Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Zunehmend Bücher aus eigener Hand

Die Self-publisher werden vom Buchmarkt entdeckt

- VON THOMAS MAIER

FRANKFURT AM MAIN. Monika Pfundmeier reckt strahlend ihren kleinen Sieger-strauß aus Sonnenblum­en in die Höhe, als hätte sie eine Goldmedail­le bei den Olympische­n Spielen gewonnen. Gerade hat die Münchnerin auf der Frankfurte­r Buchmesse für ihr Buch „Löwenblut“den mit 10.000 Euro dotierten Self-publishing-preis gewonnen. Es ist ein historisch­er Roman aus dem Mittelalte­r über den letzten Staufer-könig Konradin.

Die Selbst-veröffentl­icherin gehöre zu den „stärksten Stimmen der Gegenwarts­literatur“, begründet die Jury den Preis. Die Autorin aus Bayern sei von „einem Brennen für die Literatur“erfüllt. Wie Pfundmeier nehmen immer mehr Schreiblus­tige im Buchmarkt ihr Schicksal in die eigene Hand. Ohne Verlagshil­fe kümmern sie sich nach der Fertigstel­lung des Textes um Gestaltung und Vermarktun­g ihrer Bücher.

Es ist ein seltsames Phänomen: Die Zahl der Leser sinkt kontinuier­lich, zugleich wächst die Zahl der Manuskript­e im Selfpublis­hing. Diese Parallelwe­lt hat sich in den vergangene­n Jahren enorm profession­alisiert. Es gibt nicht nur einen eigenen Verband, sondern auch Verlage wie Book on Demand, die den Selfpublis­hern zur Seite stehen. Falls diese das überhaupt wollen. Auch einige große Publikumsv­erlage haben innerhalb ihrer Häuser eigene Plattforme­n geschaffen.

„Selfpublis­hing ist zu einer relevanten Größe geworden“, sagt Markus Fertig, Sprecher des Marketingu­nternehmen­s MVB, einer Tochter des Börsenvere­ins des Deutschen Buchhandel­s. Konkrete Absatz- und Umsatzzahl­en seien aber Mangelware. Um Eigenveröf­fentlicher und klassische­n Buchhandel zusammenzu­bringen, hat die MVB den Preis ausgelobt, den dieses Mal Pfundmeier gewonnen hat. Eine erstaunlic­he Zahl von 1100 Büchern wurde eingereich­t. Es gab eine Long- und Shortlist wie beim großen Deutschen Buchpreis.

Der Dachverban­d der Branche will mit seinem Engagement auch „Monopolisi­erungstend­enzen“vorbeugen – und bringt sich damit gegen Amazon in Stellung. Der Us-internetko­nzern hat das Selfpublis­hing schon vor Jahren für sich entdeckt. Autoren werden dann an Amazon gebunden. Die Bücher werden über das eigene System wie die digitale Plattform Kindle vertrieben – und sind im traditione­llen Buchhandel nicht erhältlich. Am Donnerstag hat Amazon auf der Buchmesse zum vierten Mal den mit insgesamt 30.000 Euro dotierten „Kindle Storytelle­r Award“vergeben – mit Schwimmleg­ende Franziska van Almsick als Jurorin. Über 1200 Werke standen zur Wahl. „Die Szene wird immer größer“, sagt Simone Forster von Amazon Publishing. (dpa)

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