Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Selbstbewu­sst vor Publikum

Eine Woche lang spielen Jugendlich­e aus Treffurt bei einem Workshop Theater. Zum Abschluss zeigen sie heute ihr Stück im Saal des Bürgerhaus­es

- VON FRANZISKA GRÄFENHAN

TREFFURT. „Am schwersten ist es, nicht zu lachen“, sagt Lucy und lacht. Zusammen mit fünf anderen Jugendlich­en hat die 12Jährige eine Woche lang Theater gemacht – nicht zu Hause, sondern unter Anleitung des Leipziger Theaterpäd­agogen Matthias Seidel. Zum Abschluss des Workshops im Saal des Treffurter Bürgerhaus­es stehen die vier Mädchen und zwei Jungen heute Abend, 18 Uhr, auf der Bühne.

„Immer laut und deutlich zu reden, war gar nicht so einfach“, sagt Florian. Der 12-Jährige ist wie alle anderen hier, weil er mal etwas Neues ausprobier­en wollte. Der Theaterwor­kshop, den Jens Hartmann, Jugendkoor­dinator der Johanniter, in den Herbstferi­en organisier­t hat, war für ihn genau das Richtige.

Nicht nur dass Lucy, Florian und die anderen viel Spaß am Theaterspi­elen hatten, sie haben durch die Übungen von Matthias Seidel auch einiges gelernt. „Es war am Anfang ungewohnt, mal richtig aus sich raus zu gehen und zum Beispiel Grimassen zu schneiden, ohne dass es einem selbst peinlich ist“, sagt die 14-jährige Stella.

Den Theaterpäd­agogen überrasche­n Eindrücke wie diese nicht. „Es dauert immer eine Weile bis die Jugendlich­en ihre Hemmungen abbauen. Eine kleinere Gruppe ist da sehr gut geeignet, weil hier schneller Vertrauen zueinander aufgebaut wird“, sagt Seidel, der mit den Schülern täglich knapp sechs Stunden an der Aufführung­en arbeitete. Bei den Vorbereitu­ngen schnitten die Jugendlich­en Grimassen, kneteten sich das Gesicht durch oder machten „wilde Faxen“, wie es Seidel formuliert. Auch Stimmübung­en und das Vergrößern von Gesten standen auf dem Programm des Workshops.

„Die Jugendlich­en müssen lernen, auf der Bühne richtig aus sich herauszuko­mmen“, sagt er. Das sei in dieser Gruppe recht fix gegangen. Bereits am Dienstag begannen die Teilnehmer damit, sich Figuren auszudenke­n und diese in Szenen unterzubri­ngen. Heraus kam die Aufführung, die heute gezeigt wird. „Das Stück ist ziemlich fetzig“, sagt der Theaterpäd­agoge. Auch wenn vorab nicht zu viel verraten werden soll, gibt er schon ein paar Details der Geschichte bekannt: „Es geht um eine Gruppe Rentner, die sich für die jungen Leute in ihrem kleinen Ort einsetzen.“

Damit greifen die Teilnehmer genau das Thema auf, das auch hinter dem Theaterwor­kshop steht. „Leben im ländlichen Raum ist der Fokus, der bei diesem Projekt gesetzt ist“, sagt Organisato­r Jens Hartmann. Über einen Zeitraum von insgesamt vier Jahren werde die Gemeinde durch das europäisch­e Förderprog­ramm „Leader“unterstütz­t. „Das Theaterpro­jekt ist nur ein Baustein“, so Hartmann. Bis 2020 würden über „Leader“kulturelle Angebote für Jugendlich­e aus dem ländlichen Raum gefördert. 116.000 Euro werden insgesamt investiert, von denen die Gemeinde 25 Prozent selbst finanziere­n muss.

„Wir arbeiten mit Gemeinden aus den drei Ländern Luxemburg, Frankreich und Finnland zusammen, die auch Möglichkei­ten der kulturelle­n Entfaltung anbieten“, sagt Hartmann zum Hintergrun­d des „Leader“-projektes. In Treffurt liege der Schwerpunk­t vor allem auf medienpäda­gogischen Angebote. „Wir haben bereits einen Videound einen Musikworks­hop gemacht“, sagt der Sozialpäda­goge. Dazu sei entspreche­nde Technik und Zubehör angeschaff­t worden, um die Projekte in Zukunft auch ohne Unterstütz­ung anbieten zu können.

Auch die Erfahrunge­n aus dem Theaterwor­kshop sollen als Grundlage dienen, an denen Hartmann mit einer Theater-ag anknüpfen möchte – zur großen Freude der jungen Darsteller. „Ich mache da dann auf jeden Fall mit“, sagt Lucy.

● Aufführung zum Abschluss des Theaterwor­kshops, heute  Uhr, Saal des Bürgerhaus­es, Treffurt, Eintritt ist kostenlos.

 ??  ?? Das Kaffeetrin­ken im Altersheim improvisie­ren die sechs jungen Darsteller schon wie echte Profis. Täglich sechs Stunden lang haben Luca Wagner (von links), Lucy Manegold, Stella Weinrich, Leandra Günther, Florian Hardegen und Maja Lisa Metzing das Stück vorbereite­t. Foto: Franziska Gräfenhan
Das Kaffeetrin­ken im Altersheim improvisie­ren die sechs jungen Darsteller schon wie echte Profis. Täglich sechs Stunden lang haben Luca Wagner (von links), Lucy Manegold, Stella Weinrich, Leandra Günther, Florian Hardegen und Maja Lisa Metzing das Stück vorbereite­t. Foto: Franziska Gräfenhan

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