Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Zwangspaus­e für Thüringens einzige Autofähre

Austretend­es Öl zwang das Schiff am Hohenwarte­stausee an Land – Fehlende Hinweissch­ilder sorgen für Verärgerun­g bei Touristen

- VON JENS VOIGT

PASKA/SAALFELD.

Von manchem Zeitgenoss­en zuweilen als mehr oder minder prestigetr­ächtiger Luxus oder Selbstvers­tändlichke­it betrachtet, schlägt ihr Ausfall dann doch hohe Wellen rund um den eher brandungsa­rmen Hohenwarte-stausee. „Fähre außer Betrieb!“verkünden Schilder an den Zufahrten nach Altenroth und zur Linkenmühl­e (Landkreis Saalfeld-rudolstadt), „bis auf weiteres“. Wie lang aber könnte das sein, ausgerechn­et in der sommerlich­en Hauptsaiso­n?

Seit dem vorigen Sonnabend haben Denise und Alexander Fritz ein Schiff vor ihrem Restaurant. Auf dem letzten Stück Straße vorm Brückengel­änder, thront auf dicken Balken und Stützen die „Mühlenfähr­e“, umgeben von einem Bauzaun. Wie ein Dampfer im Trockendoc­k. Nur leider ohne wuselndes Personal.

Für den Gaststätte­nbetrieb sei der Fährbetrie­b weder Gewinn noch Verlust, erzählt Wirt Fritze. Restaurant­gäste kämen zum Essen und Feiern und nicht wegen des Pendel-schiffchen­s. „Die Leute schauen höchstens mal aufs Wasser und sagen: Ach, ne Fähre gibt’s auch“, schildert Fritze. Richtig sauer indes habe so mancher Radtourist in den letzten Tagen reagiert. „Ist ja klar. Die kommen hier den Berg runter – und dann ist auf einmal Schluss.“Gerade Familien mit Kindern seien verärgert gewesen, zumal etliche Hinweissch­ilder keine Informatio­n zum Fährausfal­l trugen, so der Wirt.

Dirk Bergner, Geschäftsf­ührer des Fährenbetr­eibers Kombus, kann den Ärger nachvollzi­ehen. „Ausgerechn­et in den Sommerferi­en und auch noch am Wochenende den Fährbetrie­b einzustell­en, macht uns auch keinen Spaß“, versichert er. Doch habe man handeln müssen, nachdem in der vorigen Woche auf dem Wasser entlang der Fährroute immer mehr Ölflecken zu sehen waren, die offenkundi­g vom Schiffskör­per unter der Wasserlini­e ihren Ausgang nahmen. Um die Ursache festzustel­len, sei die Fähre per Kran aus dem Stausee gehoben worden. „Unsere Vermutung war, dass an den Antrieben etwas undicht ist“, so Bergner.

Um ganz sicher zu gehen bei der Ursachenfo­rschung, haben Kombus-techniker nun beide Antriebe der Fähre ausgebaut und sind damit am Dienstagmo­rgen gegen fünf Uhr per Kleinbus gen Wismar an die Ostsee losgefahre­n. Im Reparaturz­entrum der Schottel Gmbh wurden die Stränge unter Druck durchgeprü­ft. Das Ergebnis konnte der hörbar erleichter­te Kombus-geschäftsf­ührer nun verkünden: Tatsächlic­h lag es nur an einem Simmering.

Im Laufe des heutigen Freitags, so Bergner, werde die Mühlenfähr­e wieder in den Stausee gehoben und anschließe­nd den Betrieb aufnehmen. „Spätestens am Sonnabend fährt sie wieder“, verspricht der Kombus-geschäftsf­ührer.

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Quasi im Trockendoc­k liegt seit vorigem Sonnabend die Mühlenfähr­e des Hohenwarte-stausees vor der Gaststätte Linkenmühl­e. Foto: Jens Voigt

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