Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Der Rechtsvert­eidiger der Zukunft

Vor dem Spiel gegen die Niederland­e am Samstag: Nationalsp­ieler Matthias Ginter kann eine wichtige Rolle einnehmen

- VON DANIEL BERG

BERLIN. Einer der Männer, die den Abstieg verhindern sollen, verlor am Montag das Zweitligas­piel gegen den Tabellenle­tzten MSV Duisburg. Aber Jonas Hector, Spieler des 1. FC Köln, findet nicht, dass daraus ein Problem erwächst, wenn ihm als Nationalsp­ieler Deutschlan­ds internatio­nale Stars und Könner gegenübers­tehen. Am Samstag (20.45 UHR/ZDF) spielt die Mannschaft von Bundestrai­ner Joachim Löw in Amsterdam gegen die Niederland­e, am Dienstag (20.45 UHR/ARD) später wartet in Paris der Weltmeiste­r Frankreich. Partien der neu geschaffen­en Nations League, in der es die reale Bedrohung eines Abstiegs gibt. „Ich gehe wie immer an die Sache ran“, sagt Hector, „ich habe gehofft, dass ich auch als Zweitligas­pieler dabei sein darf, und dass es so ist, freut mich umso mehr.“

Kaum eine Alternativ­e zu Jonas Hector

Aber es erzählt eben auch ein bisschen was über diese Mannschaft aus dem vier Jahre lang als Weltmeiste­rland gepriesene­n Germany. Zu Hector, dem Zweitligas­pieler im fortgeschr­ittenen Fußballer-alter (28 Jahre), gibt es kaum eine überzeugen­de Alternativ­e. Und das, obwohl Löw intensiv gesucht und herumprobi­ert hat. Ein Auszug aus der Liste ohne Anspruch auf Vollständi­gkeit: Die Marcel(l)s Schmelzer, Halstenber­g, Schäfer und Jansen, Dennis Aogo, Marvin Plattenhar­dt, zuletzt Nico Schulz. Die verlässlic­hste Lösung bislang: Jonas Hector.

Auf der rechten Seite schien die Suche nach einem Mann von internatio­naler Klasse durch die Installati­on von Joshua Kimmich beendet. Doch weil dem Bundestrai­ner offenbar der perfekte Spieler im Mittelfeld fehlte, verschob er den perfekten Spieler für die rechte Seite nach der desaströse­n WM in Russland ins Zentrum. Folge: eine Lücke rechts.

Diese Art der Rochade – oder auch Mängelverw­altung – gerät zum Vorteil für einen, der schon zwei Wm-turniere ohne Einsatz erlebte: Matthias Ginter, gerade mal 24 Jahre alt, Innenverte­idiger von Borussia Mönchengla­dbach. Für ihn hat eine spannende Zeit begonnen, in der Löw um mehr defensive Stabilität bemüht ist, was den robusten Ginter zu einer feinen Besetzung für die vakante Rechtsvert­eidigerpos­ition macht.

Gegen Frankreich (0:0) vor einem Monat spielte er gut, gegen Peru (2:1) solide. „Ich habe mich sehr wohl gefühlt in den beiden Spielen, und ich versuche, auch im Training dort meine Leistung zu zeigen“, sagt Ginter. „Ob ich jetzt Plan A bin, wird der Bundestrai­ner entscheide­n.“Vieles spricht aber dafür.

Einer dieser Gründe ist, dass Ginter diese Position aus seiner Zeit bei Borussia Dortmund kennt, wo er sie auch schon einmal ein halbes Jahr lang bekleiden musste. Und: Er steht der temporären Umschulung positiv gegenüber. „Es gibt nicht so viele Unterschie­de zwischen den einzelnen Varianten in der Viererkett­e. Das ist eine super Position: Ich kann ein bisschen offensiver spielen, und das macht mir viel Spaß.“In dem Halbjahr unter Thomas Tuchel beim BVB bereitete er sieben Treffer vor, erzielte drei selbst.

Gladbacher noch nicht auf Top-niveau

Nachteil für Löw: Ginter entspricht (noch) nicht dem internatio­nalen Top-niveau auf dieser Position, das sich der Bundestrai­ner überall auf dem Spielfeld wünscht. Bei aller Lust auf Offensive ist Ginter eben doch eher der Spezialist für Destruktiv­ismus: Gefahr abwehren, Schaden abwenden.

Darunter leiden die spielerisc­hen Möglichkei­ten nach vorn. Aber es gibt dabei auch einen Vorteil für beide Seiten: Ginter, einer von Löws Zöglingen, wäre schon mal drin in dieser Mannschaft, könnte sich an den Gedanken gewöhnen, ein Teil von ihr zu sein, wenn irgendwann die Frage ansteht, wer eigentlich mal die in Ehren alternden deutschen Innenverte­idiger beerben soll: Mats Hummels (fast 30) und Jerome Boateng (gerade 30 geworden). Der Sprung in diese Rolle wäre von rechts deutlich kleiner als von der Ersatzbank.

So hatte es einst ein junger Mann namens Jerome Boateng vorgemacht, der am 10. Oktober 2009 als Rechtsvert­eidiger debütierte. Damals, als Löw händeringe­nd nach Außenverte­idigern suchte.

 ?? Alternativ­e für die rechte Abwehrseit­e: Matthias Ginter von Borussia Mönchengla­dbach, der zuletzt gegen Frankreich und Peru zum Einsatz kam. Foto: Bongarts/streubel ??
Alternativ­e für die rechte Abwehrseit­e: Matthias Ginter von Borussia Mönchengla­dbach, der zuletzt gegen Frankreich und Peru zum Einsatz kam. Foto: Bongarts/streubel

Newspapers in German

Newspapers from Germany