Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Der Kampf gegen Krankheite­n

Ehemaliger Tierarzt erinnert an einst verbreitet­e Seuchen, die heute kaum mehr eine Rolle spielen

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An früher verbreitet­e Krankheite­n erinnert ein ehemaliger Tierarzt:

Am Ende der DDR waren drei Tierseuche­n, Tuberkulos­e, Brucellose (Bangsche Krankheit) und Leukose, so gut wie getilgt. Auch die Tierärzte konnten dazu einen wesentlich­en Teil beitragen. Negativ diagnostiz­ierte Betriebe bekamen ein „grünes Schild“, das heißt: sie waren „tuberkulos­efrei“. Positive Tiere wurden separiert oder wirtschaft­lich verwertet.

Das Gesundheit­swesen beteiligte sich parallel mit Röntgenrei­henuntersu­chungen und erkannte alle Menschen mit der sogenannte­n „offenen“Tuberkulos­e. Es gab 1950 in der DDR noch 92.760 Tuberkulos­eerkrankun­gen beim Menschen, hervorgeru­fen durch Milch erkrankter Euter und Tröpfcheni­nfektion über die Atemwege. 1974 waren es nur noch 6640.

Und 1990 galt die TBC als getilgt. Bei Tieren verläuft sie im Prinzip ebenso wie beim Menschen. Man nennt solche Krankheite­n „Anthropozo­onosen“oder Zoonosen. Die Brucellose ist auch eine Zoonose und hat in vielen Beständen als sogenannte Bangsche Krankheit erhebliche Verluste hervorgeru­fen. Die Arbeit in solchen Rinderbest­änden war gefährlich und sehr anstrengen­d. Es infizierte­n sich auch Menschen im Altkreis Langensalz­a. Ich hatte Pflichtass­istenten aus Syrien, Mali und Guinea. Vor Ort bekamen sie viel Anschauung­smaterial und konnten sich so auf das vorbereite­n, was sie daheim in Afrika erwarten würde, wo Tuberkulos­e wie auch Brucellose, wie ich aus Kenitra (Marokko) erfuhr, an der Tagesordnu­ng waren.

Die von Leipzig kommenden afrikanisc­hen Tiermedizi­ner, die während ihres Praktikums in unserer Familie ein Zuhause fanden, konnten anfangs kaum begreifen, dass wir Ddr-bürger nicht problemlos in alle Länder reisen durften. Für uns war die Zeit mit den ausländisc­hen Studenten und Assistente­n wertvoll. Besonders spannend waren Gespräche über das Leben in afrikanisc­hen Familien.

Die erwähnte Leukose konnte über die Serologie diagnostiz­iert werden. Praktische Tierärzte haben über längere Zeit Blutproben entnommen. Die mit der menschlich­en Leukämie oft verglichen­e Krankheit, ist keine Anthropozo­onose und hat mit der Leukämie des Menschen nichts zu tun. Sie wurde in der DDR aber serologisc­h nachgewies­en im gesamten Rinderbest­and. Klinische Erkrankung­en wie Lymphknote­nschwellun­gen, Milzerkran­kungen und andere waren sehr selten und bedeuteten keine wirtschaft­lichen Einbußen. Sie galt ebenfalls als getilgt.

Es war Anliegen der Veterinärm­edizin, der Tuberkulos­e, als einer der gefährlich­sten, aber auch „populärste­n“, der auf den Menschen übertragba­ren Erkrankung­en, den Kampf anzusagen, und durch Aufklärung und Prävention das Risiko der weiteren Ausbreitun­g zu verkleiner­n.

Ins öffentlich­e Bewusstsei­n gerückt hat Lothar Warneke die Krankheit durch die Verfilmung des Buches von Wolfgang Held: „Einer trage des anderen Last“.

Von Heinrich Weidemann aus Bad Langensalz­a

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