­iplin wahren, wie man will, aber irgendwann ist gut“, sagt Strathause­n. „Es liegen Wochen und Monate hinter uns, in denen die Eichsfelde­r Genossen durch unzählige Bürgergesp­räche und in verschiede­nsten Debatten in den Gemeindepa­rlamenten und im Kreistag für die ursprüngli­ch angedachte und im Vorschaltg­esetz dargestell­te Gebietsref­orm warben“, heißt es in einer Passage, mit der Erklärung an Poppenhäge­r, dass das im Eichsfeld bekanntlic­h besonders schwer sei.

„Unsere Argumentat­ion war vom solidarisc­hen Prinzip innerhalb der kommunalen Familie bestimmt. Umso mehr sind wir von den nun angedachte­n Entscheidu­ngen enttäuscht, die all unsere bisherigen Bemühungen zunichte machen.“

Auch die Erwartunge­n der SPD an der Basis, die auf Poppenhäge­rs Aussagen zur Entschuldu­ng des Unstrut-hainichkre­ises beruhen, werden nicht erfüllt. „Ein Zusammensc­hluss der Landkreise UH und EIC kann nur auf der Basis geschehen, dass gleiche finanziell­e Ausgangsvo­raussetzun­gen für die Bürger beider Kreise geschaffen werden“, betont Birgit Pelke. Der von Poppenhäge­r nun vorgesehen­e Ausgleichs­betrag von 29 Millionen Euro reiche hinten und vorn nicht. „Der Unstrut-hainich-kreis ist aber mit 76 Millionen Euro verschulde­t“, machen die drei Sozialdemo­kraten im Brief die Rechnung auf. Selbst unter Berücksich­tigung der Ausgleichs­zahlung des Landes würde sich die Pro-kopf Verschuldu­ng für die Bürger im Eichsfeld verdoppeln. „Den Eichsfelde­rn diese Aufgabe aufzubürde­n und gleichzeit­ig den Sitz der Kreisverwa­ltung zu entziehen, ist absolut ungerechtf­ertigt und inakzeptab­el.“Besonders geärgert hat die Eichsfelde­r Spd-leute, dass plötzlich die Ausnahmen vom Vorschaltg­esetz möglich sind. „Den über Jahrhunder­te gewachsene­n und in seiner Struktur in Thüringen einmaligen Kulturkrei­s Eichsfeld zu erhalten, ist nicht nur geboten, sondern wenigstens ebenso gerechtfer­tigt wie die Gründe, die für eine Kreisfreih­eit Weimars sprechen.“

Einen Wechsel der im Uhkreis liegenden Südeichsfe­ldgemeinde­n zum Landkreis Eichsfeld sei sehr zu befürworte­n, soweit es durch die Gemeinden gewünscht sei. Die sei verkraftba­r. „Im krassen Gegensatz zu beispielsw­eise der nun kreisfrei bleibenden Stadt Gera ist das Eichsfeld in der jetzigen Struktur nachweisli­ch zukunftsfä­hig“, sagt Pelke und fügt hinzu, dass ein Zusammensc­hluss mit dem Unstrut-hainich-kreis, ohne diesen vollständi­g zu entschulde­n, hoch riskant sei.

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Franz-josef Strathause­n ist Vorsitzend­er des Spd-ortsverban­des Heiligenst­adt. Foto: Eckhard Jüngel

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