Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Hochschulen in Thüringen sind kinderfreundlich
Lehreinrichtungen im Freistaat bieten Studierenden mit Nachwuchs zahlreiche Möglichkeiten, die Doppelbelastung gut zu bewältigen
ERFURT. Die Semesterferien sind vorbei und es kehrt wieder Leben in die Thüringer Hochschulen ein. Für einen Teil der Studierenden heißt das zugleich, Kind und Studium unter einen Hut zu bekommen. Den Angaben der 21. Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks von 2016 zufolge, liegt der Anteil der Studierenden mit Kind bundesweit bei etwa sechs Prozent. Zwar gibt es für Thüringen hochschulweit keine Erhebungen über die genaue Zahl der studierenden Eltern. Grundsätzlich sei jedoch zu beobachten, dass der Beratungsbedarf in den vergangenen Jahren gestiegen sei. „Studierende informieren sich vermehrt auch bereits im Vorfeld der Familiengründung über Möglichkeiten der Studienplanung mit Kind und entscheiden sich zum Teil bewusst, diese in die Studienphase zu legen“, erzählt Babette Lautenschläger von der Fachhochschule (FH) Erfurt.
Mit familienfreundlichen Maßnahmen haben die Thüringer Hochschulen in den vergangenen Jahren kontinuierlich daran gearbeitet, die Vereinbarkeit von Studium und Familie zu verbessern. Als Qualitätsnachweis ihrer familiengerechten Arbeitsund Studienbedingungen tragen etwa die FH Erfurt und die Uni Erfurt das Zertifikat zum „audit familiengerechte hochschule“. Die Hochschule (HS) Schmalkalden sowie die Technische Universität (TU) Ilmenau wurden hingegen mit dem „Total E-quality-prädikat“für Chancengleichheit gewürdigt. Zudem sind die TU Ilmenau und die Uni Jena Mitglieder des Vereins „Familie in der Hochschule“.
Doch wie sieht es in der Praxis aus? Angefangen bei den Beratungsangeboten, seien alle Standorte gut aufgestellt. Es gebe mit der allgemeinen Sozialberatung sowohl entsprechende Anlaufstellen vonseiten des Studierendenbüros Thüringen als auch jeweilige Ansprechpartner und Informationsveranstaltungen an den Hochschulen selbst.
Auch die Räumlichkeiten seien familienfreundlich ausgestattet. Neben Wickelstationen gebe es vielerorts Spielecken und gesonderte Arbeitsplätze in der Bibliothek sowie Ruhe- und Stillräume. Einen mobilen Elternkind-arbeitsplatz können sich studierende Eltern als „Kids Box“an der Uni Jena mieten – ausgestattet mit Spiel- und Malsachen, Büchern, Reisebettchen, einem Hocker und eingebautem Schreibtisch für die Kleinen.
Die Betreuungssituation sei mit den acht Kindertagesstätten des Studierendenwerks Thüringen (STW) an den Hochschulorten Erfurt, Ilmenau, Jena, Nordhausen und Weimar gut abgedeckt. Eine Möglichkeit zur flexiblen Kinderbetreuung stehe Studi-eltern zudem in Erfurt, Jena und Weimar zur Verfügung. Auf dem Campus in Schmalkalden übernehme eine Tagesmutter die Kinderbetreuung.
Unterstützung erhalten Studierende mit Kind auch bei der Suche nach geeignetem Wohnraum in den Wohnanlagen des STW. Dies gelte nach Angaben des STW insbesondere bei der Höhe der Miete und der Größe der Wohnungen. Auch könne ein Antrag auf zusätzliches Mobiliar wie Kinderbettchen gestellt werden.
Die Studienfinanzierung sei komplex und von vielfältigen Faktoren abhängig, erzählt Babette Lautenschläger. Ein spezielles Stipendium gebe es für Studierende mit Kind nicht. Allerdings werden Bewerber mit Kind bei der Vergabe des Deutschlandstipendiums besonders berücksichtigt. Und im Zuge des Bafögs sind monatliche Zuschläge und eine Verlängerung der Regelstudienzeit möglich.
Ein weiterer Bonus sei die Family Card. Mit dem Kinderausweis des STW erhalten Studierende mit Kind etwa eine kostenfreie Kinderportion in der Mensa. Für die Freizeitgestaltung biete der Hochschulsport in Erfurt, Jena und Ilmenau jeweils entsprechende Kurse für Kinder ab eineinhalb Jahren an.