Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Es ist geerntet
Jedes Jahr feiern wir Christen im Herbst das Erntedankfest. Wir danken Gott, dem Geber aller guten Gaben ! Für Christen ist das alles selbstverständlich! Andere fragen sich: Brauchen wir im Zeitalter von Wissenschaft und Technik überhaupt noch Gott für die Ernte?
Zu Ddr-zeiten propagierten die Kommunisten: „Ohne Gott und Sonnenschein fahren wir die Ernte ein.“Und heute ?
Wir haben tolle Bewässerungsanlagen, Gewächshäuser, Kunstdünger, Einflussmöglichkeiten auf das Saatgut.
Wenn doch alles bei uns schief gehen sollte, kaufen wir eben unsere Nahrung in der weiten Welt. In Ägypten wird zum Beispiel jedes Jahr dreimal geerntet. Weil die Ernte unser menschliches Werk ist, dürfen wir uns selber feiern. Es gibt Mitmenschen, die sagen: Gott für die Ernte zu danken, geht an der Wirklichkeit vorbei. Dagegen setzen wir Christen das Erntedankfest, weil wir überzeugt sind, dass Gott alles Gedeihen in den Händen hält.
Gott hat die Welt geschaffen und wirkt bis an ihr Ende in sie hinein. Ohne ihn kann kein Samen, kein Grashalm, kein Weinberg existieren ! Unser Glaube sagt uns: Alles Leben kommt von Gott. Darum ist jede Eucharistiefeier eine Danksagung für die von Gott geschenkten Gaben, auch im Blick auf die Ernte.
Ein Blick in die Welt sagt uns: Es ist nicht selbstverständlich, dass wir alles zum Leben Notwendige haben, oft sogar mehr als wir brauchen! Die Armut in der Welt, mitunter auch vor unserer Haustür, schreit zum Himmel. Über 800 Millionen Menschen leiden in der Welt Hunger, vor allem in Afrika. Laut Uno sind 67 Millionen Menschen auf der Flucht. Sie haben meist unfreiwillig ihre Heimat wegen Dürre, Hunger, Gewalt oder Krieg verlassen. Wenn wir uns an einen gedeckten Tisch setzen können, dann gehören wir weltweit gesehen zu den Privilegierten.
Auch im Blick auf die politische Wende 1989 stellen wir fest: Es ist und bleibt ein Wunder, dass die Mauer nach 40 Jahren gefallen ist. Auch wenn 28 Jahre Einheit manche negativen Begleiterscheinungen mit sich gebracht haben, so sollten wir doch mehr dankbar auf das Positive schauen, als auf hohem Niveau zu jammern.