Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Eine alte Straßenbah­n als Richtertur­m

Der Reitsport in Grabe wird 50 Jahre alt – Bernd Schmidt hatte, wie viele andere Einwohner, entscheide­nden Anteil daran – Am Wochenende wieder Reitturnie­r im Birntal

- VON ALEXANDER VOLKMANN

GRABE. Auf ein halbes Jahrhunder­t Reitsport kann Weinbergen­s Ortsteil Grabe in diesem Jahr zurückblic­ken. So wurde die Sektion Pferdespor­t im April 1967 als Sportforde­rung der Landwirtsc­haftlichen Produktion­sgenossens­chaft (LPG) gegründet und stand unter der Leitung von Ewald Dachrodt. Geritten wurde in dieser Zeit noch auf Arbeitspfe­rden, erinnert sich Bernd Schmidt, einer der ersten aktiven und über lange Jahre erfolgreic­hsten Grabschen Reiter.

Schon vier Jahre nach der Gründung der Sektion, mit 14 Jahren, war Schmidt erfolgreic­hster Jugend-reiter des Bezirkes Erfurt. Das habe er auch dem Training bei dem Mühlhäuser Ausbilder Horst Heinecke zu verdanken, sagt Schmidt heute.

Untergebra­cht waren die Pferde anfangs auf dem Gehöft von Emil Stein, der sich um das Wohlbefind­en der Tiere kümmerte. Erst Mitte der 80er-jahre wurde der umgebaute Pferdestal­l am Haupthof bezogen.

Reitplatz entstand im Birntal

Wenn man die Geschichte des Pferdespor­ts in Grabe Revue passierten lässt, fallen auch die Namen Karl Arnold, Karl-heinz Fischer und Harald Schmidt, die ebenfalls als Sektionsle­iter tätig waren. Viele weitere Einwohner aus dem Dorf waren maßgeblich am Bau des Sportplatz­es im Birntal beteiligt, berichtet Bernd Schmidt. Dieser konnte 1970 eingeweiht werden. Einen Teil nutzten die Fußballer, der andere diente dem Pferdespor­t der BSG Traktor Grabe. Eine ausgedient­e Straßenbah­n aus Mühlhausen wurde damals als Unterkunft für die Kampfricht­er genutzt, weiß Schmidt.

Im gleichen Jahr baute Adolf Montag auch die Voltigierg­ruppe auf. Die sportliche­n Erfolge stellten sich schnell ein. Während ganz zu Anfang die Pferde in der Woche auf den Feldern arbeiteten und am Wochenende Turniere ritten, profession­alisierte sich das Ganze in den 80er-jahren. Die LPG hielt eigene, gute Sportpferd­e, erklärt Bernd Schmidt. Es wurden Fohlen gekauft und selbst ausgebilde­t. An die Rapp-stute „Astra“kann sich Schmidt noch gut erinnern. Mit ihr machte der Verein kurz nach der Wende auch bei Turnieren in den alten Bundesländ­ern eine gute Figur.

Im Wendejahr 1989 wurde die Reitsporta­nlage im Birntal neu gestaltet. Der Platz, der bis zu zwei Meter Gefälle hatte, wurde begradigt. An der Festhalle wurde ein Kampfricht­erturm angebaut. Ab 1991 war der Reitund Fahrverein Grabe, der sich aus der Sektion gründete, verantwort­lich für Ross und Reiter. Noch im selben Jahr wurde die Festhalle im Birntal mit dem neuen Richtertur­m verkauft.

22 Pferde der LPG und noch einmal fünf private Tiere standen zu dieser Zeit im Stall am Haupthof, als der Reitsport in Grabe kurz vor seinem Ende stand. Die Besitzer des Areals hatten Ansprüche angemeldet. Die Pferde kaufte Bernd Schmidt aus dem Bestand der LPG und baute damit einen eigenen Pferdezuch­tbetrieb auf. Auch damit konnte die Traditions des Pferdespor­tes in Grabe gesichert werden.

1995 schlossen sich Reiter aus Großengott­ern dem Verein in Grabe an. Acht Jahre später wurde das rückgängig gemacht. Nach langer Pause fand 2003 zum ersten Mal auch wieder ein Reitertag im Birntal statt.

Seit 2004 ist Schmidts Tochter Susanne Meyer die Vorsitzend­e des heutigen Pferdespor­tvereines Weinbergen / Grabe. Deren Tochter Angelina (12) wiederum und Sohn Marius (6) sind mittlerwei­le ebenfalls im Verein aktiv. Der hat aktuell 30 Mitglieder, darunter aktive Reiter aber auch Unterstütz­er, die nicht im Sattel sitzen. Als Übungsleit­er fungieren Vater und Tochter gemeinsam. Beide verweisen besonders auf die Nachwuchsa­rbeit. Seit einigen Jahren finden in Grabe Turniere alle zwei Jahre statt.

● Am Wochenende gibt es das Jubiläumst­urnier im Birntal. Los geht es Samstag, . Juli, ab  Uhr mit Dressurrei­ten. Ab  Uhr beginnen Wettbewerb­e in den Sprungklas­sen. Am Sonntag, . Juli, beginnt das Turnier ebenfalls  Uhr. Höhepunkt ist die Prüfung der Klasse M am Nachmittag.

 ?? Bernd Schmidt war als Springreit­er über viele Jahre erfolgreic­h im Grabschen Reitsport aktiv. Enkeltocht­er Angelina tritt in seine Fußstapfen. Foto: Alexander Volkmann ??
Bernd Schmidt war als Springreit­er über viele Jahre erfolgreic­h im Grabschen Reitsport aktiv. Enkeltocht­er Angelina tritt in seine Fußstapfen. Foto: Alexander Volkmann
 ?? Beim Aufzug zum Reitturnie­r war das ganze Dorf dabei: Braut und Bräutigam. ??
Beim Aufzug zum Reitturnie­r war das ganze Dorf dabei: Braut und Bräutigam.
 ?? Die Voltigierg­ruppe stand anfangs unter Leitung von Adolf Montag. ??
Die Voltigierg­ruppe stand anfangs unter Leitung von Adolf Montag.

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