Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Tausende Gurkenpflanzen per Handarbeit in den Boden
Bei Hainich Konserven hat die Gurkenzeit begonnen – Folie und Vlies halten die Erde feucht und Schädlinge fern
Kamil Fuhrmann sticht mit der Pflanzzange, die Michael Schöpfer (rechts) selbstentwickelt hat, durch die Folie und hebt das Loch für die Gurkenpflanze aus. Alle Zentimeter ein Pflänzchen, ein Hektar schafft die polnische Brigade in Handarbeit pro Stunde. In rund zehn Wochen beginnt die Ernte. Fotos: Sascha Willms() NIEDERDORLA. Für die Hainich Konserven Gmbh hat die Gurkenzeit begonnen. Wie ein Kunstwerk des Verhüllungskünstlers Christo werden die Felder nahe Niederdorla bald wieder weiß leuchten. „Von weitem sieht der Fließ wie eine große Wasserfläche aus“, sagt Michael Schöpfer, der Herr der Gemüsefelder im Unternehmen.
Seit dem Wochenende legen die 30 Mitarbeiter der polnischen Brigade die kleinen Gurkenpflanzen aus der Pfalz auf die Hainich-felder. Bereits in rund zehn Wochen beginnt die Ernte. „Dann sind es rund 200 Mitarbeiter, sie begleiten uns schon seit über 20 Jahren“, sagt Schöpfer.
Keine leichte Arbeit sei das. Jeweils zu zweit arbeiten sie einen der schwarzen Folie-streifen ab. Mit Schöpfers selbst entwickelter Pflanzzange durchstößt ein Mitarbeiter die Folie, der zweite legt eine Gurkenpflanze in das Loch. Alle 28 Zentimeter ein Pflänzchen, etwa ein Hektar pro Stunde.
Rund 24 000 Gurkenpflanzen gelangen so in die Erde — in Handarbeit. Hinsichtlich Qualität und Geschwindigkeit mache seinen Mitarbeitern keine Maschine was vor. Hinter den Pflanzern folgt der Traktor mit dem Wassertank. Passgenau sorgt ein Duschkopf pro Folienbahn für den Anguss. Gleich danach ziehen Arbeiter den Vlies über das junge Gemüse. Später erfolgt die Bewässerung über einen Tröpfchen-bewässerungsschlauch, das Wasser kommt aus der benachbarten Talsperre. „Gurken brauchen viel Wasser, deshalb haben die Felder eine eigene Wasserversorgung.“Alle zwei Tage tröpfelt Wasser mit beigemengtem Dünger aus den Schläuchen. Unter der Folie bleibe die Erde länger feucht und sie bremse das Unkrautwachstum. Bis zu zwei Zentimeter wachsen die Pflanzen darunter täglich.
Ohne die Folie — rund 350 000 laufende Meter, die nach der Saison an eine Recycling-firma gehen — wäre der Anbau kaum denkbar, erklärt Geschäftsführerin Cornelia Beau. Gurkenanbau sei aufwendig und teuer, viele Betriebe haben über die Jahre damit aufgehört. In Thüringen sei man in dieser
Konkurrenz aus Bayern und dem Spreewald
Größenordnung alleine auf weiter Flur, die stärkste Konkurrenz kommt aus dem Spreewald und aus Bayern, wo die Erträge wegen des günstigeren Klimas besser seien. Bis zu 160 Tonnen Gurken werden dort pro Hektar geerntet, hier seien es rund 100.
In den vergangenen Jahren haben sich die Personalkosten fast verdoppelt und machen gut zwei Drittel der Gesamtkosten aus. Von den großen Handelsketten gebe es deswegen aber nicht einen Cent mehr.
Rund 4000 Tonnen der Hainich-gurken — einem der bekanntesten Produkte des Unternehmens — sollen dieses Jahr geerntet werden. Mit geheimer Gewürzmischung wandern die Gurken, deren Sorten klangvolle Namen berühmter Komponisten von Brahms über Liszt bis Schumann tragen, samt Essig, Salz, Dill und einer Prise Zucker dann in die Gläser.
Schon in rund zehn Wochen brummen die Wasch- und Abfüllanlagen auf dem Firmengelände. Bis September dauert die Erntezeit dann an.