Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Es ist geerntet

- PFARRER CHRISTOPH HAASE

Jedes Jahr feiern wir Christen im Herbst das Erntedankf­est. Wir danken Gott, dem Geber aller guten Gaben ! Für Christen ist das alles selbstvers­tändlich! Andere fragen sich: Brauchen wir im Zeitalter von Wissenscha­ft und Technik überhaupt noch Gott für die Ernte?

Zu Ddr-zeiten propagiert­en die Kommuniste­n: „Ohne Gott und Sonnensche­in fahren wir die Ernte ein.“Und heute ?

Wir haben tolle Bewässerun­gsanlagen, Gewächshäu­ser, Kunstdünge­r, Einflussmö­glichkeite­n auf das Saatgut.

Wenn doch alles bei uns schief gehen sollte, kaufen wir eben unsere Nahrung in der weiten Welt. In Ägypten wird zum Beispiel jedes Jahr dreimal geerntet. Weil die Ernte unser menschlich­es Werk ist, dürfen wir uns selber feiern. Es gibt Mitmensche­n, die sagen: Gott für die Ernte zu danken, geht an der Wirklichke­it vorbei. Dagegen setzen wir Christen das Erntedankf­est, weil wir überzeugt sind, dass Gott alles Gedeihen in den Händen hält.

Gott hat die Welt geschaffen und wirkt bis an ihr Ende in sie hinein. Ohne ihn kann kein Samen, kein Grashalm, kein Weinberg existieren ! Unser Glaube sagt uns: Alles Leben kommt von Gott. Darum ist jede Eucharisti­efeier eine Danksagung für die von Gott geschenkte­n Gaben, auch im Blick auf die Ernte.

Ein Blick in die Welt sagt uns: Es ist nicht selbstvers­tändlich, dass wir alles zum Leben Notwendige haben, oft sogar mehr als wir brauchen! Die Armut in der Welt, mitunter auch vor unserer Haustür, schreit zum Himmel. Über 800 Millionen Menschen leiden in der Welt Hunger, vor allem in Afrika. Laut Uno sind 67 Millionen Menschen auf der Flucht. Sie haben meist unfreiwill­ig ihre Heimat wegen Dürre, Hunger, Gewalt oder Krieg verlassen. Wenn wir uns an einen gedeckten Tisch setzen können, dann gehören wir weltweit gesehen zu den Privilegie­rten.

Auch im Blick auf die politische Wende 1989 stellen wir fest: Es ist und bleibt ein Wunder, dass die Mauer nach 40 Jahren gefallen ist. Auch wenn 28 Jahre Einheit manche negativen Begleiters­cheinungen mit sich gebracht haben, so sollten wir doch mehr dankbar auf das Positive schauen, als auf hohem Niveau zu jammern.

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