Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Seit Sommer bereits mehr als 700 Kinder zu Gast
Umweltministerium fördert Projekt „Werde Urwaldforscher“vom Wildkatzendorf Hütscheroda
HÜTSCHERODA. Mit Wildkater Carlo ist nicht zu spaßen, besonders wenn es Fresschen gibt. Selbst Jens Bawey vom Wildkatzendorf in Hütscheroda und zuständig für die Fütterung der Tiere, hält seine Finger nicht ganz so nahe heran. Ein kräftiger Hieb mit der Pfote ist so gut wie sicher. Kater Franz scheint von ganz anderer Natur. Er ist sehr, sehr flink, wenn das Fressmäuschen auf den Ast gelegt wird.
Bei der Fütterung lassen sich im Schaugehege auf jeden Fall stets alle vier Kater blicken zur Freude der Besucher. Schüler der Klassen 5a/b der Gemeinschaftsschule Ebeleben schauten Montag interessiert der Fütterung zu. Mit ihnen Anja Siegesmund, Thüringens Grüneumweltministerin.
Die Landespolitikerin hatte einen symbolischen Scheck über 153 600 Euro dabei. Claudia Wilhelm, Geschäftsführerin der Wildtierland Hainich Gmbh, dankte für die Unterstützung und ließ wissen, dass damit ein dreijähriges Umweltprojekt gestaltet werden kann.
„Werde Urwaldforscher“, so der Titel des Vorhabens, das bereits im Juli vergangen Jahres startete und noch bis Dezember 2018 fortgeführt werden kann. Verantwortlich dafür ist der Koordinator Johannes Raue. Der studierte Forstfachmann betreut im Rahmen des Umweltbildungsprojektes Schulklassen.
Mit der Summe werden verschiedene Projektteile bezahlt. Zum einen die Stelle des Umweltkoordinators Johannes Raue, zum anderen Busfahrten der Schüler zum Wildkatzendorf und wieder in die Heimatorte zurück. Außerdem sind Arbeitsmaterialien nötig.
Erlebniswanderung auf Wildkatzenschleichpfad
5b-klassenlehrerin Birgit Fricke findet es für sehr hilfreich, dass die Busfahrt der Schüler vom Umweltprojekt übernommen wurde. Die Kinder aus Ebeleben verbringen ihren „Tag am anderen Lernort“diesmal im Wildkatzendorf. „Das ist für uns keineswegs ein Wandertag, sondern es wird Wissen vermittelt“, ergänzt Birgit Fricke.
Gleich zu Beginn des Projektstartes 2016 waren die Schulen von diesem Angebot informiert worden. Es gab zahlreiche Anmeldungen. Teil des Tages ist stets eine Wanderung auf dem „Wildkatzenschleichpfad“. Und dort lernen die Schüler in der Tat, wie sich eine Katze an die Mäuse heranschleicht. Das üben dann auch die Besucher. Beim Umweltprojekt liegt die Vorbereitung und Durchführung in einer Hand, was den Schulen Organisationsarbeit abnimmt. Vor dem Abstecher ins Gehege und auf den Wanderpfad gab es noch einen Rundgang durch die Wildkatzenscheune. Dort schauten sich die Schüler aus Ebeleben einen Film an. So erfuhren sie, wie sich der ehemalige Truppenübungsplatz Kindel-hainich zum bewaldeten Schutzgebiet verwandelte. Der stellvertretende Nationalparkleiter Rüdiger Biehl war im Film zu erleben. Er berichtete, wie zuerst Dornenbüsche wachsen. Diese werden von den Tieren ungern angeknabbert. Im Schutz dieser Büsche können sich dann die Bäume ungestört entwickeln. Das vom Thüringer Umweltministerium unterstützte Projekt findet großen Zuspruch. So musste zwischenzeitlich sogar eine Warteliste angelegt werden. Alleine 2016 nutzten 34 Schulklassen mit 714 Kindern der Klassen 1 bis 10 das Angebot. In diesem Jahr werden 1420 Schüler erwartet. Erarbeitet wird derzeit ein Konzept zur Einbindung von Flüchtlingskindern in die Umweltbildung. Allerdings sind dafür noch die Finanzmittel gesondert aufzubringen.
Wenn Zeit bleibt, dann führt Koordinator Johannes Raue die Schüler auch auf weitere Strecken durch den Nationalpark Hainich.