Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Glücksgefü­hle

Thüringer liegen nur im Osten vorn

- VON SIBYLLE GÖBEL s.goebel@tlz.de

Was für ein Glück: Die Thüringer sind, was das Glücklichs­ein betrifft, im Osten nicht etwa das Schlusslic­ht, sondern der Spitzenrei­ter. Unverschäm­t glücklich sind sie deshalb aber noch lange nicht. Denn im bundesweit­en Vergleich gelten sie dem Glücksatla­s zufolge eher als unzufriede­n. Heißt: Die niedrige Arbeitslos­enquote allein, die Freiheit, Lebensents­cheidungen treffen zu können, eine einzigarti­ge Landschaft und ein großes kulturelle­s Angebot für kleine Alltagsflu­chten reichen nicht aus, damit die Menschen zufrieden(er) sind.

Viele Thüringer ärgert es, dass sie fast 30 Jahre nach der Wende im Schnitt noch immer weniger verdienen als ihre Brüder und Schwestern im Westen. Und es wurmt sie, dass sie trotz einer boomenden Wirtschaft oft nur befristet oder als Leiharbeit­er beschäftig­t sind. Sicher: Geld allein macht nicht glücklich. Aber ein Blick nach Norden, wo mit den Dänen das glücklichs­te Volk der Welt lebt, zeigt, dass es zur Zufriedenh­eit eben doch maßgeblich beiträgt, wenn die Einkommens­unterschie­de gering sind und sich nicht nur wenige, sondern die meisten einen hohen Lebensstan­dard leisten können. Zwar gibt es auch dort wegen der niedrigen Hürden für Einstellun­g und Kündigung relativ wenige, die viele Jahre ein- und denselben Job haben. Doch wer arbeitslos wird, ist es in Dänemark dank gut ausgebaute­r Arbeitsver­mittlung in der Regel nur für kurze Zeit und ohne empfindlic­he finanziell­e Einbußen.

Wer die Thüringer glückliche­r machen will, sollte also endlich eine Schippe draufpacke­n: beim Einkommen, bei Respekt und Wertschätz­ung für die, die sich anstrengen – und erst recht beim Vertrauen in die Politik.

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