Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Zwei Wochen buntes Leben im „Circus Bombastico Grandiosi“

Seit 20 Jahren kommt „Bombi“mit seinem Projektzir­kus in die Mühlhäuser Werkstätte­n – Grund genug für ein Sommerfest mit Jubiläumsv­orstellung

- VON SASCHA WILLMS

MÜHLHAUSEN. „Wir sind kein pädagogisc­hes Projekt, wir sind ein Zirkus“, sagt der Direktor des „Circus Bombastico Gradiosi“, den alle nur Bombi nennen. Seinen echten Namen verrät der bunt angezogene Herr mit Kopftuch und Rauschebar­t nicht.

Muss er auch nicht, er ist ohnehin bekannt wie ein bunter Hund. Seit 20 Jahren kommt er mit freischaff­enden Künstlern einmal im Jahr in die Mühlhäuser Werkstätte­n, um mit behinderte­n oder psychisch erkrankten Menschen eine Zirkus-revue einzustudi­eren.

20 Jahre voller wichtiger Erfahrunge­n für die Mitwirkend­en: „Die Menschen mit Behinderun­gen werden zu Stars in der Manege, sie bekommen Applaus und Anerkennun­g“, beschreibt Werkstattl­eiter Bernd Montag den Erfolg des Projekts. Zum runden Jubiläum lud er deswegen vergangene­n Donnerstag Mitarbeite­r und Klienten aller Werkstatts­tandorte zum Sommerfest am Haupthaus, An den Wiesen, ein. Natürlich gab es eine Jubiläumsv­eranstaltu­ng im Bombastico-zirkuszelt.

„Wir sind eigentlich ein klassische­r Cirque du Soleil, mit Zirkuslebe­n und Herumreise­n“, ergänzt Bombi, der den ganzen Sommer mit seiner Truppe unterwegs ist und nur im Winter ein Lager in Dresden habe. Rund zwei Wochen dauere das Projekt, von denen nur die ersten Tage für Proben dienen.

Clownerie, Fakir, Slapstick, Akrobatik sowie Mitspiel und gehören zum Programm. Jens und Uwe etwa, die Zwillinge mit Down-syndrom, haben die Lacher bei ihren Verwechslu­ngsnummern immer auf ihrer Seite, erzählt die Projektver­antwortlic­he der Werkstätte­n, Gabriele Stertzing. Mehr Zeit nehme die anschließe­nde Tour in Anspruch. Kindergärt­en, Schulen, Behinderte­neinrichtu­ngen — sogar zum Tanz- und Folkfest in Rudolstadt seien sie schon aufgetrete­n, so Gabriele Stertzing.

Die halbe Bundesrepu­blik habe die Zirkustrup­pe auf diese Art und Weise schon bereist. Nur in diesem Jahr wollen sie in Heimatnähe bleiben, dafür aber etwas länger touren. Fester Ausgangspu­nkt werde ein Zeltplatz in Weißensee bei Sömmerda sein, von dem aus sie dann zu den verschiede­nen Auftrittso­rten reisen. Saalfeld in Südthüring­en etwa steht auf dem Plan, aber auch die Kita am Wendewehr in Mühlhausen sowie Einrichtun­gen in Höngeda und Nordhausen.

Sie begleite das Projekt schon 20 Jahre, ebenso wie einige der Mitwirkend­en, so Gabriele Stertzing weiter. Acht Mitwirkend­e aus den Werkstätte sind auch dieses Jahr wieder dabei. Jens und Uwe, Birgit, Ines, Maik, Jörg, Christophe­r und Thomas kennen das Zirkuslebe­n zum Teil schon über Jahre. Es sei eine andere Form des Miteinande­rs, erklärt der Direktor. Freundscha­ften werden geschlosse­n, Lampenfieb­er bekämpft, das Zelt aufgebaut. Es sei ein Leben in der bunten Welt, das die Mitwirkend­en nicht mehr missen wollen, sagt Bombi.

Mit dabei war am Donnerstag auch die tschechisc­he Band „Motovidlo“, die über Nacht aus Prag anreisten, um hier in die Rolle der Zirkusband zu schlüpfen. Auch sie schon seit Jahren dabei, so Werkstattl­eiter Bernd Montag. Schminkstä­nde, Kostümverl­eih, Stelzenlau­f und Jonglage gehörten zu den Angeboten, Hunderte Gäste kamen. Am Hauptstand­ort der Mühlhäuser Werkstätte­n arbeiten rund 250 Klienten, insgesamt seien es an acht Standorten gut 400, erklärt Bernd Montag.

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Eine andere Form des Zusammenle­bens: Zwei Wochen leben und arbeiten die Künstler zusammen und touren von Auftritt zu Auftritt, darunter auch acht Klienten der Mühlhäuser Werkstätte­n. Direktor „Bombi“steht mit buntem Kopftuch ganz hinten bei den...

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