Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Integrieren – aber nicht nur Flüchtlinge
Café International befindet sich seit einem halben Jahr in der Mühlhäuser Innenstadt. Betreiber sprechen von einem „Glücksfall“
MÜ HLHAUSEN. Mit dem Blick zurück sprechen sie von einem Glücksfall. Seit einem halben Jahr, seit Ende September, gibt es das Café International in der Mühlhäuser Görmarstraße. Es ist beim Thinka-projekt angesiedelt. Ursprünglich wollte man damit in ein Gebäude in einem anderen Stadtteil einziehen. Der Vertrag mit dem Vermieter aber kam nicht zustande. Jan Borostowski-trautmann, der zweite Thinka-mitarbeiter neben Isabell Schmauch, sagt es nicht; und doch ist durchzuhören: Dass ins Café Flüchtlinge kommen sollten, daran habe er sich wohl, vorsichtig ausgedrückt, ein wenig gestoßen.
Nun sind die Projektmitarbeiter also in der Innenstadt zu finden. Ihr Fazit nach einem halben Jahr fällt positiv aus: Man will soziale Integration unterstützen – nicht nur die von Flüchtlingen. Man möchte Netzwerke schaffen und das Ehrenamt unterstützen.
Auch wenn immer wieder Migranten die Räume aufsuchen, um sich von den beiden Thinka-mitarbeitern, aber auch von Ehrenamtlichen Hilfe zu holen, um das Gespräch zu suchen: „Wir wollen kein Café für Flüchtlinge sein. Denn auch Flüchtlinge wünschen sich mehr und besseren Kontakt zu den Menschen in Mühlhausen“, sagt Borostowski-trautmann. Und deshalb wolle man auch die einheimischen Jugendlichen in das Café holen. Er spricht von Dichterlesungen, Filmabenden, und: „Warum sollten wir nicht auch mal einen Poetry Slam organisieren oder einen Workshop im Improvisationstheater?“, fragt er. Und der Kreativbasar, der vor wenigen Wochen das erste Mal stattfand, soll im Sommer eine zweite Auflage erleben. Regelmäßig wird bereits jetzt international gekocht.
Zweiter Projekt-schwerpunkt: das Viertel um die Ballongasse. Das gilt als Problemviertel, als sozialer Brennpunkt der Stadt. „Wir wollen erreichein, dass die Menschen, die dort leben, ihren Blick auf ihren Bezirk überdenken und ändern, und auch die Stadt an sich. Die Ballongasse hat schöne Seiten, die wollen wir herausarbeiten“, sagt Borostowski-trautmann.