Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)
Das Tischlein deckt sich nicht von alleine
Kinder aus Mühlhausen lernen, was Tischkultur bedeutet
FRIEDRICHSRODE. Gefüllte Paprikaschoten, gegrillte Hähnchen, Pizza, bunter Salat, Reis und Apfelkuchen als Dessert, das tafelten gestern sieben- bis neunjährige Kinder im Kunsthof Friedrichsrode (Kyffhäuserkreis) auf und luden damit ihre Eltern zum Mittagessen ein.
Das opulente Mahl war zugleich der Abschluss einer Ferienwoche, die mit einer uralten Geschichte begann, Grimms Märchen „Tischlein, deck Dich“. Nach einer Lesung erfuhren die Kinder, dass sich Tische eben nicht durch magische Sprüche decken. Die Märchenmotive wurden dennoch als Vorlage für Druckgrafiken genutzt. In den Werkstätten des Kunsthofes zogen die Kinder auch Kerzen, filzten Tischschmuck und Deckchen, druckten Namenskärtchen.
„Wir wollen den Kindern ein Bewusstsein dafür schaffen, welchen kulturellen Akt das Tischdecken und das gemeinsame Essen bedeuten“, sagt Projektleiter Michael Donth.
Die 20 Kinder kamen aus Mühlhausen, von der Grundschule Menteroda/keula, drei von ihnen aus der Gemeinschaftsunterkunft in Obermehler. Das Projekt wird durch Mittel des Bundesprogramms „Kultur macht stark“finanziert und fand durch Vermittlung des Diakonischen Werkes Eichsfeldmühlhausen (Tafel macht Kultur) statt. Reiner Engel, Geschäftsführer des Diakoniewerkes, und Franziska Berner vom Jugendprojekt Boje des Kirchenkreises, überzeugten sich gestern vor Ort vom Erfolg der künstlerisch-kulinarischen Ferienwoche. Berner zeichnete sich für die Zusammenstellung der Kindergruppen aus.
Bei den Kindern kam das Projekt gut an. So schafften es zwar die von Emilia favorisierten Pfannenkuchen nicht auf die Speisekarte, aber die achtjährige verbrachte erstmals eine Woche von Mama Katja Kraft getrennt, und das ohne Heimweh. (dib)