Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Verein beklagt teilweise starke Nitratbelastung im Grundwasser
Grenzwert wird im Raum Mühlhausen ums Doppelte überschritten. Widerspruch kommt vom Thüringer Bauernverband
MÜHLHAUSEN. Der Verein Vsr-gewässerschutz aus Geldern in Nordrhein-westfalen hat hohe Nitratwerte im Grundwasser aus dem Raum Mühlhausen festgestellt. Die Ergebnisse kamen bei Untersuchungen von Brunnenwasserproben zu Tage, die Bürger bei einer Informationsveranstaltung des Vereins Mitte Juni abgegeben hatten.
„In jeder siebten Probe lag die Nitratkonzentration oberhalb des Grenzwertes der deutschen Trinkwasserverordnung von 50 Milligramm pro Liter“, informierte der stellvertretende Vorsitzende und Pressesprecher des Vereins, Harald Gülzow. Bei einer Probe in einem privat genutzten Brunnen in Mühlhausen überstieg die Konzentration mit 97 Milligramm Nitrat pro Liter sogar den Grenzwert um das Doppelte. Weitere stark mit Nitrat belastete Proben stellten die Umweltschützer in Körner mit 90 Milligramm Nitrat pro Liter und in Grabe mit 68 Milligramm fest. Insgesamt sind 22 Wasserproben abgegeben worden.
Intensive Landwirtschaft trägt Schuld an Werten
Menschen, die ihr eigenes Gemüse im Garten anbauten und Brunnenwasser zum Gießen benutzten, müssten vorsichtig sein. „Nitratbelastetes Grundwasser führt beim Bewässern zu einer zusätzlichen Düngung“, erklärte Gülzow. Es bestehe die Gefahr einer Überdüngung und einer Nitratanreicherung im Gemüse. Wenn zu viel Nitrat konsumiert werde, steige bei Erwachsenen das Krebsrisiko.
Derart belastetes Wasser sollte auch nicht dazu genutzt werden, einen Fischteich zu befüllen, warnte das Vereinsmitglied, da es dann zu einer Massenvermehrung von Algen käme; abgestorbene Pflanzen könnten zu Fischsterben führen.
Der Grund für die hohe Nitratbelastung im Grundwasser sei die intensive Landwirtschaft, so Harald Gülzow. Diese habe sich in den letzten zehn Jahren immer weiter ausgebreitet, die staatliche Kontrollen wären unzureichend. „Man muss als Landwirt schon Pech haben, um kontrolliert zu werden“, sagte Gülzow. Er sieht den Gesetzgeber in der Pflicht, hier verstärkt einzugreifen.
Um die Nitratbelastung zu reduzieren, rät der Vsr-gewässerschutz Gemeinden und Landkreisen dazu, ihre landwirtschaftlichen Flächen in Zukunft nur noch ökologisch bewirtschaften zu lassen. „Der ökologische Landbau hat weit strengere Düngevorschriften, als in der Düngeverordnung festgesetzt sind“, weiß Gülzow. Nitrate befinden sich im Dünger.
Den Analysen des Gewässerschutz-vereins widerspricht Matthias Apel, Werkleiter beim Trinkwasser-zweckverband Mühlhausen und Unstruttal. Es gebe keine erhöhte Nitratbelastung des öffentlichen Trinkwassers. Apel verweist auf Untersuchungen, die im Mai dieses Jahres stattgefunden haben. Die Analysewerte des Vereins seien ausschließlich von privaten Brunnen genommen worden. Trinkwasser, das durch den Zweckverband geliefert werde, entspreche der Trinkwasserverordnung, sagte Apel.
Beate Kirsten, Referentin für Umwelt und ökologischen Landbau des Thüringer Bauernverbands, stoßen die Ergebnisse des Vsr-gewässerschutzes ebenso bitter auf. Die Mitteilung des Vereins sei „in hohem Maße unseriös“, kritisierte sie. Der Verein spiele in gefährlicher Weise mit Sorgen der Menschen und zeichne ein „Zerrbild der Realität“.
„Die getroffenen fachlichen Aussagen werden auf einer mehr als schwachen Datengrundlage getroffen und spiegeln nicht im Geringsten die aktuelle Situation der Nitratbelastung des Grundwassers im Unstrut-hainich-kreis wider“, verdeutlichte Beate Kirsten.
Unabhängig von den routinemäßigen Analysen über die Wasserversorger erfolge zusätzlich eine ständige Überwachung der Trinkwasserqualität durch das zuständige Gesundheitsamt des Unstrut-hainich-kreises, verdeutlichte die Referentin vom Thüringer Bauernverband. Von einer auch nur ansatzweise vorhandenen Überschreitung des Grenzwertes von 50 Milligramm Nitrat je Liter könne keine Rede sein.
Einseitig die konventionelle Landwirtschaft als Schuldigen anzuprangern, stelle auch eine „absolute Frechheit“dar und sei ein Versuch, konventionelle und ökologische Landwirtschaft gegeneinander auszuspielen, urteilt Beate Kirsten.