Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Vier Vorteile Europas
Die Reisefreiheit und die gemeinsame Währung sind nur zwei der wichtigsten Argumente für die Europäische Union
MÜHLHAUSEN. „Schon wieder Europa“, fragte sich unser Kurs im Fach Gesellschaftswissenschaften, als unsere Lehrerinnen mit dem Projekt um die Ecke kamen. Nach all dem schlechten Presserummel um diese alte Dame und den Lehrern, die ständig meinten, diese Themen im Unterricht einbauen zu müssen, hing uns das Thema schon zu den Ohren heraus. Nach persönlichen Vorteilen Europas, genauer der Europäischen Union, fragten sie uns – und wir zuckten zunächst mit den Schultern, viele meinten, das Thema sei ihnen völlig schnuppe.
Der Umkehrschluss aber half; sich Europa wegdenkend, kamen uns plötzlich viele Dinge in den Sinn, die uns fehlen würden. In Gesprächen mit Mitschülern mussten wir schnell feststellen, dass der Großteil der Schüler unsere anfängliche Lmaa-haltung teilte und Europa als etwas Abstraktes begreift, das mit dem Alltag von uns Kindern, Jugendlichen und Schülern gar nichts zu tun hat.
Wir möchten das LMAA gern in ein AHA umkehren und unsere Top 4 der Sonnenseiten Europa vorstellen.
Fast jeder von uns hat schon einmal etwas im Internet bestellt, Onlineshopping gehört heute einfach zum Leben. Jeder Zweite besitzt – statistisch gesehen – ein internetfähiges Mobiltelefon, über das er auf alle möglichen Internet-läden zugreifen kann. Jedoch kommen viele Produkte nicht aus Deutschland; als Käufer merkt man das manchmal gar nicht. Und das nicht zuletzt, weil wir die Pakete dann trotzdem vom Postboten nach Hause geliefert bekommen und nicht den beschwerlichen Weg zum Zollamt antreten müssen, das oft viele Kilometer weit weg, fernab jeglicher öffentlicher Verkehrsmittel liegt, um dort noch eine extra Gebühr zu entrichten.
Ist doch toll!
Ein Vorteil, der uns als „Nachwendekindern“als so unglaublich selbstverständlich erscheint, dass er für uns zunächst gar nicht erst erwähnenswert war, ist die Reisefreiheit. Die Reisefreiheit ist innerhalb der EU seit 2007 noch uneingeschränkter. In diesem Jahr wurde nämlich das Schengen-abkommen erweitert, welches besagt, dass es an den Binnengrenzen der Länder, die diesem Abkommen zugestimmt haben, keine Passkontrollen gibt. Das spart viel Zeit und Nerven beim Reisen in und durch Europa. Der Reisepass ist in diesen Ländern übrigens auch überflüssig, der Personalausweis genügt. Mehr Zeit und Geld also für die schönen Dinge des Lebens.
Auch ein mittlerweile sehr selbstverständlich gewordener Vorteil ist das liebe Geld, denn mehr als 340 Millionen Europäer zahlen seit dem 1. Januar 2002 mit dem Euro, dem europäischen Währungsmittel. In mittlerweile 19 der 28 Mitgliedsstaaten kann man damit seine Rechnungen begleichen. Bei Reisen in diese Länder entfällt seit nunmehr 15 Jahren das lästige Aufsuchen der Wechselstuben, Vertraut machen mit der fremden Währung, Umrechnen beim Shoppen und dem möglichst restlosen Aufbrauchen der fremden Währung, und sei es für die unsinnigsten Dinge, weil es sonst als wertloses Souvenir in einem hübschen Kästchen zusammen mit diversen Münzen anderer Länder in der Wohnzimmerschrankwand dahingammelt und darauf wartet, vielleicht bei einem weit in der Zukunft liegenden Besuch im selben Land zurück in die Heimat zu gelangen. Was aber nie passieren wird. Der Euro ist schon eine tolle Sache.
Der Vorteil, der uns als Schüler als der wohl aufregendste erscheint, ist die Möglichkeit eines Schüleraustauschs ins europäische Ausland. Er bietet schier unendliche Möglichkeiten: bessere Fremdsprachenkenntnisse, neue Kulturen und Mentalitäten, neue Freunde, Selbstständigkeit und vieles mehr.
Europas Länder sind so vielfältig
Sicherlich kann man solche Abenteuer auch in die USA, nach Australien oder nach Südamerika unternehmen. Wenn das Ziel allerdings innerhalb europäischer Grenzen liegt, sind die Annehmlichkeiten nicht von der Hand zu weisen. Bei einem Austausch auf dem europäischen Kontinent bleibt einem eine riesige Bürokratiewelle erspart. Beispielsweise wird eine Reise nach München oder Hamburg zur Visumbeantragung an der amerikanischen Botschaft, die damit verbundenen Wartezeiten und Kosten überflüssig, wenn das Ziel stattdessen vielleicht Irland heißt, wo der Reisepass genügt und ein Visum nicht notwendig ist. Europas Länder sind so vielfältig, dass auch hier für viele etwas dabei sein kann. Europa ist einen Schüleraustausch wert.
Mit diesen vier persönlichen Vorteilen im Sinn erscheint uns Europa plötzlich nicht mehr abstrakt und unwirklich. Es ist ein ganzes Stück greifbarer und so gar nicht mehr egal. Wir sind alle Europäer und sollten es bewusster genießen.