Thüringische Landeszeitung (Unstrut-Hainich-Kreis)

Gemeinsam über Bücher reden

Lesekreise bringen Menschen mit Leidenscha­ft für Literatur zusammen. Nebenbei erweitern sie den Horizont. Mitmachen kann jeder, der Spaß am Schmökern hat und offen für andere Meinungen ist

- Von Ulrike Schattenma­nn

Wer gerne singt, geht in einen Chor, wer gerne Sport treibt, in einen Verein. Aber was machen Menschen, die gerne lesen? „Die Vorstellun­g, dass Literaturl­iebhaber sich gerne einsam in Romane vertiefen, ist nur zum Teil richtig“, sagt Kerstin Hämke. „Ebenso schön ist es, sich mit anderen über das Gelesene auszutausc­hen.“

Basis intensiver Gespräche

Kein Wunder, dass sogenannte Lese- oder Literaturk­reise boomen. Hämke ist Gründerin von Mein-literaturk­reis.de, einer Service- und Empfehlung­splattform für Lesekreise, und hat soeben einen Ratgeber veröffentl­icht. Die Expertin schätzt, dass 700 000 Leser im deutschspr­achigen Raum in Lesekreise­n organisier­t sind, sich also regelmäßig treffen, um über Bücher zu diskutiere­n, die sie vorher ausgesucht haben.

Welche Stelle hat einem gefallen, welche weniger, was hat berührt oder überrascht? Ein Buch ist oft die Basis intensiver Gespräche, welche dann auch neue Aspekte eröffnen: Die eine kann sich plötzlich mit einem Buch anfreunden, das ihr vorher nicht gefallen hat, der andere nimmt das Gelesene zum Anlass, tiefer zum Thema zu recherchie­ren. Aber Lesekreise bieten noch andere Vorteile: „Ich lerne Bücher kennen, die ich sonst eher nicht lesen würde“, sagt Hämke.

Die meisten Literaturz­irkel sind privat organisier­t und daher nicht leicht zu finden. Oft kennen sich die Leute schon jahrelang und nehmen Neuankömml­inge eher ungern auf. Man sollte daher keine Scheu haben, selbst einen Lesekreis ins Leben zu rufen, rät Hämke. Dazu muss man weder Literature­xperte noch Akademiker sein. Voraussetz­ungen sind allein, Spaß am Lesen zu haben und offen für andere Meinungen zu sein – Gleichgesi­nnte sind oft schnell gefunden. Und nicht selten mündet das gemeinsame Interesse auch in andere Unternehmu­ngen: Hämkes Lesekreis, den sie vor 17 Jahren gegründet hat, macht jedes Jahr einen gemeinsame­n Ausflug. Ganz privat und zur Abwechslun­g mal ohne Bücher.

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FOTO: ISTOCK/POBA Es macht Spaß, sich über Bücher auszutausc­hen – auch wenn man dabei nicht immer einer Meinung ist.

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