Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

„Die Zukunft in Syrien ist schwarz“

Mit einer Vereinsgrü­ndung sorgten Flüchtling­e im Mai für Wirbel – Vorsitzend­er Khlil Khdir wirbt für Verständig­ung

- VON SASCHA WILLMS

MÜHLHAUSEN. Nach der Gründung des „Vereins für das richtige Wissen“, dem vorwiegend hier lebende Flüchtling­e angehören, erreichten die Redaktion Leserbrief­e und Anfragen. Das Spektrum reichte von der Frage, ob in dem Verein nur Männer zugelassen seien, bis hin zu unverhohle­ner Fremdenfei­ndlichkeit. Die kann der Syrer, Khlil Khdir, Vorsitzend­er des Vereins, in Mühlhausen gelegentli­ch auch spüren, erzählt er. Viele Menschen schauen misstrauis­ch, wenn er mit seiner Familie durch die Stadt laufe. Dabei wollen sie mit dem Verein genau das Gegenteil erreichen: Verständig­ung. was wir geben können. Wir müssen an die Zukunft denken“, sagt Khlil Khdir. „Die Zukunft in Syrien ist schwarz“, sagt Khlil Khdir. Selbst wenn der Krieg in einem halben oder einem Jahr aus sei — die Rückkehr zu so etwas wie Normalität dauere seiner Einschätzu­ng nach mindestens 20 oder 30 Jahre. „Meine Kinder wollen aber studieren, sie brauchen eine gute Ausbildung.“Nichts davon gebe es in Syrien. Zwei der Brüder Khlil Khdirs seien ermordet worden, ebenso wie zwei ihrer Kinder. Das müsse aufhören, die Menschen wollen nur Frieden und ein wenig Sicherheit. „Wir wissen, dass wir vom deutschen Staat Geld bekommen. Man muss uns das nicht immer sagen. Aber wir wollen etwas zurückgebe­n. Viele Familien hier haben wenige oder keine Kinder. Ich gebe Deutschlan­d acht Kinder. Vielleicht kosten die Flüchtling­e für die ersten drei Jahre Geld, aber die nächsten 30 Jahre geben sie es zurück“, so Khdir weiter, der in Mühlhausen gerne ein Restaurant eröffnen würde. „Wir müssen miteinande­r reden. Wir sind doch alles Menschen und Deutschlan­d ist ein gutes Land. Wir wollen gerne hier leben.“

● Der „Verein für das richtige Wissen“, Mühlhausen, Steinweg , . Etage, sucht derzeit nach ehrenamtli­chen Deutschleh­rern, die die Arbeit unterstütz­en. Interessie­rte können sich bei Khlil Khdir per E-mail melden: schamtaj@gmail.com

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Khlil Khdir mit einem seiner Söhne, Altaib, in ihrer Mühlhäuser Wohnung. Khdir floh mit acht Kindern, seiner Frau und seiner Mutter vor dem Krieg, zwei Brüder und Neffen hat er bereits verloren. Jetzt wolle er Sicherheit für seine Familie. Seine Kinder...
 ?? Rund ein Drittel der Vereinsmit­glieder sind Frauen, die mit abstimmen dürfen. Auch dieses Foto entstand zur Vereinsgrü­ndung im Mai. ??
Rund ein Drittel der Vereinsmit­glieder sind Frauen, die mit abstimmen dürfen. Auch dieses Foto entstand zur Vereinsgrü­ndung im Mai.

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