Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Eine alte Straßenbahn als Richterturm
Der Reitsport in Grabe wird 50 Jahre alt – Bernd Schmidt hatte, wie viele andere Einwohner, entscheidenden Anteil daran – Am Wochenende wieder Reitturnier im Birntal
GRABE. Auf ein halbes Jahrhundert Reitsport kann Weinbergens Ortsteil Grabe in diesem Jahr zurückblicken. So wurde die Sektion Pferdesport im April 1967 als Sportforderung der Landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaft (LPG) gegründet und stand unter der Leitung von Ewald Dachrodt. Geritten wurde in dieser Zeit noch auf Arbeitspferden, erinnert sich Bernd Schmidt, einer der ersten aktiven und über lange Jahre erfolgreichsten Grabschen Reiter.
Schon vier Jahre nach der Gründung der Sektion, mit 14 Jahren, war Schmidt erfolgreichster Jugend-reiter des Bezirkes Erfurt. Das habe er auch dem Training bei dem Mühlhäuser Ausbilder Horst Heinecke zu verdanken, sagt Schmidt heute.
Untergebracht waren die Pferde anfangs auf dem Gehöft von Emil Stein, der sich um das Wohlbefinden der Tiere kümmerte. Erst Mitte der 80er-jahre wurde der umgebaute Pferdestall am Haupthof bezogen.
Reitplatz entstand im Birntal
Wenn man die Geschichte des Pferdesports in Grabe Revue passierten lässt, fallen auch die Namen Karl Arnold, Karl-heinz Fischer und Harald Schmidt, die ebenfalls als Sektionsleiter tätig waren. Viele weitere Einwohner aus dem Dorf waren maßgeblich am Bau des Sportplatzes im Birntal beteiligt, berichtet Bernd Schmidt. Dieser konnte 1970 eingeweiht werden. Einen Teil nutzten die Fußballer, der andere diente dem Pferdesport der BSG Traktor Grabe. Eine ausgediente Straßenbahn aus Mühlhausen wurde damals als Unterkunft für die Kampfrichter genutzt, weiß Schmidt.
Im gleichen Jahr baute Adolf Montag auch die Voltigiergruppe auf. Die sportlichen Erfolge stellten sich schnell ein. Während ganz zu Anfang die Pferde in der Woche auf den Feldern arbeiteten und am Wochenende Turniere ritten, professionalisierte sich das Ganze in den 80er-jahren. Die LPG hielt eigene, gute Sportpferde, erklärt Bernd Schmidt. Es wurden Fohlen gekauft und selbst ausgebildet. An die Rapp-stute „Astra“kann sich Schmidt noch gut erinnern. Mit ihr machte der Verein kurz nach der Wende auch bei Turnieren in den alten Bundesländern eine gute Figur.
Im Wendejahr 1989 wurde die Reitsportanlage im Birntal neu gestaltet. Der Platz, der bis zu zwei Meter Gefälle hatte, wurde begradigt. An der Festhalle wurde ein Kampfrichterturm angebaut. Ab 1991 war der Reitund Fahrverein Grabe, der sich aus der Sektion gründete, verantwortlich für Ross und Reiter. Noch im selben Jahr wurde die Festhalle im Birntal mit dem neuen Richterturm verkauft.
22 Pferde der LPG und noch einmal fünf private Tiere standen zu dieser Zeit im Stall am Haupthof, als der Reitsport in Grabe kurz vor seinem Ende stand. Die Besitzer des Areals hatten Ansprüche angemeldet. Die Pferde kaufte Bernd Schmidt aus dem Bestand der LPG und baute damit einen eigenen Pferdezuchtbetrieb auf. Auch damit konnte die Traditions des Pferdesportes in Grabe gesichert werden.
1995 schlossen sich Reiter aus Großengottern dem Verein in Grabe an. Acht Jahre später wurde das rückgängig gemacht. Nach langer Pause fand 2003 zum ersten Mal auch wieder ein Reitertag im Birntal statt.
Seit 2004 ist Schmidts Tochter Susanne Meyer die Vorsitzende des heutigen Pferdesportvereines Weinbergen / Grabe. Deren Tochter Angelina (12) wiederum und Sohn Marius (6) sind mittlerweile ebenfalls im Verein aktiv. Der hat aktuell 30 Mitglieder, darunter aktive Reiter aber auch Unterstützer, die nicht im Sattel sitzen. Als Übungsleiter fungieren Vater und Tochter gemeinsam. Beide verweisen besonders auf die Nachwuchsarbeit. Seit einigen Jahren finden in Grabe Turniere alle zwei Jahre statt.
● Am Wochenende gibt es das Jubiläumsturnier im Birntal. Los geht es Samstag, . Juli, ab Uhr mit Dressurreiten. Ab Uhr beginnen Wettbewerbe in den Sprungklassen. Am Sonntag, . Juli, beginnt das Turnier ebenfalls Uhr. Höhepunkt ist die Prüfung der Klasse M am Nachmittag.