Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Die neue Frau für Thomas Müntzer
Sarah Lösel ist Fachreferentin für Kulturgeschichte bei den Mühlhäuser Museen und soll die Landesausstellung zum Bauernkrieg vorbereiten
MÜHLHAUSEN. Seit Anfang August haben die Mühlhäuser Museen eine eigene Fachreferentin für Kulturgeschichte. Sarah Lösel, gebürtige Mühlhäuserin und 28 Jahre alt, besetzt diesen Posten fortan. Bisher gab es zwei wissenschaftliche Fachreferenten bei den Museen: Friedrich Staemmler für die Kultur und Wulf Walther für den Bereich Ur- und Frühgeschichte.
Sarah Lösel, die in Leipzig und Berlin Kulturanthropologie studiert hat und bereits seit 2015 bei den Mühlhäuser Museen tätig ist, widmet sich nun in erster Linie der kulturgeschichtlichen Sammlung des Hauses, der Ausstellung zur Stadtgeschichte im Museumsgebäude und der Bauernkriegsausstellung in der Kornmarktkirche.
Weil Kulturgeschichte in Mühlhausen eng mit Thomas Müntzer und dem Bauernkrieg verbunden ist, wird dies Schwerpunkt ihrer Arbeit sein. So liegt auch die Vorbereitung für die Landesausstellung 2025 zum 500. Bauernkriegs-jubiläum in den Händen der 28-Jährigen. Sieben Jahre seien eine gute Vorbereitungszeit, sagt Sarah Lösel. Das biete die Möglichkeit, neue Forschungsfelder rund um den Bauernkrieg auf zu machen.
Eine Idee dafür könnten archäologische Arbeiten an vermuteten Schauplätzen in Mühlhausen und Umgebung sein, die untersucht und wissenschaftlich analysiert werden. So gibt es bislang keine Funde und damit keine handfesten Beweise für die Müntzer-richtstätte am Rieseninger. Allein Martin Luther hatte sich in einer Schrift darüber beklagt, dass es einen regelrechten Pilgerzug nach Müntzers Hinrichtung an den Rieseninger gegeben habe.
So soll die Landesausstellung zum einen wissenschaftliches Kolloquium für Experten sein, zugleich aber Geschichte populärwissenschaftlich aufbereiten, um viele Besucher anzusprechen, erklärt Sarah Lösel.
Jetzt würden noch Ideen gesammelt um die Planung dafür voran zu treiben. In nächster Zeit stehe allerdings vor allem die stadtgeschichtliche Ausstellung im Kulturhistorischen Museum im Fokus. Zwei der insgesamt fünf Themenräume müssen noch gestaltet werden – einer unter dem Motto „Industriestadt“und der Raum „Stadt und Wald“. Außerdem wird die Ausstellung in der Marienkirche derzeit aufwendig umgestaltet.
Die Kirche soll als Museum deutlich wahrnehmbarer sein. Neben der neuen Ausstellung „Von Einhörnern und Drachentötern“, für die Friedrich Staemmler verantwortlich ist und die am 12. November eröffnet wird, soll auch die kleine Müntzer-ausstellung in der Marienkirche neu gestaltet werden.
Müntzer war Prediger in St. Marien. Es ist viel Recherchearbeit zu leisten, Quellen sind zu suchen, um derartige Ausstellungen vorzubereiten, erklärt Sarah Lösel. Daneben ist die Arbeit vor Ort mit den Gestaltern wichtig. Außerdem geben die Fachreferenten auch Sonderführungen.
In der Schule seien Müntzer und der Bauernkrieg heute kaum mehr Thema, erinnert sich die 28-Jährige an ihre Schulzeit. Deshalb bieten die Mühlhäuser Museen auch ein Programm an, das gerade bei Schülern das Interesse für das Thema wecken und Verständnis schaffen soll.
„Wenn man Kindern in der Kornmarktkirche erklärt, dass hier Geschütze für den Bauernkrieg gegossen wurden, haben sie einen ganz anderen Zugang zum Thema“, sagt Sarah Lösel.
Mühlhausen sei historische Wirkungsstätte für die Köpfe der Reformation gewesen. Deshalb könnte Müntzer im Beinamen der Stadt wieder ein gutes Marketinginstrument sein, meint sie.